Trendumkehr: Das Sparen verliert an Bedeutung

Trendumkehr: Das Sparen verliert an Bedeutung
Monatlicher Sparbetrag sinkt von 344 auf 301 Euro. Die Zufriedenheit der Menschen mit dem Sparbetrag nimmt ebenfalls ab.

Die Österreicherinnen und Österreicher sparen weniger. Wurden 2021 noch durchschnittlich 344 Euro pro Monat zur Seite gelegt, sind es heuer nur noch 301 Euro. Das ergab eine Studie des IMAS-Instituts im Auftrag der Erste Bank der österreichischen Sparkassen. Für die Studie wurden 900 Interviews in ganz Österreich durchgeführt, befragt wurden die Bevölkerung über 15 Jahren.

Gleichzeitig nimmt offenbar auch die Bedeutung des Sparens ab. Während 2021 noch 81 Prozent der Befragten angaben, dass sparen "sehr wichtig" oder "ziemlich wichtig" ist, sind es jetzt nur mehr 77 Prozent. Und: Die Sparerinnen und Sparer werden unzufriedener mit dem Sparbetrag. Im Vorjahr waren noch 65 Prozent "sehr zufrieden" oder "ziemlich zufrieden" mit ihrem Sparbetrag, heuer sind es nur mehr 50 Prozent.

Gründe

Gründe für die Trendwende bei der Bedeutung des Sparens gibt es mehrere, so Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Oesterreich. Zum einen werde wohl nach Jahren der pandemiebedingten Einschränkungen wieder mehr konsumiert. Aber natürlich kämen auch "erhöhte Kosten" ins Spiel, betont Holzinger-Burgstaller. Und natürlich sei - im Hinblick auf die Zufriedenheit mit dem Sparbetrag - gerade in den vergangenen Jahren mangels Alternativen viel Geld ins Sparen geflossen. "Aber viele Menschen würden gern mehr sparen als sie es sich jetzt leisten können", so die Bank-Chefin.

Gerda Holzinger-Burgstaller

Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich

Jeder bzw. jede sechste Befragte hat auch angegeben, sich einzuschränken - vor allem beim Essen gehen, mit dem Auto fahren und Urlaub machen. Aber 24 Prozent der Befragten schränken sich auch beim Sparen ein.

Verlust der Kaufkraft

Markus Kaller, Wertpapierexperte der Erste Group, wies ergänzend auf den Kaufkraftverlust hin, der inflationsbedingt gegeben ist, wenn man das Geld nur am Sparbuch liegen lässt. Dieser Kaufkraftverlust ist bei hoher Inflation natürlich größer.

Holzinger-Burgstaller appellierte an die Menschen, sich bei der Geldanlage beraten zu lassen. Man könne zwar die Inflationsraten nicht verändern, aber den "Schaden daraus minimieren".

Sparvolumen rückläufig

Eine Umfrage von Marketagent im Auftrag der HYPO NOE kommt zum Ergebnis, dass ein Drittel der Befragten nicht sparen. Bei der Hälfte davon liegt das an den Teuerungen und hohen Energiepreisen. Die übrigen zwei Drittel sparen monatlich eine Summe von 331 Euro. Einen Notgroschen zu haben sei sinnvoll, sagt Wolfgang Viehauser, Vorstand der HYPO NOE - allerdings sollte er auch nicht überdimensioniert sein. "Rechnen wir mit einem durchschnittlichen Nettoeinkommen von rund 1.800 Euro, so sollten großzügig gerundet maximal 10.000 Euro täglich fällig auf dem Sparkonto vorhanden sein", so Viehauser. Auch hier appelliert man an die Menschen, sich beraten zu lassen. Auch mit kleinen Beträgen könne Geld veranlagt werden.

Auch die Raiffesenlandesbank Oberösterreich hat eine Studie anlässlich des Weltspartages in Auftrag geben. Durchgeführt hat sie Spectra. Demnach liegt die Sparquote, also der Prozentanteil des persönlichen Nettoeinkommens, das zur Seite gelegt wird, bei über 50 Prozent der Befragten unter 20 Prozent. Rund ein Fünftel kann aktuell gar nichts ansparen. "Die Inflation und damit insbesondere die Preise für Energie sowie andere Dinge des täglichen Bedarfs sind innerhalb kurzer Zeit auf ein extrem hohes Niveau geklettert. Für viele Sparerinnen und Sparer ist es deshalb umso schwieriger und herausfordernder, finanziell für die Zukunft vorzusorgen", so RLB OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller. Das ließe sich ganz direkt in Zahlen messen: Das Sparvolumen der Raiffeisenbankengruppe OÖ liegt aktuell bei 16,13 Milliarden Euro, das ist ein leichter Rückgang von 0,2 Prozent gegenüber dem Jahresende 2021.

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