Stress lass nach: Arbeitsdruck enorm gestiegen

Stress lass nach: Arbeitsdruck enorm gestiegen
Umfrage: Corona hat das Arbeitsklima verschlechtert. Häufige Überstunden, Entfremdung mit Kollegen und das Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit als Hauptgründe.

Während sich die wirtschaftliche Situation in heimischen Betrieben nach der Corona-Krise wieder verbessert, haben sich die Arbeitsbedingungen weiter verschlechtert. Die Gründe dafür seien unter anderem häufigere Überstunden, größere Distanz zwischen Kollegen und die rasche Digitalisierung, geht aus einer IFES-Umfrage im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) unter 1.389 Betriebsräten hervor.

Demnach ist für 68 Prozent der befragten Betriebsrätinnen und Betriebsräte der Arbeitsdruck in ihren Unternehmen stark gestiegen, bei 48 Prozent der Befragten hat sich das Arbeitsklima verschlechtert. Beide Werte hätten sich im Verlauf des vergangen Jahres 2021 signifikant verschlechtert, erklärte Stefan Friesenbichler vom Meinungsforschungsinstitut IFES am Montag in einem Online-Ppressegespräch.

Überstunden und Führungskultur

Auch "betriebliche Notwendigkeiten" wie Überstunden und Erreichbarkeit haben sich für 38 Prozent der Befragten zum Negativen entwickelt, gleichzeitig hat die Führungskultur im Unternehmen für 40 Prozent gelitten. Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens schätzen die befragten Betriebsräte hingegen besser ein als im Vorjahr 2020.

Die größten Probleme in der Zukunft sehen Betriebsräte im Personalmangel, im Rohstoffmangel und in den steigenden Energiepreisen. Der Personalmangel erhöht den Druck auf die Beschäftigten und gefährdet die Weiterentwicklung der Unternehmen.

Arbeitszeitverkürzung

Trotz des Personalmangels nimmt mehr als die Hälfte der befragten Betriebsräte im eigenen Unternehmen den Wunsch nach einer Arbeitszeitverkürzung wahr. Willi Mernyi, leitender ÖGB-Sekretär, sieht "dringenden Handlungsbedarf". Es brauche attraktivere und kürzer Arbeitszeiten. Der ÖGB und die AK erneuern deshalb ihre Forderung nach einer Vier-Tage-Woche.

Stress lass nach: Arbeitsdruck enorm gestiegen

Leitender ÖGB-Sekretär Willi Mernyi

AK-Sozialexpertin Silvia Hruska-Frank verwies auf die Bedeutung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die Beteiligung am Arbeitsmarkt und forderte einmal mehr den Ausbau der Kinderbetreuung. Hruska-Frank sieht nicht nur politisches Unvermögen, sondern "offensichtlich auch einfach Bösartigkeit, die dazu führt, dass die Kinderbetreuung in Österreich im Argen liegt".

Es brauche ausreichend Kinderbetreuungsplätze und einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag, "weil es ohne Rechtsanspruch in den Gemeinden und in vielen Bundesländern offensichtlich nichts wird", so Hruska-Frank.

Elternteilzeit

Arbeiterkammer und ÖGB schlagen vor, dass beide Elternteile ihre Arbeitszeit auf 28 bis 32 Stunden in der Woche einpendeln und dafür einen Entgeltersatz von 250 Euro pro Elternteil und Monat erhalten.

Daneben werde der Personalmangel "langsam so haarig", dass nicht nur der Druck auf die Angestellten steige, sondern bald auch die Weiterentwicklung der Unternehmen gefährdet sei, so Hruska-Frank. Um dem entgegenzuwirken, sei eine "Qualifizierungs- und Ausbildungsinitiative" notwendig.

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