Putin will weltgrößten Ölkonzern

Putin will weltgrößten Ölkonzern
Der russische Staatskonzern Rosneft soll das Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP schlucken. Am Freitag wurde dort ein Manager verhaftet.

Der Griff nach der Weltspitze, politischer Einfluss, eine Verhaftung – klingt nach einem Krimi, ist aber beinharte Realität. Beim spektakulären Milliarden-Deal, mit dem sich der russische Staatskonzern Rosneft zum größten börsenotierten Ölmulti der Welt aufschwingen will, geht es rund.

Kremlchef Vladimir Putin hat sich für das Geschäft ausgesprochen: Rosneft soll den drittgrößten russischen Ölkonzern, das britisch-russische Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP, schlucken. BP soll für seinen Hälfteanteil 28 Milliarden US-Dollar (21,3 Mrd. Euro) bekommen – teils in bar, teils in Rosneft-Aktien. Russische Oligarchen, denen die andere Hälfte gehört, sollen ebenfalls so viel einstreifen.

Mitten in die Verhandlungen platzte am Freitag die Meldung, dass just beim Ölförderer TNK-BP ein Manager wegen Betrugsverdachts verhaftet wurde. Der PR-Mann soll Unternehmern gegen die Zahlung von Millionen hohe Posten in der russischen Präsidialverwaltung angeboten haben.

Flucht

BP-Boss Bob Dudley dürfte sich an alte Zeiten erinnert fühlen. Er war bis 2008 Chef des Gemeinschaftsunternehmens TNK-BP, verließ dann allerdings fluchtartig Moskau und trat zurück. Im Tauziehen um die Kontrolle des Konzerns habe er sich bedroht gefühlt, sagte er damals.

Mit Dudley als BP-Chef hat Moskau allerdings kein Problem. Längst ist er wieder gern gesehener Gast. Etwa, wenn es darum geht, im Nordpolarmeer nach Öl zu bohren. "Wir müssen dort dabei sein", sagte Dudley erst im Frühjahr. Sein Treffen mit Putin und dem Rosneft-Boss Igor Setchin, einem engen Putin-Vertrauten, im September soll sehr amikal verlaufen sein.

Laut einem Bericht der britischen Zeitung The Guardian wird Dudley seinem Aufsichtsrat empfehlen, das Angebot anzunehmen. Für die Briten hat der Deal schließlich mehrere Vorteile. Sie kommen an viel Bargeld. Und sie würden Anteile an Rosneft besitzen und damit – nach dem russischen Staat – zweitgrößter Aktionär werden. Gar nicht zu reden von den Aussichten, in der russischen Arktis nach Öl bohren zu dürfen.

Eine neue Riesen-Rosneft würde mehr Öl fördern als Exxon Mobil, Royal Dutch Shell oder PetroChina. Die Angst vor einem Kraken mit viel Einfluss auch auf die Abnehmer in Europa versucht die Moskauer Führung zu zerstreuen: "Es wird kein Monopol geben. Bei uns herrscht eine verhältnismäßig starke Konkurrenz auf dem Markt", betont Energieminister Alexander Nowak.

OMV: Die Margen legen erneut zu Der heimische OMV-Konzern hatte seine Aktionäre eigentlich auf sinkende Raffineriemargen im zweiten Halbjahr eingestimmt. Im dritten Quartal stieg die Marge – die die Profitabilität des Öl- und Gasgeschäfts misst –, aber kräftig. Sie machte 5,28 Dollar je Barrel aus, nach 1,74 Dollar im Vorjahreszeitraum.

Die Aufwendungen für Explorationen waren mit 180 Millionen Euro im dritten Quartal deutlich höher als in den Vorquartalen. Als Begründung nennt die OMV Abschreibungen in Kurdistan. Es gab auch negative Sondereffekte: Für Ölpreis-Absicherungsgeschäfte fielen 41 Millionen, für Rechtskosten, die in Kasachstan nötig waren, weitere 38 Millionen Euro an. Die Gesamtproduktion stieg im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent.

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