Strabag: Russland raus, Raiffeisen rein

Strabag: Russland raus, Raiffeisen rein
Mit Kerstin Gelbmann steht erstmals eine Frau an der Spitze des Aufsichtsrats des Baukonzerns.

Der Deal ist noch mit vielen Fragezeichen versehen. Über eine komplizierte Konstruktionslösung sollen 28.500.001 Aktien oder 27,8 Prozent, die der russische Oligarch Oleg Deripaska an der Strabag hält, für 1,51 Milliarden Euro zur Raiffeisen Bank International (RBI) wandern. Geht alles glatt, wäre der Baukonzern den unliebsamen russischen Miteigentümer los. „Für die Strabag wäre das Thema sanktionsbehafteter Teileigentümer damit gelöst“, sagt Florian Beckermann, Chef des Interessenverbandes für Anleger (IVA). 

Auch die RBI würde  mit dem Deal ein Problem lösen. Gewinne ihrer Russland-Tochter, auf die sie wegen der Sanktionen gegen das Land nicht zugreifen konnte, würden als Sachdividende in Form der Strabag-Beteiligung schließlich doch der Bank zufallen.

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Für die Strabag würde das bedeuten, dass Raiffeisen und die Uniqa eine sehr starke Aktionärsposition einnehmen würden, sagt Beckermann. Die Raiffeisen Holding Wien/NÖ hält derzeit 14,2 Prozent, die Uniqa 15,3 Prozent an dem Baukonzern. Die Haselsteiner Familienprivatstiftung verfügt über 28,3 Prozent der Anteile. Welche Auswirkungen das operativ habe, werde man sehen.

Dass die RBI 53 Euro je Strabag-Aktie bezahlen will, hält Beckermann für plausibel und müsse „in der Gesamtheit“ gesehen werden. Eingestiegen war Deripaska 2007 zu einem kolportierten Preis von 44 Euro je Aktie. Die Strabag habe sich zuletzt gut entwickelt, sagt Beckermann: „Die Beteiligung ist sicherlich eine interessante Option.“

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Strabag: Russland raus, Raiffeisen rein

Kerstin Gelbmann leitet den Aufsichtsrat der Strabag

Erstmals Aufsichtsratschefin

Rosen streut er der neuen Aufsichtsratschefin Kerstin Gelbmann, die Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer an der Aufsichtsratsspitze des Baukonzerns ablöst. Gelbmann, die die Austro-Holding des Investors Erhard Grossnigg leitet und auch schon dem Aufsichtsrat der Immobilienfirma conwert vorstand, sei operativ tief in dem Thema drinnen. Beckermann: „Die kann das.“ Eine Frau an der Spitze eines Baukonzerns sei außerdem ein Novum. 

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Aktien legen zu 

Investoren scheinen für die Zukunft der Strabag jedenfalls zuversichtlich zu sein. Die Aktie des Baukonzerns legte an der Wiener Börse am Mittwoch um über 9 Prozent zu und notierte zum Handelsschluss bei  41,90 Euro. Hohe Zuschläge gab es auch für die RBI-Papiere, die sogar um 12,8 Prozent zulegten. 

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