Spanische Hofreitschule: Umsätze nähern sich Vorpandemie-Niveau an

Spanische Hofreitschule: Umsätze nähern sich Vorpandemie-Niveau an
Aber massive Preissteigerungen etwa bei Futter. Hudler: "Es erschlagen uns die Kosten". Laut Traditionseinrichtung keine Abstriche bei Qualität. Mangel an männlichen Interessenten.

Die Spanische Hofreitschule profitiert von der Rückkehr der Touristen. Man wolle sich heuer "schrittweise" wieder dem Umsatzniveau vor der Pandemie annähern, erläuterte der neue Geschäftsführer Alfred Hudler am Donnerstag im Gespräch mit Journalisten. 12 Mio. Euro haben die Erlöse zuletzt jährlich betragen. Dass der Tourismus boomt, belegen zwar die Zahlen, die Gäste sparen aber bei den Ausgaben. Und die davon galoppierenden Kosten machen auch der Hofreitschule zu schaffen.

➤ Interview mit dem neuen Chef der Spanischen Hofreitschule Alfred Hudler

Seit rund 100 Tagen ist der neue Chef im Amt. Dies biete Gelegenheit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen, betonte er. "Ich persönliche freue mich und bin stolz, dass ich mitgestalten kann", versicherte Hudler. Er ist verantwortlich für rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - und mehr als 400 Lipizzaner, die in der Stallburg in Wien, im Gestüt in Piber oder im Trainingszentrum Heldenberg untergebracht sind. Sein Ziel sei, die große Tradition zu bewahren und die Institution in die Zukunft zu führen. Eine positive wirtschaftliche Grundlage sei dafür Voraussetzung.

Besucher werden preissensibler

Spürbar ist laut Hudler, dass die Besucherinnen und Besucher preissensibler werden. Früher seien die teuersten Karten für die Vorführungen zuerst weg gewesen. "Jetzt sind es die günstigsten." Auch würden im Shop jetzt mehr billigere Artikel gekauft. Zugleich geht die hohe Inflation ebenfalls nicht spurlos an der Hofreitschule vorüber. Im Gegenteil: "Es erschlagen uns die Kosten", sagte Hudler. Futtermittel, Einstreu oder Energie seien deutlich teurer geworden.

Man versuche nun gegenzusteuern, etwa in dem man Abläufe optimiere oder Gespräche mit Zulieferern führe. Eine Markenbewertung wird laut Hudler aktuell ebenfalls unternommen. Sie soll dazu dienen, Kooperationspartner zu finden, mit denen etwa Vereinbarungen über Sponsoringaktivitäten abgeschlossen werden können. Kein Thema ist hingegen, die Anzahl der Vorführungen zu erhöhen. Man habe sich derzeit auf rund 80 pro Jahr eingependelt, berichtete er. Mehr ist laut tierärztlicher Expertise nicht möglich.

Hofreitschule in der Kritik

Die Hofreitschule findet sich auch immer wieder mit Nachrichten in den Schlagzeilen, die wenig erfreulich sind, etwa wenn Fachleute oder auch ehemalige Mitarbeiter Zweifel an der Qualität von Zucht oder Ausbildung äußern. "Ich persönlich finde dieses Schlechtmachen unseriös", sagte Hudler heute. Auch die Oberbereiter Herbert Seiberl und Rudolf Rostek versicherten, dass man nicht daran denke, von hohen Qualitätskriterien oder der Tradition abzugehen. Manche Aussagen seien durchaus kränkend.

Verwiesen wurde heute etwa auf die Tatsache, dass es früher keinen Tierarzt in der Hofreitschule gegeben habe. Dies habe sich inzwischen geändert. Man forciere jedenfalls eine langsame Ausbildung, beteuerten die Oberbereiter. Ein Rotationssystem und die Sommerpause würden ebenfalls dafür sorgen, dass es Erholungsphasen gebe. Auch die laut Hofreitschule größte Führanlage Europas - sie befindet sich in der Hofburg - wurde erwähnt. Die Tiere würden sogar Besuch von Chiropraktikern erhalten, betonte man.

Fehler würden natürlich bei Vorführungen vorkommen, gaben die Bereiter zu bedenken. Dies sei auch früher immer wieder der Fall gewesen. Inzwischen würden Handyvideos und Social Media aber dafür sorgen, dass solche Vorkommnisse rasch verbreitet werden. "Wir sind mehr gefordert, schöner zu reiten", meinte Rostek.

Publik wurde zuletzt auch die Freistellung eines Oberbereiters. Von ihm habe man sich nicht getrennt, weil er Kritik geübt habe, sondern wegen anderer Gründe, beteuerte Geschäftsführer Hudler. Eine andere Causa, die viel Staub aufgewirbelt hat, fiel in die Zeit vor der Amtsübernahme des neuen Chefs, nämlich der Verkauf eines Hengstes an die Tochter des damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden.

Der Ruf der Spanischen Hofreitschule scheint dadurch durch derartige Vorfälle nicht über Gebühr zu leiden - schon gar nicht bei Jobinteressenten. Nachwuchssorgen kennt man laut Hudler nicht. Man verfüge offenbar noch immer über "ziemliche Strahlkraft". Bereiter könnte es in Zukunft aber trotzdem deutlich weniger geben - und dafür mehr Bereiterinnen. Denn für den Beruf interessieren sich inzwischen vor allem Frauen bzw. Mädchen, wie sich zuletzt etwa bei einem Lehrlingstag gezeigt hat, erzählte Hudler.

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