Fehler im System
Aber wie konnte Signa überhaupt in eine derartige Schieflage geraten, galt Benko bisher doch als „Wunderkind“ der Immobilienentwicklung. Benkos „System“ funktioniert anscheinend nur bei niedrigen Zinsen und steigenden Immobilienpreisen.
„Eine der Ursachen der Schieflage sind die steigenden Zinsen nach dem Ende der Nullzinspolitik der EZB und die damit höheren Refinanzierungskosten“, sagt Gerhard Weinhofer von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. „Die zweite Ursache sind die sinkenden Immobilienpreise aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage. Wenn das Vermögen in den Büchern sinkt, steigt das Risiko, weil man weniger Eigenkapital hat, und man muss höhere Zinsen zahlen.“
Dazu kommt, dass bei den laufenden Projekten nicht nur die Baukosten massiv gestiegen sind. „Es sind aber auch die Energiekosten und die Preise für Vormaterialien gestiegen“, sagt Weinhofer. „Dass die Inflation auf zehn Prozent springt und die EZB den Zins um mehr als vier Prozentpunkte anhebt, war schon überraschend.“ Nachsatz: „Es sind multiple Krisen auf Herrn Benko eingebrochen und ich glaube nicht, dass er genug Zeit hatte, darauf zu reagieren.“ Denn es wurde auf zu viel Pump gebaut. Dazu kommt noch, dass die EZB – in einem bisher einmaligen Vorgang – die finanzierenden Banken aufgefordert hatte, ihr Obligo bei Signa zu reduzieren. Daher war es für den Konzern schwierig, neue Finanzierungen oder die Verlängerung von Finanzierungen aufzutreiben.
Nicht ausfinanziert
In den künftigen Insolvenzverfahren müssen auch Ungereimtheiten geklärt werden. So soll es einzelne Projekte wie den Elbtower in Hamburg geben, dessen Bau in Angriffe genommen wurde, obwohl das Projekt nicht ausfinanziert gewesen sein soll. Die Frage ist, wie konnte dieses Projekt vom Investitionsausschusses der Signa trotz fehlender Ausfinanzierung abgesegnet werden.
„Jedes Projekt, jede Finanzierung, jede Kapitalmarktmaßnahme muss durch diesen Ausschuss, der für den Aufsichtsrat wöchentlich Beschlüsse fasst“, sagte Ex-Kanzler und Signa-Prime-Aufsichtsratschef Alfred Gusenbauer im Jahr 2021 zum Wirtschaftsmagazin trend.
Rund 400 Millionen Euro Eigenkapital flossen in den Bau des Elbtowers, rund 550 Millionen Euro werden aber noch benötigt. Der Bau liegt mittlerweile auf Eis.
Villa verpfändet
Die Schieflage des Signa-Konzerns soll auch das Vermögen von René Benko geschmälert haben. Laut dem US-Magazin Forbes hatte Benko im Sommer 2023 noch ein Nettovermögen in Höhe von umgerechnet 5,5 Milliarden Euro, bis Ende November soll das Vermögen auf 2,55 Mrd. Euro geschmolzen sein. In die Bewertung miteinbezogen wurde, wie viele Anteile die Familie Benko Privatstiftung und die Laura Privatstiftung am Signa-Konzern halten. Erstere hält rund 60 Prozent an der Signa Holding.
Indes hat die Liechtensteinische Landesbank Ende Juli 2023 auf die Liegenschaft von Benkos Privatvilla in Innsbruck-Igls ein Pfandrecht in Höhe von 18 Millionen Euro eingetragen. Die Immobilie gehört der Schlosshotel Igls Betriebs GmbH & Co KG (Laura Privatstiftung) und es besteht ein Pachtvertrag mit der Signa Holding. Denn in der Villa unterhält die Signa Büros.
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