UBS spricht angeblich mit Credit Suisse über Übernahme

UBS spricht angeblich mit Credit Suisse über Übernahme
Mega-Bankenfusion bahnt sich an. Es wäre der größte Zusammenschluss in der Branche seit der Finanzkrise.

In der Schweiz bahnt sich eine Elefantenhochzeit im Bankensektor an. Wie die Financial Times berichtet, spricht die Großbank UBS mit der krisengeplagten Konkurrentin Credit Suisse über eine Übernahme. Die UBS könnte dabei die Credit Suisse komplett erwerben oder auch nur teilweise, heißt es im Bericht unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Verwaltungsräte der beiden Geldhäuser wollten sich am Wochenende getrennt zusammensetzen. 

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Finanzmarktaufsichtsbehörde Finma organisierten die Gespräche, um Vertrauen in den Bankensektor des Landes aufzubauen. UBS und Credit Suisse lehnten einen Kommentar zu dem Bericht ab. Laut Schweizer Medienberichten prüft die UBS die Übernahme auf Drängen der Aufsichtsbehörden. Damit soll die anhaltende Vertrauenskrise in die angeschlagene Credit Suisse gestoppt werden.

Die Aktien der Credit Suisse legten nachbörslich neun Prozent zu. Im regulären Handel in der Schweiz waren sie am Freitag um rund acht Prozent gefallen.

Laut Financial Times vom Samstag soll auch die US-Investmentbank Blackrock ein Übernahmeangebot für die Credit Suisse vorbereiten. Blackrock dementierte allerdings, entsprechende Absichten zu haben. 

Vertrauensschwund

Die Credit Suisse kämpft seit Tagen mit einem Vertrauensschwund von Anlegern und Kunden. Auslöser waren ursprünglich zwar hausgemachte Probleme. Doch die Krise rund um die amerikanische Silicon Valley Bank befeuerte die Verunsicherung weiter. Am Mittwochabend stellten sich die Schweizerische Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht Finma hinter die Credit Suisse. Wenige Stunden später begann das Institut einen Notfallkredit im Volumen von 50 Milliarden Franken anzuzapfen.

Insidern zufolge sind für das Wochenende außerordentliche Sitzungen verschiedener Teams angesetzt worden. Dabei sollten Finanzdaten aufbereitet und Szenarien für die Zukunft der Schweizer Großbank erarbeitet werden, wie mit der Situation vertraute Personen zur Nachrichtenagentur Reuters sagten.

Europäischer Bankenriese

Gingen UBS und Credit Suisse zusammen, entstünde ein europäischer Riese. Die UBS beschäftigt gegenwärtig über 72.000 Mitarbeiter, die Credit Suisse über 50.000. Ein Zusammenschluss würde angesichts der Überlappungen wohl zu Tausenden von Stellenstreichungen führen. Wegen der hohen Marktanteile im Heimatmarkt stellt sich zudem die Frage, ob die Wettbewerbsbehörden eine Fusion durchwinken würden. Denkbar ist etwa, dass das Schweizer Geschäft der Credit Suisse abgespalten wird. Die Vorbereitungen dazu hat das Institut bereits vor einigen Jahren in Zusammenhang mit später aufgegebenen Börsenplänen getroffen.

Die UBS hat auch öffentlich wiederholt klar gemacht, dass sie von einer Übernahme der Credit Suisse nichts wissen will, zuletzt am Dienstag. Im Jänner erklärte Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher: "Wir haben auch nicht den Wunsch, die Credit Suisse zu kaufen." Es gebe kein überzeugendes Szenario für eine solche Transaktion.

FILE PHOTO: Switzerland's national flag flies below a logo of Swiss bank UBS in Zurich

Vermögensverwalter für Reiche

Die UBS hat einen guten Lauf: 2022 fuhr der weltgrößte Vermögensverwalter für Reiche und Superreiche einen Gewinn von 7,63 Milliarden Dollar ein und schaffte damit das beste Ergebnis seit 16 Jahren. Credit Suisse erlitt dagegen einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken.

UBS will vor allem im Geschäft mit vermögenden US-Privatkunden wachsen. Credit Suisse hat sich dagegen aus diesem Geschäft weitgehend zurückgezogen. Attraktiv könnte für die UBS aber das Vermögensverwaltungsgeschäft der Credit Suisse insbesondere in Asien sein. Zudem könnte sie den kleineren Rivalen wohl zu einem Schnäppchenpreis kaufen. Credit Suisse ist an der Börse nur noch 7,4 Milliarden Franken wert, die UBS etwa 60 Milliarden Franken. Die Übernahme einer Großbank gilt aber als hochkomplex, langwierig und risikoreich.

Springt der Staat ein?

Sollte die UBS abwinken, wäre direkte Staatshilfe wie etwa der Kauf einer Beteiligung eine weitere Option. Damit müsste die Schweiz allerdings eine dicke Kröte schlucken. Denn nach der Staatsrettung der UBS im Jahr 2008 haben die Behörden große Anstrengungen unternommen, in Zukunft ein ähnliches Ereignis zu verhindern. So wurden etwa die Kapitalvorschriften verschärft und Vorbereitungsmaßnahmen für eine Abwicklung von Banken getroffen.

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