Quester-Chefin: Krieg in der Ukraine löste Run auf Fliesen aus
Das Baustoffunternehmen Quester stolpert wie viele andere von einem fordernden Thema in das nächste. War es zuerst die Pandemie, so ist es nun der Krieg in der Ukraine, der sich bei Quester bemerkbar macht. „Durch den Krieg hat sich von einem Tag auf den anderen alles verändert“, sagt Geschäftsführerin Barbara Bernsteiner. Das verlange viel Flexibilität und Teamarbeit.
Der Krieg brachte starke Preissteigerungen und die Frage nach der Verfügbarkeit von Materialien und Rohstoffen. Besonders betroffen ist Quester bei Fliesen. Das Unternehmen ist in diesem Bereich laut eigenen Angaben Marktführer in Österreich.
Neue Lieferanten suchen
Viele Fliesenhersteller seien auf Rohstoffe aus der Ukraine angewiesen, sagt Bernsteiner. Viele kleinere Fliesenhersteller hätten wegen der hohen Gaspreise den Betrieb einstellen müssen. Vor allem italienische Produzenten, bei denen Quester einkaufte, hätten viel Ton aus der Ukraine bezogen. „Wir müssen jetzt ausweichen“, sagt Bernsteiner, die sich nach neuen Lieferanten in Frankreich und der Türkei umschaut. Für Quester bedeutet das alles mehr Arbeit, „wir müssen mehr planen und haben mehr Aufwand.“
Der Run auf Fliesen, wie sie das zuletzt beobachtet habe, wäre jedoch nicht nötig gewesen, meint Bernsteiner. Die Kunden hätten sich nicht eindecken müssen, denn Quester habe seine Lager rechtzeitig gefüllt. Generell seien die Lager derzeit gut bestückt. „Es gibt derzeit nichts, was wir nicht anbieten können“, sagt Bernsteiner. Es sei lediglich eine Preisfrage.
Das Baustoffunternehmen, das von der Familie Quester 2005 an die irische CRH-Gruppe verkauft wurde und seit 2019 zur BME-Gruppe gehört, hat sich nach einem schwierigen Jahr 2020 gut erholt und 2021 sein bestes Jahr gefeiert. Der Umsatz stieg um fast elf Prozent auf 194 Millionen Euro, der Gewinn drehte laut Bernsteiner ins Positive. Gelungen sei der Turnaround durch den Fokus auf Kostenmanagement und die Steigerung der Ertragskraft.
Dunkle Wolken
Auch 2022 sei bisher gut gelaufen, die Baubranche habe sich im ersten Quartal positiv entwickelt. „Die Investitionsprämie hat das eine oder andere beschleunigt, Projekte wurden vorgezogen“, so die Quester-Geschäftsführerin.
Die Lage dürfte sich in den kommenden Monaten aber verschlechtern. Die Inflation, die Rohstoffknappheit und den Arbeitskräftemangel wird Quester voll zu spüren bekommen. „Es stehen harte Zeiten bevor“, so Baumgartner. Spätestens ab dem dritten oder vierten Quartal werde das Umfeld herausfordernd. Für das Gesamtjahr 2022 macht sie keine konkrete Prognose, nur so viel: „Wir wollen wachsen.“
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