USA steigen zur Ölmacht Nummer eins auf

2017 werden die Vereinigten Staaten Saudi-Arabien und Russland überholt haben, prognostiziert die Internationale Energieagentur IEA.

Die globale Energiewirtschaft wird sich nach Ansicht der Internationalen Energieagentur (IEA) in den nächsten zwei Jahrzehnten dramatisch verändern. Hauptverantwortlich dafür seien die USA, die ihre Gas- und Ölproduktion erheblich steigern und damit schon 2020 zum Netto-Exporteur von Erdgas werden, prognostiziert die IEA in ihrem "World Energy Outlook 2012", der am Montag in London präsentiert wurde.

Bis 2035 soll Nordamerika rein rechnerisch beinahe Energie-autark sein und auch beim Erdöl zum Nettoexporteur werden. Fast 90 Prozent der Öl-Lieferungen aus dem Nahen Osten sollen dann nach Asien gehen.

Die weltweite Energienachfrage wird nach IEA-Schätzung bis 2035 um mehr als ein Drittel steigen, wobei China, Indien und der Nahe Osten für 60 Prozent des Nachfrageanstiegs verantwortlich sein werden. In der OECD wird der Energieverbrauch kaum zunehmen, die westlichen Industrieländer werden ihren Bedarf aber deutlich stärker als bisher mit Gas und erneuerbaren Energieträgern decken.

Ein Fünftel Einsparungen bis 2035

Einen wichtigen Beitrag soll auch die Effizienzsteigerung liefern. "Der diesjährige World Energy Outlook zeigt, dass wir bis 2035 Energieeinsparungen erzielen können, die beinahe einem Fünftel des weltweiten Verbrauchs im Jahr 2010 entsprechen", erklärte IEA-Direktorin Maria van der Hoeven laut Aussendung.

Dennoch werden fossile Energieträger im globalen Energiemix weiterhin dominant bleiben. Dafür werden auch Subventionen sorgen, die im Jahr 2011 um fast 30 Prozent auf 523 Mrd. Dollar (412,01 Mrd. Euro) gestiegen sind, vor allem im Nahen Osten und Nordafrika.

Irak auf Platz zwei

Die weltweite Ölnachfrage soll laut IEA-Prognose bis zum Jahr 2020 um 7 Mio. Fass pro Tag zunehmen und 2035 mehr als 99 Mio. Fass pro Tag übersteigen. Der Ölpreis soll dann mehr als 215 Dollar pro Fass betragen, das entspricht 125 Dollar in heutigem Geld. Der Irak wird laut IEA bis 2035 Russland als zweitgrößten Ölexporteur überholen und alleine für 45 Prozent der Zunahme bei der Ölproduktion verantwortlich sein.

Die Nachfrage nach Erdgas wird laut IEA in den nächsten zwei Jahrzehnten um 50 Prozent auf 5 Billionen Kubikmeter zunehmen. Beinahe die Hälfte der Produktionssteigerung werde mit unkonventionellem Gas wie etwa Schiefergas erreicht werden, vor allem aus den USA, Australien und China, meinen die IEA-Experten.

Ob der Verbrauch von Kohle weiterhin so rasant steigen wird, werde vor allem von umweltpolitischen Maßnahmen sowie von der Entwicklung des Kohlepreises im Vergleich zum Gas abhängen, so die IEA-Analyse. Die Annahme ist, dass der Kohleverbrauch um ein Fünftel steigen wird, vor allem in China und Indien.

Schon 2015 sollen erneuerbare Energieträger laut IEA-Berechnungen zur zweitwichtigsten Quelle für die Stromerzeugung werden und damit zur Kohle aufschließen. Das hänge aber wesentlich davon ab, ob Erneuerbare auch künftig subventioniert werden. 2011 betrugen diese Subventionen (auch für Bio-Brennstoffe) insgesamt 88 Mrd. Dollar. Im Zeitraum bis 2035 müssten die Subventionen 4,8 Billionen Dollar betragen. Mehr als die Hälfte dieser Summe sei bereits für bestehende Projekte reserviert oder wird benötigt, um die definierten Ziele bis 2020 zu erreichen.

Die Ausbaupläne für Atomkraft sind laut IEA nach dem Atomunfall im japanischen Fukushima etwas zurückgenommen worden, aber die Kapazitäten sollen vor allem in China, Südkorea, Indien und Russland zunehmen.

IEA-Chefökonom Fatih Birol beklagt vor allem das Fehlen einer koordinierten Energiepolitik. "Unsere Analyse zeigt, dass zwei Drittel der bis 2035 ökonomisch realisierbaren Effizienzverbesserungen ungenützt bleiben werden", so der Hauptautor des World Energy Outlook.

"Umdenken nötig"

Umweltminister Niki Berlakovich hat auf die Prognose der IEA mit einem Aufruf reagiert: "Wir brauchen dringend ein Umdenken in Sachen Klima- und Energiepolitik. Der weltweite Weg muss darauf abzielen, von fossilen Energieträgern wie Erdöl und Kohle wegzukommen und erneuerbare Energien noch mehr auszubauen.“

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