Schwarzarbeit: Teuerung und Krise kurbeln Pfusch an

Schwarzarbeit: Teuerung und Krise kurbeln Pfusch an
Laut dem Linzer Ökonomen Friedrich Schneider nimmt in der Krise auch die Schattenwirtschaft zu. Heuer sind es 3,2 Prozent plus, 2023 dann fünf Prozent.

„Die Krise ist in den Geldbörsen der Österreicher und Österreicherinnen angekommen. In knapp drei Viertel der Haushalte wird sparsamer gelebt, zwei Drittel fühlen sich von den wirtschaftlichen Auswirkungen betroffen“, erklärt der Linzer Ökonomie-Professor Friedrich Schneider. „Zwei Drittel der Österreicher haben aktuell den Eindruck, dass man sich in der Krise ohne Pfusch viele Dinge einfach nicht mehr leisten kann. Und auch die hohe Steuerlast wird dafür verantwortlich gemacht.“ Man könnte auch sagen: Je größer die Krise, desto mehr wird gepfuscht.

7,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts

Schneider hat nun eine neue Schwarzarbeitsstudie erstellt. Durch die hohe Inflation und die hohen Energiekosten wird die Schattenwirtschaft heuer um 3,2 Prozent bzw. um 900 Millionen Euro auf 28,72 Milliarden Euro steigen. Das entspricht 7,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, sprich der gesamten österreichischen Wertschöpfung.

„Es wird zu einer weiteren deutlichen Steigerung der Schattenwirtschaft kommen, ich rechne für 2023 mit einem Anstieg von fünf Prozent“, sagt Schneider im Gespräch mit dem KURIER.

Selbsthilfe

Wesentlicher Grund für die Zunahme sind die Einkommensverluste, die die Leute versuchen auszugleichen, indem man entweder selbst pfuscht oder im Pfusch arbeiten lässt. Somit diene die Schattenwirtschaft „durchaus als Puffer für sonst noch wesentlich höhere zu erwartende Einkommensverluste“.

Etwa ein Fünftel der Österreicher habe in den vergangenen zwölf Monaten auf die Dienste eines „Pfuschers“ zurückgegriffen. Die Breitenwirkung sei damit im Vergleich zu 2021 stabil und auch das Ausgabeverhalten ist ähnlich wie im Vorjahr, so der Professor weiter.

Wenig Veränderung gibt es auch bei den Einsatzfeldern der Schwarzarbeit: Elektroarbeiten und Autoreparaturen (je 20 Prozent) sowie Schönheitspflege und Massage (je 15 Prozent) stehen wie schon in der Vergangenheit an der Spitze der Pfuschliste, gefolgt von Arbeiten in den Bereichen Haus, Garten, Wohnung sowie Nachhilfe.

Stundenlohn 20 Euro

Außerdem war in jedem zehnten Haushalt zumindest eine Person im Pfusch aktiv. Und der Stundenlohn eines Schwarzarbeiters kann sich sehen lassen, er wird auf durchschnittlich 20 Euro geschätzt.

„Mit der Krise geht auch ein starker Vertrauensverlust in staatliche Institutionen einher“, so Schneider. „Nur noch 43 Prozent sind mit dem Angebot an Gütern und Dienstleistungen durch den Bund zufrieden, in den Jahren davor lag der Zustimmungsanteil bei 70 Prozent.“ Bewegung zeige sich auch bei der Wahrnehmung des Zusammenhangs zwischen der Unzufriedenheit mit den staatlichen Leistungen und der Pfusch-Intensität: „Mehr als ein Drittel sieht darin nun einen direkten Zusammenhang, das ist spürbar mehr als bei den Vergleichsmessungen in den vergangenen Jahren“, heißt es in der Studie.

Durch Pfusch werde vieles erst leistbar

„Der Pfusch liegt auch unverändert an der Spitze der akzeptierten Kavaliersdelikte, fast zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung zeigt sich da kulant“, weiß der Ökonom.

Ein schlechtes Gewissen sei bei der Schwarzarbeit hierzulande kaum zu spüren.

Durch Pfusch werde vieles erst leistbar, meinen 67 Prozent, und der Staat sei ob der hohen Steuerbelastung selbst schuld, wenn viele deswegen die Schwarzarbeit nutzen, meinen 48 Prozent der Befragten. Beide Werte sind im Vergleich zu 2020 um drei bzw. fünf Prozentpunkte gestiegen. Anzeigen sind hingegen verpönt, so Schneider: Nur fünf Prozent der Österreicher finden, dass man Pfusch anzeigen sollte.

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