Der ehemalige Interims-Finanzminister Müller hat sich in den ÖVP-Kreisen unbeliebt gemacht, weil er ebenso wie Gottfried Haber, Vize-Gouverneuer der Nationalbank, die KIM–Verordnung (verschärfte Regeln für Immo-Kredite) nicht lockerte. Müller hat sich außerdem aus ÖVP-Sicht zu wenig stark gegen seinen roten Vorstandskollegen Helmut Ettl positioniert. Dieser sitzt auf einem Mandat der Notenbank, sein Vertrag läuft noch bis 2028. Das zweite Vorstandsmandat wird vom ÖVP-regierten Finanzministerium besetzt.
Rolle heruntergespielt
Müller ist nach wie vor einer der Beschuldigten in einem Verfahren der WKStA in Zusammenhang mit angeblichen Leistungen des Finanzministeriums für die ÖVP. Im U-Ausschuss spielte er seine Rolle bei Interventionen in Steuerverfahren an der Seite des damaligen Generalsekretärs Thomas Schmid im Finanzministerium herunter. Finanzbeamte sagten allerdings aus, Müller und Schmid seien wie Zwillinge gewesen.
Müller hatte das Finanzministerium 2013 verlassen und war zum Linde Verlag gewechselt. Er fühlte sich nach der Pensionierung von Steuer-Sektionschef Wolfgang Nolz bei einer Beförderung übergangen. Schmid holte Müller wieder zurück ins Ministerium und machte ihn zum Sektionschef.
In Finanzkreisen gilt OeNB-Vizegouverneur Gottfried Haber als Fixkandidat für den FMA-Vorstand - sofern der vormalige Wirtschaftsprofessor will. Warum aber sollte ein Notenbank-Vizechef in die wenig glamouröse FMA gehen?
Nationalbank-Besetzungen
Diese Rochade wäre durchaus möglich. Der ÖVP-nahe Wirtschaftsminister Martin Kocher hat öffentlich bestätigt, dass er sich für die Nachfolge von OeNB-Gouverneur Robert Holzmann bewirbt. Kocher hat angeblich eine Zusage von ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer. Kein Minister kündigt eine Bewerbung an, wenn er nicht fix mit dem Zuschlag rechnen kann.
Dann aber wird Haber trotz seiner hervorragenden fachlichen Qualifikation kaum Vize bleiben können, zwei ÖVPler an der Spitze der OeNB würden die Grünen nicht abnicken. Eine Verlängerung als einfaches Direktoriumsmitglied aber wäre karrieretechnisch ein Abstieg. Haber soll freilich keine besonders große Lust auf die FMA haben, hört man. Er war für den KURIER nicht erreichbar.
Die Grünen dürften den Vize-Chef für sich reklamieren. Als ihr Kandidat für den Vize-Gouverneur gilt der Aufsichtsexperte Josef Meichenitsch, der von der FMA in die Notenbank gewechselt war und auch in konservativen Finanzkreisen als Bankenaufseher einen exzellenten Ruf genießt. Er sorgte mit dem Lizenz-Entzug für die Meinl Bank für Schlagzeilen. Auch Meichenitsch war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Wenn Haber die Notenbank verlässt, könnte der ebenfalls der ÖVP zugerechnete, ausgezeichnet vernetzte Thomas Steiner bleiben. Sein Bruder ist ein enger Berater von Sebastian Kurz.
Auch eine SPÖ-Vertreterin soll ins Direktorium einziehen. Genannt werden die ÖBG-Volkswirtin und Ex-Notenbankerin Helene Schuberth, die ÖBB-Infrastruktur-Vorständin Silvia Angelo, die schon im Generalrat (Aufsichtsrat) der OeNB sitzt. Wie man hört, soll Angelo allerdings mit kritischen Äußerungen über Bargeld für fachliche Irritationen gesorgt haben. Außenseiterchancen werden Marlies Stubits-Weidinger attestiert - Ex-Notenbankerin, Faymann-Vertraute, OECD-Botschafterin und ehemalige Verwaltungsmanagerin im Burgenland bei Hans Peter Doskozil.
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