Insolvente Signa Holding hat rund 5 Milliarden Euro Schulden

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Die Gesellschaft ist zahlungsunfähig und kann den laufenden Betrieb nicht mehr finanzieren. Ziel ist die Fortführung des Geschäftsbetriebs im Rahmen einer Eigenverwaltung.

Die Signa Holding des Investors René Benko hat einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung gestellt. Der Antrag wurde beim Handelsgericht Wien eingebracht. Ziel sei die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens. Wie der KURIER erfuhr, betragen die Verbindlichkeiten rund 5,005 Milliarden Euro, die Überschuldung beträgt rund 4,942 Milliarden Euro. Damit ist die Signa die größte Pleite aller Zeiten in Österreich. Die nächste größere war die Pleite des Baukonzerns Alpine (2013) mit 3,2 Millionen Euro Verbindlichkeiten.

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"Zudem beantragt sie die Annahme eines Sanierungsplans. Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens" , heißt es in einer Signa-Aussendung. "Es ist bekannt, dass der Retailbereich – vor allem der stationäre Einzelhandel – in den letzten Jahren aufgrund externer Faktoren in Europa wirtschaftlich stark unter Druck geraten ist. Die Investitionen in diesem Bereich haben nicht den erwarteten Erfolg gebracht. Auch im Immobilienbereich haben sich in den letzten Monaten externe Faktoren negativ auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt. Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden, sodass die Signa Holding GmbH ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt." 

Und weiter heißt es: "In dieser Struktur soll gemeinsam mit dem zu bestellenden Sanierungsverwalter eine Neuordnung der eigenen Aufgaben und der eigenen Verbindlichkeiten erreicht und dabei die Werthaltigkeit der Beteiligungen erhalten werden. Ebenso wird der Abschluss eines Sanierungsplans beabsichtigt." Gemeinsam mit dem zu bestellenden Sanierungsverwalter sei das Ziel, die weiteren Maßnahmen zur Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs umzusetzen. 

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Bei einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung muss den Gläubigern zumindest eine Quote in Höhe von 30 Prozent geboten werden. Und das Unternehmen hat 90 Tage Zeit, den Gläubigern einen Sanierungsplan  anzubieten, der dann auch von der Mehrheit der Gläubiger angenommen werden kann. Die Gläubigerquote ist in der Regel innerhalb von zwei Jahren zu bezahlen.

Insider gehen davon aus, dass weitere Insolvenzen von Signa-Gesellschaften folgen werden. Die Rede ist von der Signa Prime Selection AG und der Signa Development Selection AG.

Die Signa Holding hatte bereits zum Jahresende 2022 Schulden in Höhe von zwei Milliarden Euro. Diese dürften aber mittlerweile nicht geringer geworden sein.

Die Eigentümer

Die „Signa Gruppe“ besteht laut KSV1870 aus mehreren hundert Gesellschaften in verschiedenen Ländern, wobei die wechselseitigen Beteiligungen sich äußerst komplex darstellen. An der den Insolvenzantrag stellenden Signa Holding GmbH sind nachstehende Gesellschafter beteiligt:

  • Supraholding GmbH & Co KG, Innsbruck, 54,94 Prozent

  • Haselsteiner Familien-Privatstiftung, Spittal/Drau, 15,00 Prozent

  • Eugster/Frismag AG, CH-8580 Amriswil,  10,24 Prozent

  • Familie Benko Privatstiftung. Innsbruck, 10,10 Prozent

  • Fressnapf Luxembourg GmbH, L-6776 Grevenmacher, 4,46 Prozent

  • Ernst Tanner, Wien, 3,00 Prozent

  • AE Familienholding AG, CH-Amriswil, 1,26 Prozent

  • SUPRA Assets GmbH, Innsbruck, 1,00 Prozent

Die Signa Holding GmbH selbst sei direkt an sechsunddreißig in Österreich befindlichen Kapitalgesellschaften im unterschiedlichen Ausmaß beteiligt. "Durch die komplexen Eigentums- und Stiftungskonstruktionen ist die mittelbare oder gegebenenfalls unmittelbare Möglichkeit der Einflussnahme auf einzelne Gesellschaften zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abschließend beurteilbar. Insgesamt stehen rund 390 österreichische Unternehmen in Zusammenhang mit Signa, wobei es sich großteils um Projektgesellschaften handelt", so der KSV1870

Die Handelsgruppe Signa

Die Immobilien- und Handelsgruppe der Signa besteht aus einem komplexen Firmengeflecht mit mehreren Hundert Einzelfirmen. Dazu zählt auch  die deutsche Kette Galeria Karstadt Kaufhof. Die Schieflage von Signa könnte sich daher womöglich auch negativ auf den finanziell angeschlagenen Warenhauskonzern auswirken. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende 2022 zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Im März 2023 hatte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zugestimmt und den Weg für die Sanierung frei gemacht. Signa hatte dafür 200 Millionen Euro zugesagt. Die ersten 50 Millionen sollen dem Vernehmen nach im Februar fließen.
Der rechtskräftige Sanierungsplan sah die Schließung von rund einem Drittel der 129 Filialen vor. Ein Teil der Standorte wurde in diesem Jahr bereits geschlossen, knapp 20 weitere schließen ihre Türen im Januar 2024. Betroffen sind unter anderem Filialen in Berlin, Bielefeld, Darmstadt, Heidelberg, Stuttgart und Wuppertal. Nach Unternehmensangaben bleiben am Ende noch 92 Filialen übrig

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