Nach Rekord-Rückruf bei Coca Cola: Was Konsumenten jetzt wissen müssen

Coca-Cola-Flaschen stehen aufgereiht nebeneinander
Der Getränkeriese Coca-Cola lässt 28 Millionen Halbliter-Flaschen aus den österreichischen Supermärkten entfernen. Was steckt dahinter und was gilt es für Kunden jetzt zu beachten?

Die öffentliche Rückrufaktion von Millionen PET-Flaschen abgefüllt mit den Limonaden der Marken Coca-Cola, Fanta, Sprite und MezzoMix bricht alle Rekorde. Bisher gab es noch keinen ähnlich gelagerten Fall in Österreich.

Der KURIER gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

  • Was ist bei Coca Cola passiert? 

Bei einer Produktionsanlage der Coca-Cola HBC Austria GmbH dürfte ein Sieb gebrochen sein, was über zwei Monate unentdeckt geblieben sein soll. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich in einer sehr begrenzten Anzahl von 0,5l-PET-Flaschen aufgrund eines technischen Fehlers in der Produktion kleine Metallstücke befinden könnten“, teilte Coca-Cola am Mittwoch in einer Aussendung mit. „Wir raten vom Verzehr der potenziell betroffenen Produkte aufgrund eines möglichen Gesundheitsrisikos ab.“

  • Welche Menge ist betroffen? 

Betroffen sind 28 Millionen Halbliter-PET-Flaschen der Limonadenmarken Coca-Cola, Fanta, Sprite und MezzoMix mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum zwischen 4. Februar 2025 und 12. April 2025. Laut dem Lebensmittelkontrolleur Alexander Hengl vom Wiener Marktamt entspricht diese Menge etwa 700 vollgeladenen Groß-Lkw. Das Marktamt ist für den aktuellen Rückruf deshalb zuständig, weil die Coca-Cola HBC Austria GmbH ihren Sitz in Wien hat.

  • Wo können Konsumenten die betroffenen Limonaden zurückgeben? 

Die Konsumenten können diese Produkte gegen Erstattung des Kaufpreises auch ohne Vorlage des Kassenbons in den Verkaufsstellen des österreichischen Lebensmittel-Einzelhandels zurückgeben.

  • Woher weiß Coca-Cola, welche Charge betroffen ist? 

Getränkehersteller sind dazu verpflichtet, ein Qualitätsmanagementsystem zu haben. Im Produktionsprozess gibt es sogenannte „kritische Kontrollpunkte“. „Die Qualität des Produkts wird also nicht nur am Ende der Herstellung kontrolliert“, sagt Johann Brunner vom Verband der Getränkehersteller Österreichs. Jedes der Unternehmen müsse dazu in der Lage sein, genau zurückzuverfolgen, an welcher Stelle ein Fehler aufgetreten ist. „Coca Cola hat den Fehler selber entdeckt und hat uns informiert“, bestätigt Lebensmittelkontrolleur Hengl.

  • Wie gefährlich ist es, wenn eines der betroffenen Getränke getrunken wird? 

Im aktuellen Fall wird es höchstwahrscheinlich nicht zu Verletzungen kommen, sagt Carolin Krejci, die Verantwortliche für Lebensmittelsicherheit im Gesundheitsministerium. „Es sind sehr kleine Metallteilchen, sie sind fast nicht bemerkbar. Bisher ist niemand zu Schaden gekommen“.

Aus vorsorglichen Gründen sei der Rückruf auch bei geringem Risiko notwendig. Wird jemand theoretisch durch ein Metallteilchen im Getränk verletzt und wurde nachweislich nicht von dem Rückruf informiert, kann er Schadenersatzansprüche stellen.

  • Wie ist dieser Rückruf einzuschätzen? 

„Der Rückruf von Coca-Cola betrifft einen relativ langen Produktionszeitraum, wie man den Mindesthaltbarkeitsangaben der betroffenen Chargen entnehmen kann“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Birgit Beck, Leiterin der Untersuchungsabteilung des Vereins für Konsumenteninformation (VKI). „Dadurch ist die Dimension dieses Rückrufs so groß. Es gibt aber immer wieder Spitzen bei den Produktrückrufen.“

  • Wie oft gibt es Produktrückrufe? 

Allein an vergangenen Mittwoch waren es fünf. Zum Teil hängen diese auch zusammen. „Es gab zum Beispiel in kürzester Zeit mehrere Spinat-Rückrufe wegen des Verdachts auf Salmonellen, sprich von Markenprodukten und Handelsmarken, die im selben Betrieb produziert werden. Damit habe ich mit einem Problem mehrere Rückrufe“, sagt Beck zum KURIER. „Ich begrüße es generell, dass Produktrückrufe veröffentlicht werden, weil die Gesundheit der Verbraucher an erster Stelle steht, wenn ein Risiko besteht. Denn Transparenz ist ganz wichtig, wenn etwas passiert und die betroffenen Produkte nicht still und heimlich aus den Supermarktregalen geräumt werden.“

  • Wie gehen Supermärkte mit dem Rückruf um? 

Bei einem Produktrückruf informiert ein Hersteller üblicherweise sofort all seine Vertriebspartner. Die großen heimischen Supermarktketten sperren die betroffene Ware in ihren Computersystemen, dadurch können sie nicht mehr gekauft werden. Filialmitarbeiter räumen die Ware aus den Regalen. Laut Rewe sind beim Coca-Cola-Rückruf so viele Flaschen betroffen, dass nicht bei jeder einzelnen das Ablaufdatum und der Chargenhinweis überprüft wird. Auch Spar spricht davon, dass „mehr oder weniger alle“ 0,5-Liter-Flaschen von Coca-Cola aussortiert wurden. Die Flaschen werden in die Zentrallager der Supermärkte zurückgeschickt und dort vom Getränkehersteller abgeholt.

  • Was passiert mit den zurückgerufenen Getränkeflaschen? 

Bei Rückrufaktionen holen Getränkehersteller ihre Produkte üblicherweise von den Vertriebspartnern ab. Üblicherweise werden die Getränke entsorgt, etwa von darauf spezialisierten Unternehmen aus der Abfallwirtschaft. Wie sie entsorgt werden, dafür gibt es keine Vorschriften, erklärt Carolin Krejci, die Verantwortliche für Lebensmittelsicherheit im Gesundheitsministerium. Der Behörde muss am Ende nur nachgewiesen werden, dass das Produkt in seiner gefährlichen Form nicht wieder in Verkehr gebracht wird.

Theoretisch könnten die Getränke im Abfluss landen oder gefiltert und neu abgefüllt werden. Letzteres könnte aber sehr kostspielig sein. „Es gibt verschiedenste Ideen dazu, aber wir haben uns darauf geeinigt, dass Coca-Cola und wir zuerst die Rückholaktion durchführen und uns erst danach überlegen, was mit den betroffenen Flaschen passiert“, sagt Marktsamt-Sprecher Hengl. „Alles auf einmal schafft man nicht.“

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