Fleisch-Herkunft weiter unklar

Fleisch-Herkunft weiter unklar
Die jüngsten Verdachtsmomente richten sich gegen einen Zulieferer aus Deutschland.

Der Weg zum Ursprung des jüngsten Fleischskandals bleibt weiter verworren. So schließt nun der Schweizer Hersteller Suttero mit größter Wahrscheinlichkeit aus, die Firma Hilcona in Liechtenstein mit nicht deklariertem Pferdefleisch für "Combino"-Rindfleisch-Tortelloni beliefert zu haben. "Die Analysen haben ergeben, dass der Lieferant Vossko aus Deutschland die falsch deklarierte Ware geliefert hat", erklärte das liechtensteinische Unternehmen. Hingegen sei von der zuvor ähnlich wie Vossko verdächtigten Schweizer Firma Suttero nur reines Rindfleisch an Hilcona geliefert worden. Woher Vossko das Fleisch bezogen hat, ist dagegen noch nicht geklärt.

Nachdem zunächst in der Schweiz insgesamt sieben Produkte der Liechtensteiner Firma Hilcona aus den Regalen genommen worden sind, gab Lidl am Montag bekannt, dass auch in Österreich keine weiteren Hilcona-Artikel im Sortiment zu finden sind. Das Produkt "Combino Penne Bolognese 750 Gramm" sei allerdings intern gesperrt und aus den Regalen entfernt worden, der betroffene Artikel "ins Profil passt" - Verdachtsmomente lägen keine vor

Hilcona im liechtensteinischen Schaan verarbeitete Fleisch für die Tortelloni, die vom deutschen Discounter Lidl verkauft wurden. Lidl vertrieb die Tortelloni unter Hilconas Handelsmarke Gusto in Deutschland und in Österreich.

Irrtum ausgeschlossen

Weiter schrieb der Hersteller, eine unbeabsichtigte Vermischung könne ebenfalls ausgeschlossen werden, weil zwischen der letztmaligen Verarbeitung von Pferdefleisch, die nur sporadisch stattfinde, und der Herstellung von Rindfleisch-Komponenten für Tortelloni ein zeitlicher Abstand von über einer Woche liege.

Aufgrund der Fakten könne Suttero mit größter Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass ein Zusammenhang zwischen den Messergebnissen in Österreich und Suttero-Rohwaren bestehe. Detaillierte Analyseresultate lägen nicht vor. Zudem bestehe die Möglichkeit, dass ein zweiter Lieferant das Problem verursacht haben könnte.

Herkunftskennzeichnung als Konsequenz

Abschätzen lässt sich das Ausmaß des Pferdefleischskandals auch vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) noch nicht. Von Verbraucherseite lässt sich aber auf jeden Fall eines feststellen: "Die Mehrheit wünscht sich eine klare Bezeichnung von Lebensmitteln. Sechs von zehn Befragten wollten dabei nicht nur wissen, wo die Nahrungsmittel produziert wurden, sondern auch woher die Rohstoffe kommen", sagte Birgit Beck

Sie verwies in diesem Zusammenhang auf eine aktuelle Umfrage, bei der im Jänner von der Europäischen Konsumentenorganisation (BEUC) in vier EU-Ländern - inklusive Österreich - die Bedeutung der Lebensmittelkennzeichnung beim Kauf von Nahrungsmitteln erhoben wurde. Auch wenn bisher beim Pferdefleischskandal höchstwahrscheinlich keine gesundheitsschädlichen Aspekte ins Spiel gekommen sind, sollten "Verbraucher nicht in die Irre geleitet werden."

Laufende Kontrollen

Indes laufen die Kontrollen in Österreich weiter. Bis Sonntag sind bei der AGES 37 Proben von Fertiggerichten eingelangt. Sie werden auf Pferde-DNA untersucht. Erste Ergebnisse sollen im Laufe der Woche vorliegen, so die AGES. Die Proben werden im Rahmen der vom Gesundheitsministerium angeordneten Schwerpunktaktion „Fertiggerichte mit Rindfleisch – Untersuchung auf nicht deklarierten Pferdefleischanteil“ untersucht. Laufend kommen weitere Proben aus allen neun Bundesländern hinzu.

In Deutschland wurde unterdessen auch Pferde- und Schweinefleisch in Döner-Kebap, sowie Pferdefleisch in Fertiggerichten beim Diskonter Aldi-Nord nachgewiesen. In Österreich werden bisher jedoch nur Fertiggerichte überprüft. "Grundsätzlich sind Schwerpunktaktionen erweiterbar", sagte Fabian Fußeis, Sprecher von Gesundheitsminister Alois Stöger am Montag. Es werde diese Woche eine Evaluierung erfolgen, wenn es notwendig sei, werde die Aktion ausgeweitet.

Der für Gesundheit zuständige EU-Kommissar Tonio Borg schließt sogar eine dauerhafte Einführung von DNA-Tests für Fleisch auf EU-Ebene nicht mehr aus. Zunächst sollten die jetzt vereinbarten 2.250 DNA-Tests in allen EU-Mitgliedsländern "schnell einen Überblick über das gesamte Ausmaß des Pferdefleisch-Skandals" geben, sagte Borg der Bild.

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