Der Öl-Boom in den USA geht einerseits zu Lasten des Ölförderkartells OPEC. Allen voran Saudi Arabien hat über weite Strecken des Jahres 2023 versucht, seine Mitstreiter auf Förderkürzungen einzuschwören, um die Preise zu stützen. Angola, das innerhalb der OPEC nur wenig Gewicht hatte, ist deswegen aus dem Zusammenschluss ausgetreten. Die OPEC hat dadurch ein Stück an Gewicht verloren.
Sanktionen
Die USA schwächen mit der hohen Förderung aber auch Russland, das aufgrund der Sanktionen der G7 und EU gezwungen ist, sein Öl mit Preisabschlägen zu verkaufen. Öl und Gas sind wichtig für Moskau, im Jahr 2021 entfielen laut der Internationalen Energieagentur 45 Prozent der russischen Staatseinnahmen darauf.
Im Dezember haben die russischen Ölexporte zwar ein Neunmonatshoch erreicht, hohe Preise wurden dabei aber nicht erzielt. Russisches Öl der Referenzsorte Ural wird derzeit um 64 Euro pro Fass (je 159 Liter) gehandelt. Das ist um etwa 16 Euro weniger als Öl der Nordseesorte Brent. Abnehmer wie Indien freuen sich, raffinieren das russische Öl und verkaufen den Treibstoff unter anderem nach Europa.
Da die USA Russland zwingen wollen, ihr Öl um weniger als 60 Dollar zu verkaufen, haben sie zuletzt eine Verschärfung der Sanktionen angekündigt. Dabei wurde mit der Reederei Hennesea Holdings mit Sitz in den Emiraten erstmals eine Firma vor den Vorhang gezerrt, die die Sanktionen laut den USA missachtet.
Fördermenge steigt an
Die Entwicklung der Ölpreise ist zwar nicht zuverlässig vorherzusehen, die Zahlen deuten allerdings darauf hin, dass es in absehbarer Zeit zu keiner Verknappung kommen wird. Denn die wirtschaftliche Dynamik in großen Volkswirtschaften ist noch immer verhalten. Außerdem führen Klimaschutzmaßnahmen und neue Technologien wie Elektroautos und Wärmepumpen dazu, dass insbesondere in reichen Ländern schrittweise mehr Strom und weniger Öl nachgefragt wird.
Der weltweite Ölverbrauch liegt in etwa bei 100 Millionen Fass pro Tag. Die IEA prognostiziert, dass er im Jahr 2024 um 1,2 Millionen Fass pro Tag zunimmt, die Produktion aber um 1,5 Mio. Fass steigt. Insbesondere die USA, Kanada, Brasilien und Guyana wollen die Förderung erhöhen. Demnach sollte der Markt ausreichend versorgt sein, wenn keine externen Schocks eintreten.
Akute Schocks
Die Verwerfungen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben bereits zu einer Umlenkung der weltweiten Handelswege von Öl und Treibstoffen geführt. Der Angriff der Hamas auf Israel und der folgende Krieg hatten nur zu einem kurzfristigen Preisanstieg zur Folge.
Durch den Suezkanal passieren derzeit nur etwa halb so viele Öltanker wie vor den Angriffen der Houthi-Rebellen. Viele Frachter fahren also Umwege, ein gröberes Problem stellt das aber nicht dar. Ölreserven gehen nicht gleich zur Neige, nur weil Tankschiffe etwas länger unterwegs sind. Die Produktionsanlagen sind von den Auseinandersetzungen bisher nicht betroffen, große Förderländer nicht direkt in die Auseinandersetzungen involviert. Der Iran hat zwar mit der Blockade weiterer Seewege gedroht, diese aber nicht umgesetzt.
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