Von Wien nach Brüssel: Lieber schnell oder klimaschonend?
Am Sonntag ist es soweit. Dann rollt um 20:38 Uhr der erste ÖBB-Nachtzug von Wien nach Brüssel. Geplant sind zwei Nachtzüge pro Woche. Neben Sonntag am Mittwochabend. Die ÖBB wollen so der Flugbranche Konkurrenz machen.
Schließlich ist die Strecke Wien-Brüssel eine Top-Destination für Politiker, Lobbyisten und Manager. Außerdem trifft man den Zeitgeist. Bahn fahren gilt als grün.
Der KURIER vergleicht aus diesem Grund einzelne Verkehrsträger auf dieser Strecke. Mit Greenpeace und dem Umweltbundesamt wurden Flugzeug, Bahn, Bus und Auto untersucht. Analysiert wurden der -Verbrauch pro Kopf, die Reisekosten, die ungefähre Distanz von Stadtmitte zu Stadtmitte und die Reisedauer. Die Daten in der Tabelle beinhalten Hin- und Rückreise. An- und Abreise zum Flughafen und Bahnhof wurden nicht berücksichtigt.
Zu den Ergebnissen: In puncto CO2-Ausstoß pro Person siegt die ÖBB mit Abstand – siehe Tabelle. Hin und retour verbraucht eine Person 60 bis 80 Kilogramm CO2. Greenpeace und Umweltbundesamt gehen dabei von einer Auslastung von etwa 110 Personen im Zug aus.
Die Ankunftszeit könnte für Menschen, welche aus beruflichen Gründen die Hauptstadt der Europäischen Union aufsuchen wollen, allerdings problematisch sein. Die planmäßige Ankunftszeit in Brüssel-Nord ist Montags und Donnerstags jeweils 10:45 Uhr und in Brüssel-Midi 10:55 Uhr. Da sind allfällige Meetings längst im Gange. Laut ÖBB hat man von den Belgischen Staatsbahnen keinen besseren Slot bekommen.
Bei den Kosten ist die ÖBB relativ günstig - Sofern man sich mit einem einfachen Sitzplatz begnügt und Wochen vorher bucht. Für einen sogenannten „Single-Deluxe-Schlafwagen“ muss man aber selbst mit einem Sparschiene-Ticket rund 400 Euro für Hin- und Rückfahrt hinblättern.
Da kommt ein Flug weitaus billiger. Wobei im KURIER-Check Billigairline-Angebote nicht einmal berücksichtigt wurden. Dafür ist der CO2-Ausstoß pro Person mit Abstand am höchsten, wobei Greenpeace und Umweltbundesamt von einer Auslastung von rund 95 Personen pro Flug ausgehen. Wichtig ist auch, wie hoch ein Flugzeug fliegt und wie viele Schleifen es bei der Landung dreht. So oder so schneidet das Flugzeug im CO2-Emissionsvergleich selbst gegenüber dem Auto schlecht ab.
Mit dem Auto nach Brüssel zu fahren ist überhaupt die schlechteste Idee. Es dauert (selbst ohne Staus), kostet, und umweltschädlich ist es auch. Eine Busfahrt ist da ein wenig besser, wobei Umweltbundesamt und Greenpeace bei ihrer -Berechnung pro Kopf von Auslastung von 18 bis 20 Personen ausgehen.
Fazit: Wer umweltbewusst nach Brüssel reisen will und Zeit hat, fährt Bahn. Wer schnell und günstig hin und zurück muss, der fliegt.
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