Wie der Ukraine-Krieg die heimischen Unternehmen betrifft
„Steigende Kosten wohin man sieht.“ So fasst Georg Feith, Chef der Stoelzle Glasgruppe aus Köflach, die Situation zusammen. Sein Unternehmen stellt u. a. Parfümflakons und Glasbehälter für Medikamente her. Mitarbeitende fehlen pandemiebedingt, Sprit ist teurer, Verpackungsmaterial auch, ebenso natürlich Energie. „Die Marktpreise haben sich vervielfacht“, so Feith zum KURIER.
Wettbewerbsnachteile
Feith prangert vor allem an, dass Österreich international Wettbewerbsnachteile hätte. „Die Preise in Österreich sind wesentlich höher als in Deutschland“ – etwa durch die getrennten Strompreiszonen seit Oktober 2018. Alles zusammen nennt er „eine absolute Katastrophe“.
Stoelzle müsse über das EU-Emissionshandelssystem (ETS) rund 60.000 Tonnen über Zertifikate zukaufen, „und das mal aktuell 80 Euro“, rechnet Feith vor. Er plädiert für temporäres Reduzieren des ETS, angesichts der momentanen Preise. Für die aktuelle Situation findet er drastische Worte. „Das wird die europäische Industrie umbringen.“
Knappe Materialien
Hoch sind auch die Preise bei den Materialien, die die Baubranche benötigt. Die Ukraine-Krise führt hier zu immer mehr Engpässen. Noch stehen Baukräne und Bagger nicht still, doch die bereits von Corona geschwächte Branche muss nun zusätzlich kämpfen. Materialien, die am stärksten betroffen sind, sind unter anderem Baustahl, Dämmstoffe, Beton und Leimbinder. Auch Holz und Paletten werden knapp. Österreich ist in der Selbstversorgung von Ziegel und Beton relativ gut aufgestellt, hier gibt es genügend Werke und Hersteller. Bei vielen anderen Produkten, wie jene die auf Erdöl basieren, sieht es aber besonders schlecht aus.
Der Krieg in der Ukraine trifft den heimischen Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO) an mehreren Fronten. Der Ölpreis steigt dadurch in unerfreuliche Höhen, sagt SBO-Vorstandsvorsitzender Gerald Grohmann. SBO erlebt deshalb zwar nach Rückgängen im Jahr 2020 wieder wachsende Auftragseingänge. Aber: Durch den Krieg und die Sanktionen des Westens würden die Energiepreise steigen, was wiederum die gesamte Weltwirtschaft bremse.
Gestiegene Kosten
Direkte Auswirkungen spüren auch Unternehmen, die Produktionen in der Ukraine haben. Etwa der Kärntner Konzern Hirsch Servo, der in Tscherkassy, 160 Kilometer südöstlich von Kiew, ein Werk für Dämmstoffe (Polystyrol) unterhält. „Unser Werk produziert aktuell allerdings nicht in voller Auslastung, da Fassadendämmungen im Moment in der Ukraine nicht sehr gefragt sind“, sagt eine Sprecherin. „Unser Büro in Kiew ist geschlossen und nach Lviv verlagert worden. Dort haben wir zu Beginn des Jahres ein Grundstück erworben, um zukünftig ein Werk zu errichten.“
Das Werk des Baustoffproduzenten Baumit in der Ukraine steht hingegen still. Abgesehen davon sind es gestiegene Kosten, die Baumit belasten. „Sie können auch nicht 1:1 weitergegeben werden. Besonders der Standort in Wopfing ist davon sehr stark betroffen“, sagt Gerald Prinzhorn, Geschäftsführer der Baumit-Gruppe. Deswegen hat Baumit heuer die Preise bereits zum zweiten Mal angehoben.
Doch es gibt auch positive Effekte des Kriegs für die heimische Wirtschaft. Für den Flughafen Wien bedeuten die Sanktionen gegen Russland zwar weniger Flugbewegungen und Passagiere. Aber: „Der Flughafen als Betriebsstandort wächst“, sagt Flughafen-Chef Günther Ofner. Der Krieg sorge für eine Neuordnung der globalen Logistikketten. Der Flughafen werde derzeit von Logistikdienstleistern gestürmt. Es befänden sich mehrere große Projekte in Bau oder Entwicklung.
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