Schmale weiße Bänder inmitten grüner Berglandschaften: Diese Bilder sorgten zuletzt medial für massive Kritik und ließen die Frage aufkommen, ob man in Zeiten des Klimawandels noch mit gutem Gewissen Skifahren kann.
Die Zahlen sprechen jedenfalls eine eindeutige Sprache: Die vergangene Wintersaison schloss mit 69,3 Millionen Nächtigungen ab. Damit war die Saison 2022/23 fast so gut gebucht wie im letzten Corona-freien Winter 2018/19. Auch dieses Jahr erwarten sich die Touristiker eine erfolgreiche Saison. „Ich bin optimistisch, was den heurigen Winter betrifft“, betonte Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler bei einem Tourismusseminar der „Allianz Zukunft Winter“ in Kaprun.
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In diesem Artikel erfahren Sie:
Wie Österreichs Jugend zum Wintertourismus steht
Welche Wintersportaktivität bei den jungen Menschen besonders beliebt ist
Worauf die Jugend beim Winterurlaub wert legt
Wie groß das Nachwuchspotenzial in Deutschland ist
Wie es um das Verleihgeschäft steht
Und tatsächlich gibt es für den Winter 2023/24 laut einer Untersuchung des Tourismusforschungsinstituts NIT im Auftrag der Österreich Werbung bereits 20 Millionen feste Reisepläne für Österreich. Das seien um drei Millionen mehr als noch im vergangenen Jahr.
Nichtsdestotrotz sieht man in der Branche auch die Herausforderungen rund um die Klimakrise, die das Image des Skitourismus vor allem in den vergangenen Jahren angekratzt haben. Kraus-Winkler: „Wir müssen das Image des Skifahrens wieder heben. Und dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Nachhaltigkeit als Faktor bei der Reiseentscheidung eine immer größere Rolle spielt.“
Aber wie steht eigentlich Österreichs Jugend zum Skitourismus? Dieser Frage ist Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier im Auftrag der Seilbahnen und des „Netzwerks Winter“ nachgegangen. Die Ergebnisse überraschen.
Winterurlaub auch bei Jungen attraktiv
Winterurlaub ist für junge Menschen nach wie vor sehr attraktiv. „Für ein Viertel der unter 30-Jährigen ist Winterurlaub hochgradig interessant“, so Heinzlmaier. Bei den höher Gebildeten ist es sogar ein Drittel. „Damit spricht man eine sehr potente Zielgruppe an, die die Lust am Skilauf auch ihren Kindern weitergibt“, sagt Heinzlmaier.
„Skifoan ist also (noch immer) des Leiwandste“ – denn über 45 Prozent der Jugendlichen geben in der Umfrage an, dass sie Skifahren als Wintersportaktivität am meisten begeistert. Heinzlmaier: „Skifahren ist Teil der österreichischen Kultur. Mit Nationalbewusstsein kann man punkten.“ Snowboarden hingegen hat an Beliebtheit verloren. „Das wird eher als Global-Sport angesehen“, resümiert der Jugendforscher.
Wellness statt Après-Ski
So actionreich es beim Skifahren für die Jungen sein darf, so sehr sehnen sie sich laut Umfrage auch nach Wellness und Erholung. „Die Zeiten des Après-Skis sind vorbei. Die jungen Leute wollen sich heute im Urlaub erholen“, konstatiert Heinzlmaier. Das sei in Zeiten, in denen die eigene psychische Gesundheit zu den größten Sorgen der Jugendlichen gehört, nicht überraschend.
Die junge Generation, Gen Z, ist außerdem konservativer und familienorientierter als die Generation davor: „Fast 90 Prozent der 14- bis 18-Jährigen fahren mit den Eltern in den Winterurlaub und haben keine Probleme damit“, so der Experte.
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Außerdem seien die Menschen hierzulande sehr jung, wenn sie zum ersten Mal Skifahren. Laut Heinzlmaier sind Skikursbesuche und Skischulen nach wie vor „wahnsinnig wichtig“.
Großes Nachwuchspotenzial auch in Deutschland
Das bestätigt auch eine Studie der Österreich Werbung. Sie beziffert in Deutschland – dem nach Österreich wichtigsten Herkunftsmarkt im Wintertourismus – das Nachwuchspotenzial mit 3,2 Millionen Kindern und Jugendlichen, die Skifahren oder Snowboarden lernen möchten. Die Hälfte lernt das Skifahren von den Eltern, rund ein Drittel beim Schulskikurs.
Für die jungen Menschen spielt der Nachhaltigkeitsfaktor vor allem in Sachen Wiederverwendung und Ressourcenschonung eine zunehmend große Rolle. Immer mehr Urlauberinnen und Urlauber borgen sich ihre Skiausrüstung vor Ort aus, anstatt sich selbst eine neue anzuschaffen.
Verleihangebot wird immer größer
Atomic-Chef Wolfgang Mayrhofer: „In Österreich ist der Prozentsatz des Verleihangebots um 60 Prozent nach oben gegangen. Viele Österreicherinnen und Österreicher schließen im Sportfachhandel eine Saisonmiete ab. Das heißt, sie borgen sich ein paar Ski für eine Saison um 350-500 Euro, je nach Modell, aus. Das wird immer stärker.“
Fazit: Skitourismus hat Zukunft und die ist grün.
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