Gas-Stand in österreichischen Lagern
Das entspricht der Stufe 1 des Gasnotfallplans. In dieser Stufe schaut eine Experten-Gruppe genau zu, wie sich der Gas-Stand in den österreichischen Lagern entwickelt. Ziel ist es, bis Winter so viel Gas wie möglich einzulagern.
Und wenn es eng wird, wird der Wirtschaft das Gas abgedreht. Zu Hause haben es dann alle in ihrer Arbeitslosigkeit und ohne industriell gefertigte Produkte von Klopapier über Babynahrung bis Medikamente schön warm.
E-Control Vorstand Wolfgang Urbantschitsch sah heute im Morgenjournal jedenfalls keinen Anlass für die Ausrufung der Alarmstufe, der zweiten der drei Stufen des Gas-Notfallplans. Die Regierung wolle die Speicher bis zum Beginn der Heizsaison auf 80 Prozent füllen. Dann sei alles gut. Und aus.
In Deutschland gehen die Uhren ein wenig anders. Wirtschaftsminister Robert Habeck und seine Krisenstäbe tagen seit März fast im Tagesrhythmus und gehen mit der Industrie diverse Notfallpläne durch.
Vorbereitungen in Deutschland
In Absprache mit der Regierung und angesichts der reduzierten Gasflüsse aus Russland bereiten sich große Teile der deutschen Industrie bereits darauf vor, ihre Produktion geordnet herunterzufahren, sollte sich die Versorgungslage deutlich verschlechtern.
Großverbraucher aus der Chemie-, Metall- und Baustoffindustrie prüfen, wie sich eine Reduzierung der Liefermenge auf die eigene Wertschöpfungskette auswirkt, wie eine Analyse des Handelsblatts zeigt.
Die Rede ist hier von Konzernen wie BASF, Thyssen Krupp, Henkel, VW und so weiter. Das ist auch schon teilweise die Antwort auf die Frage, warum man in Deutschland das Thema Gaslieferstopp offensichtlich weitaus stärker ernst nimmt als in Österreich.
Deutschland ist Europas Industrienation Nummer eins. Steht die Industrie, steht mit all der Zulieferwirtschaft so ziemlich das ganze Land. In Deutschland befinden sich Weltkonzerne. Dreht man dort an der Gasschraube, dreht sich die halbe Welt mit.
Keine Tabus mehr in Deutschland
Deshalb gibt es in Deutschland auch keine Tabus mehr. Während der Einsatz von Kohle hierzulande eine heftige Debatte auslöst, ist eine stark vermehrte Kohleverstromung (der Kohleausstieg ist für 2038 geplant) in Deutschland null Thema.
Die Situation sei viel zu ernst, so Habeck in einem fünfseitigen Dossier zur Krise. So werden in Deutschland Kohlekraftwerke länger oder aus der Reserve in die Produktion genommen.
Auch an einem anderen Tabu wird gerüttelt. So hat sich SPD-Chef Lars Klingbeil dafür ausgesprochen, bei einer Gasknappheit in Deutschland der Industrie Vorrang bei der Versorgung zu geben. Weil es um die Versorgung von Lebensmitteln bis hin zu Medikamenten gehe und um Hunderttausende Jobs. In Österreich ist das kein Thema.
Befürchtung, dass Putin Pipeline ganz abdreht
Der Hauptgrund für die deutsche Wachsamkeit heißt aber Nord Stream 1. Russisches Erdgas gelangt im Wesentlichen über drei Hauptleitungen nach Deutschland.
Die wichtigste Pipeline ist Nord Stream 1 über die Ostsee mit einer jährlichen Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Und gerade diese Pipeline wird ab 11. Juli für zehn Tage wegen Wartungsarbeiten stillgelegt. Deutsche Politiker wie Klingbeil befürchten, dass Putin die Pipeline danach nicht mehr aufdreht.
Österreich bekommt sein Gas über die Ukraine. Die sogenannte Transgas. Diese Pipeline hätte technisch gesehen eine deutlich höhere Kapazität als North Stream 1.
Allerdings will Russland die Ukraine nur begrenzt als Transitland nutzen. In Österreich wundert man sich dann, wenn zwischendurch durch die Leitung weniger Gas fließt. Ansonsten beobachten wir die Lage.
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