Schwarzarbeit in Landwirtschaft nimmt weiter zu
In diesen Tagen beginnt langsam, aber doch die Spargelernte. Um das „weiße Gold“ zu ernten, braucht es Personal. Erntehelfer zu bekommen, war schon in den Vorjahren wegen der Pandemie schwierig.
Heuer verschärft der Ukraine-Krieg die Situation weiter, sagt Werner Magoschitz, Obmann des Vereins der Marchfelder Spargelbauern: „Es gibt viele Erntehelfer in den Nachbarländern, die jetzt lieber zu Hause bleiben. Auch weil dort die Bedingungen und das Lohnniveau besser geworden sind.“
Dieses Fehlen von legalen Erntehelfern dürfte sich vor allem am illegalen Arbeitsmarkt bemerkbar machen. Wie Zahlen der Finanzpolizei belegen, steigen in der heimischen Landwirtschaft die Aufgriffe nicht angemeldeter Arbeiter. Im Jahr 2021 wurden 2.018 Personen aufgegriffen, das sind um 47 mehr als im Vorjahr.
Was auch daran liegen dürfte, dass Schwarzarbeit ein klassisches Kontrolldelikt ist. Wurden 2020 noch 395 Betriebe im Land unter die Lupe genommen, stattet die Finanzpolizei im Vorjahr 469 Landwirten einen Besuch ab. „Es gibt nach wie vor einen Trend zur Schwarzbeschäftigung und es braucht ganz offensichtlich Kontrollen“, erklärt der Leiter der Finanzpolizei, Wilfried Lehner.
„Alarmmomente“
Besonders dort, wo innerhalb kurzer Zeit – also zum Beispiel während einer Ernte – viel Personal benötigt wird, sei der Druck besonders hoch. Ebenso die Tendenz zu billigeren Arbeitskräften. „Wir merken auch, dass es einen Trend gibt, die Leute Teilzeit anzumelden und den Rest in schwarz auszubezahlen“, weiß Lehner. Das sei einer der „klassischen Alarmmomente“. Die Betriebe würden sich dadurch ins eigene Fleisch schneiden.
Wenn in einem Betrieb Schwarzarbeiter entdeckt werden, dann meistens nicht nur einer, sondern gleich mehrere. Lehner: „Wenn sich ein Betrieb darauf einlässt, dass Arbeiter schwarz beschäftigt werden, dann ist das meist kein Einzelfall, sondern betrifft mehrere Personen.“
Häufig vertreten sind illegale Arbeiter aus Drittstaaten wie Serbien, Bosnien und Herzegowina und Afghanistan. Aber nicht nur, erklärt Lehner. Nach wie vor werden auch viele Arbeiter aus den östlichen Nachbarländern aufgegriffen. Und das, obwohl diese im Zuge der Arbeitnehmerfreizügigkeit der EU durchaus legal anmeldbar wären.
Konkrete Hinweise
Neben Schwerpunktkontrollen führen sehr häufig ganz konkrete Hinweise zu einem Aufgriff. Zum Beispiel, wenn Betriebe feststellen, dass ihre Dienstnehmer mit einem deutlich höheren Lohn abgeworben werden oder auch wenn sich Dienstnehmer im Streit vom Arbeitgeber trennen. „Der angefressene Lohnarbeiter ist eigentlich das höchste Risiko der Entdeckung“, weiß Lehner.
In den nächsten Wochen soll nicht nur die Ernte voll anlaufen, sondern auch die Kontrollen durch die Finanzpolizei. Schließlich will man den Spargel nicht schwarz, sondern weiß ernten.
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