Pferdefleisch in französischen Produkten

Metal horse heads outlined with neon lights are seen above a horsemeat butcher shop in Paris February 11, 2013. The British unit of frozen foods group Findus began recalling its beef lasagna last week on advice from its French supplier, Comigel, and the French and British governments have since vowed to punish those found responsible for allowing horsemeat originating from Romania to be sold as beef. REUTERS/Charles Platiau (FRANCE - Tags: FOOD BUSINESS)
In Frankreich wurde Pferdefleisch in Fertiglasagnen nachgewiesen. Am Abend findet ein EU-Agrarminister-Treffen statt.

Im Zuge des Pferdefleisch-Skandals ist nun erstmals auch bei Fertiggerichten in Frankreich falsch deklariertes Fleisch entdeckt worden. Der Tiefkühlkost-Anbieter Picard teilte am Dienstag mit, in zwei Chargen Bolognese-Fertiglasagne sei Pferdefleisch nachgewiesen worden. Die Chargen waren demnach bereits vergangene Woche vorsorglich aus dem Handel genommen worden. Picard setzt nach eigenen Angaben den Verkauf von Produkten aus, die bei Comigel hergestellt worden sind.

Die zuständige Staatsanwaltschaft in Paris eröffnete Medienberichten zufolge am Dienstag ein Vorverfahren wegen Betrugs. Die Ermittlungen wurden in die Hände der französischen Verbraucherschutzbehörde DGCCRF gelegt.

Zwei Betriebe in Großbritannien geschlossen

Bislang war im Zuge des Skandals nur in Großbritannien Fertiglasagne entdeckt worden, die Pferdefleisch enthielt, obwohl auf der Verpackung Rindfleisch angegeben war. Betroffen war der Anbieter Findus. Wie auch Findus bezog Picard das Fleisch vom französischen Hersteller Comigel. Comigel hatte das Fleisch von dem südwestfranzösischen Fleischverarbeiter Spanghero bezogen, der das Fleisch wiederum aus Rumänien erhalten hatte.

Pferdefleisch in französischen Produkten
epa03580367 The Spanghero company logo is seen at the factory in Castelnaudary, southern France, 12 February 2013. Ready meal makers Findus and Comigel, as well as supermarket chains in France and Britain, have had to withdraw products over the past weeks after tests revealed they contained up to 100-per-cent horse meat. Findus, Comigel and French company Spanghero, which supplied the meat to Comigel, have all rejected the blame and threatened legal action against their suppliers. EPA/GUILLAUME HORCAJUELO

Die britische Lebensmittelaufsicht FSA hat am Dienstag nach einer Razzia zwei Fleischverarbeitungsbetriebe in England und in Wales geschlossen. Der Betreiber eines Schlachthofs in der Grafschaft Yorkshire in Nordengland steht unter dem Verdacht, geschlachtete Pferde an eine Anlage in der Grafschaft Pembrokeshire in Wales weitergegeben zu haben. Dort wurde das Fleisch vermutlich zu Burger-Fleischlaberln und Kebabs verarbeitet.

Polizisten und Lebensmittelkontrolleure beschlagnahmten in den beiden Betrieben Fleisch, Dokumente und Kundenlisten, hieß es weiter. Umweltminister Owen Paterson sagte in einer ersten Reaktion, dies sei schockierend und inakzeptabel.

Schweden rätseln über Verbleib von 9000 Tieren

In Schweden wird im Zusammenhang mit dem Pferdefleisch-Skandal in Europa über den Verbleib von jährlich 9000 Pferden gerätselt. So groß ist laut Berechnungen die Diskrepanz zwischen den statistisch erfassten Schlachtzahlen und den am Jahresende aus den Beständen von Züchtern und Betrieben verschwundenen Pferden. Der Malmöer Tageszeitung Skanska Dagbladet zufolge sind sowohl der schwedische Bauernbund LRF als auch der Verband der Pferdezüchter schon dabei, dem Verbleib der Tiere nachzugehen. Es wird durchaus für möglich gehalten, dass zumindest ein Teil der Pferde in europäischen Fleischfabriken gelandet ist.

Die in Schweden aus den Supermärkten zurückgeholten 20.000 Packungen Tiefkühllasagne mit Pferdefleisch sollen laut einem anderen Zeitungsartikel vom Mittwoch indes zu Biogas verarbeitet werden.

EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg sieht im Pferdefleischskandal einen "Betrugsfall und keine Sicherheitsfrage". "Irgendwo im Lauf der Lebensmittelkette hat es einen Betrug oder eine Nachlässigkeit bei der Etikettierung von Fleischerzeugnissen gegeben", so Borg am Mittwoch in Brüssel. Bisher gebe es keinen Hinweis auf ein Gesundheitsrisiko, "dann werden wir sofort Aktionen ergreifen". Es wäre aber "unfair, mit dem Finger auf ein ganz konkretes Land" zu zeigen.

Mini-Agrarministertreffen in Brüssel

Mehrere Agrarminister der EU treffen am Mittwochabend in Brüssel zu einem informellen Sondertreffen wegen des Pferdefleischskandals zusammen. Die irische Ratspräsidentschaft teilte kurzfristig mit, dass es um den Informationsaustausch der betroffenen Länder Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, Schweden, Rumänien und Polen geht. Österreich wird auf dem Rat auf Ministerebene nicht vertreten sein.

Es brauche eine verpflichtende EU-weite Herkunftskennzeichnung für Milch- und verarbeitete Fleischprodukte, erklärte VP-Bauernbund-Präsident Jakob Auer. Er sorgt sich vor dem "trojanischen Pferdefleisch". SP-Gesundheitsminister Stöger eine europaweite Datenbank gefordert.

Die Verbraucher hätten "ein Recht auf nachvollziehbare Herkunftsangaben". Gefordert sei in erster Linie die Wirtschaft, "die Bereitschaft ist aber gering", so Auer. Die Konzerne verlangten einen uneingeschränkten Warenfluss - für den Bauernbund ein Interessenkonflikt mit den Landwirten, der den Konsumenten schade. Es brauche eine lückenlose Angabe auf den Produkten, "was drin ist, und von wem es gekommen ist". Dem Gesundheitsminister bietet Auer an, "gemeinsam eine EU-weit verpflichtende Herkunftskennzeichnung" zu erkämpfen.

Bei Fleisch gibt es prinzipiell eine Herkunftsbezeichnung - allerdings nicht für verarbeitetes Fleisch. Daher müsse eine entsprechende Kennzeichnung neben Milch- und Milchprodukten unbedingt auch für verarbeitetes Fleisch kommen - man sehe ja anhand des Pferdefleischskandals, dass das Schlupfloch genutzt werde, sagte Auer.

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