„Krise stärkt die erneuerbaren Energien“

solar energy panels and wind turbines
Verbandspräsident Christoph Wagner sieht große Chancen für einen kräftigen Ausbau von Wind-, Sonne- und Biomasseanlagen.

Die Corona-Krise bringt in die heimische Ökostrom-Branche eine unerwartete Aufbruchstimmung. „Wir haben durch das Virus jetzt gesehen, wie empfindlich unser Wirtschaftssystem ist“, sagt Christoph Wagner, Präsident des Verbands der erneuerbaren Energien, im Gespräch mit dem KURIER. Wenn es kritisch werde, sei auch vom besten Nachbarn keine Hilfe zu erwarten, betont er unter Verweis auf den zu Beginn der Krise verhängten Exportstopp für Schutzmasken durch Deutschland.

Werde Strom knapp, könne niemand auf Unterstützung durch andere Staaten setzen, folgert Wagner daraus. Österreich müsse also versuchen, eine möglichst hohe Selbstversorgung mit elektrischer Energie zu erreichen. Und da der Klimawandel in unvermindertem Tempo fortschreite, könne die Antwort nur heißen: Ausbau von Sonne-, Wind- und Kleinwasserkraft- sowie Biomasseanlagen und Umbau der Erdgasversorgung auf „grünes Gas aus Wasserstoff“.

Potenzial für den Ausbau gebe es genug. Nur die Politik müsse die Dringlichkeit endlich verstehen. „Machen wir das nicht jetzt, wird es teuer werden“, betont Wagner. Denn die Schäden durch den Klimawandel könnten viel massivere Auswirkungen auf die Wirtschaft haben als wir es jetzt durch das Coronavirus erleben.

„Diese Erkenntnis ist aber in der Politik bisher nicht unterzubringen. Das tut mir wirklich weh“, sagt der Verbandspräsident. Er drängt daher darauf, dass die Regierung das neue Gesetz zur Förderung des Erneuerbaren-Ausbaus möglichst schnell auf den Weg bringt.

Lange Durststrecke

Nationalratswahl und Corona-Krise haben die Verabschiedung des Erneuerbaren-Gesetzes verzögert. Der Ökostrom-Ausbau kam daher fast zum Erliegen. Nur neun neue Windenergieanlagen sind in Österreich heuer geplant. Einige Altanlagen werden wohl geschlossen. „Es könnte also sein, dass zu Jahresende 2020 erstmals weniger Windräder stehen als zu Jahresbeginn“, erklärt Martin Fliegenschnee, Sprecher der IG Windkraft.

Aber auch die Corona-Krise hat das Ausbautempo in der Windenergie-Branche gebremst. Viele Baustellen stehen seit Wochen still. Das spürt auch das niederösterreichische Windenergieunternehmen WEB. An vier Standorten in Österreich sind derzeit Windräder mit einer Kapazität von 60 Megawatt geplant. „Der Bau verzögert sich nun“, sagt WEB-Vorstand Frank Dumeier. Aber auch er sieht den wirtschaftlichen Neustart nach Corona als Chance für die Erneuerbaren. Denn Klimaschutz müsse dabei im Zentrum stehen.

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