5 Milliarden Euro: So soll die Signa-Insolvenz gemanagt werden
Die Pleite der Signa-Holding um Investor René Benko wird in die österreichische Insolvenzgeschichte eingehen. Am Mittwoch hat der Immobilien- und Kaufhauskonzern am Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt. 42 Mitarbeiter sollen von der Insolvenz betroffen sein. Die Löhne und Gehälter wurden bis einschließlich Oktober bezahlt.
Der Schuldenberg wird auf rund fünf Milliarden Euro beziffert. Damit ist Signa nach Passiva die größte Pleite aller Zeiten in Österreich. Das Verfahren wurde noch am selben Tag eröffnet. Die Aktiva betragen laut Creditreform 2,775 Milliarden Euro und diese wären im Falle eine Liquidation aber nur 314,33 Millionen Euro wert. Letztere soll aber vermieden werden.
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Als Insolvenzursachen werden von Signa vor allem die Umsatzrückgänge im Handel sowie im Immobilienbereich die massiv gestiegenen Baukosten und die Zinsanhebungen durch die EZB angeführt. Dazu kommen massive Preissteigerungen bei Lohnkosten und Material. Die steigenden Finanzierungskosten treffen die Branche doppelt, sowohl bei der Projektentwicklung als auch beim Verkauf. Der Immobilientransaktionsmarkt und Finanzierungsmarkt sei „stark eingeschränkt“. Außerdem stagnierten die Erträge aus den Bestandsobjekten.
Verschärft wurde die Lage bei Signa durch die EZB, die Druck auf die finanzierenden Banken ausübte und diesen Abwertungen „der den Finanzierungen zugrunde liegenden Immobilien“ nahelegte. Am Ende konnte Signa eine außergerichtliche Sanierung mangels erforderlicher Liquidität nicht mehr sicherstellen.
Gläubiger verlieren viel Geld
Was bedeutet nun diese Riesen-Insolvenz? Sie wird massive negative Auswirkungen auf die Immobilienbranche in Deutschland und Österreich haben, weil Vertrauen in die Branche verloren gegangen ist. Und die Gläubiger müssen einen langen Atem haben, denn sie werden auf 70 Prozent ihrer Forderungen verzichten müssen. Denn ihnen wird ein Sanierungsplan mit 30 Prozent Quote innerhalb von zwei Jahren geboten. Nach dem derzeitigen Schuldenstand muss Signa für die Quote 1,5 Milliarden Euro aufzubringen.
Die Signa-Holding-Führung sowie der Sanierungsverwalter Christof Stapf haben ab Eröffnung des Verfahrens 90 Tage bis maximal 120 Tage Zeit, den Sanierungsplan auf die Schiene zu bringen. Das wird kein leichtes Unterfangen. Für 19. Dezember ist laut KSV 1870 die erste Gläubigerversammlung geplant.
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Der Sanierungsplan
„Das wird ein gewisser Husarenritt für alle Beteiligten werden, weil die Gläubiger bei ihrer Entscheidung wissen müssen, ob die angebotene Quote angemessen ist“, sagt Gerhard Weinhofer von der Creditreform zum KURIER. „Wir müssen zugleich prüfen, welche Quote im hypothetischen Fall der Liquidation des Unternehmens rauskommen würde – ansonsten können wir nicht beurteilen, ob die angebotene Quote angemessen ist.“
Fakt ist: Die Holding verfügt über lukrative Assets. Die wichtigsten sind die Töchter Signa Prime Selection AG und Signa Development Selection AG. Diese verfügen vor allem über Milliarden Euro schwere Immobilien. Bei der Signa Prime sind die Prestige-Immobilien geparkt.
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Frist von 90 Tagen reicht aus
Die Signa Holding, die Signa Prime und Signa Development sollen im Rahmen „eines abgestimmten Sanierungskonzepts“ restrukturiert werden. Dazu müssen diese aber „unmittelbar stabilisiert werden“. Ein unkoordinierte oder vereinzelte Veräußerung von Beteiligungen würde sich angeblich „höchst nachteilig auf die Werthaltigkeit der Beteiligungen auswirken“, heißt es weiter. „Der angestrebte Sanierungsplan ermöglicht es zudem, dass im Rahmen des Restrukturierungskonzepts durch den Einstieg eines Investors oder möglicherweise durch die Signa Holding selbst zusätzliche Finanzmittel zugeführt werden können“
„Wir haben in der letzten Zeit durchgerechnet, dass wir 30 Prozent Quote erreichen können, weil die Werthaltigkeit der Immobilien in den beiden Aktiengesellschaften Signa Prime Selection und Signa Development Selection gegeben ist“, heißt es dazu von der Signa Holding. „Wir gehen davon aus, dass die Frist von 90 Tagen ausreicht, um die Holding auf Sanierungskurs zu bringen.“
Massive Verpfändungen
Dazu muss man wissen, dass Benkos Signa schon vor Wochen die Kanzlei des renommierten Sanierungsexperten und Anwalt Clemens Jaufer engagiert hat, um den Konzern auf diese komplexe Insolvenz vorzubereiten. Jaufer ist auch Universitätslektor für Sanierungsrecht.
Damit Signa das nötige Geld für den Fortbetrieb und die Quote erhält, sollen Assets wie Beteiligungen und Bestandsimmobilien verkauft werden. „Wir werden diese verkaufen, um zu Liquidität zu kommen“, räumt man bei Signa ein. Zugleich bestehe „von dritter Seite“ die Bereitschaft, eine Fortführungskaution zu erlegen.
Doch die lukrativsten Immobilien sollen an Finanzierer verpfändet sein. Das bedeutet, dass diese Immobilien zwar verkauft werden, aber der Erlöse in Höhe der Verpfändung an die jeweilige Bank fließt. Bleibt etwas übrig, fließt es in die Quote für die übrigen Gläubiger. Die Verpfändungen werden sicher ein großes Thema in diesem Insolvenzverfahren sein. Am Ende des Sanierungsverfahrens muss aber die Mehrheit der Gläubiger wie Baufirmen und Lieferanten dem Sanierungsplan zustimmen.
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