Strom wurde 2019 für 85 Prozent der Kunden teurer

Strom wurde 2019 für 85 Prozent der Kunden teurer
Laut Jahresbericht der E-Control wurden Preisrückgänge bei Gas nicht an Kleinkunden weitergegeben.

2019 wurde Strom und Gas für die Kunden in Österreich teurer, laut E-Control-Tätigkeitsbericht wegen höherer Preise für Öl, Gas und Kohle an den europäischen Großhandelsmärkten sowie deutlich angestiegener CO2-Preise. Zudem bewirkte die seit Herbst 2018 wirksame Trennung der Strompreiszone Österreich-Deutschland eine Marktverkleinerung mit erhöhten Beschaffungskosten für heimische Marktteilnehmer.

Dennoch seien die heimischen Großhandelspreise im europäischen Vergleich noch immer relativ gering, heißt es dem seit Donnerstag vorliegenden Jahresbericht der Energieregulierungsbehörde. Wegen der Preisanstiege seien die Kunden besonders preissensibilisiert, und die Wechselraten erreichten 2019 mit 4,3 Prozent bei Strom und 6,0 Prozent bei Gas erstmals seit 2017 wieder neue Rekordmarken.

Preissteigerungen

"Mehr als die Hälfte aller Stromlieferanten, die insgesamt ca. 85 Prozent der Haushaltskundinnen und -kunden sowie Kleingewerbebetriebe in Österreich beliefern, haben bei ihren Bestandskunden Energiepreiserhöhungen durchgeführt", heißt es im Bericht.

Auch bei den Businesskunden aller Größenklassen gab es einen deutlichen Anstieg der Energiepreise. Bei Strom erhöhten mehr als 70 Lieferanten ihre Energiepreise für Kleinkunden, Private und Gewerbebetriebe - die Erhöhungen lagen bei 6 bis 55 Prozent und machten für einen Musterhaushalt zwischen 17 und 120 Euro brutto im Jahr aus.

Industriekunden

Im Schnitt setzte sich laut E-Control der Strompreis-Erhöhungstrend von 2018 auch 2019 bei Haushalten und Nicht-Haushalten "ungebrochen fort". Nur in der Größenklasse der Industriekunden mit über 150 GWh/Jahr Verbrauch wurde eine "kleine Entspannung" in der ersten Jahreshälfte 2019 festgestellt. Bei Strom stieg die Angebotszahl sowie die Zahl der Marken bzw. der bundesweit tätigen Lieferanten deutlich, es sei aber mit einer Marktsättigung auf diesem Niveau zu rechnen.

Verfall der Gaspreise

Am Gasmarkt stellte die E-Control eine Verlangsamung des Wettbewerbs fest: "Trotz des starken Verfalls der Gaspreise auf den Großhandelsmärkten seit Oktober 2018 wurden diese 2019 nicht an Kleinkunden in Österreich weitergegeben - im Gegenteil."

Trotz Wegfalls der früher gemeinsamen Strompreiszone herrschte von Mai bis Juli im Mittel annähernd Preisparität zwischen den Nachbarländern, und die heimischen Erzeuger konnten jeweils einige Stunden als Nettoexporteure auftreten. Im Jänner und Dezember waren 2019 die Spreads mit über 6 Euro pro Megawattstunde (MWh) am höchsten. Über alle Stunden des Vorjahres betrachtet ergab sich dem Bericht zufolge ein Preisaufschlag auf den deutschen Markt von 2,4 Euro pro MWh bzw. von 6,3 Prozent. Für 2020 wird eine Preisdifferenz von im Schnitt 2,7 Euro pro MWh erwartet. An der EEX wurden die Stromlieferkontrakte für das Jahr 2020 durchschnittlich zu 51 Euro/MWh gehandelt, gegen Ende der Handelsperiode aber nur noch bei 45 Euro.

Am Gasgroßhandelsmarkt waren die Preise 2018 durchschnittlich um rund 27 Prozent gestiegen, sanken im Jahresschnitt 2019 aber um rund 36 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Die primären preisbestimmenden Faktoren waren 2019 laut E-Control neben hoher Verfügbarkeit an verflüssigtem Erdgas ("Liquefied Natural Gas", LNG) auf dem europäischen Markt die gut gefüllten Gasspeicher und die gestiegenen CO2-Preise, die für Gaskraftwerke einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Kohlekraftwerken bedeuteten.

Anfang des Jahres 2019 kosteten am Central European Gas Hub (CEGH) die Day-ahead-Produkte im Jänner 22,76 Euro je MWh, der höchste Wert des Vorjahres. Ende September wurde mit 9,28 Euro/MWh das Jahresminimum erreicht.

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