Der Pferdefleisch-Skandal weitet sich aus: EU plant Gentests und Untersuchungen auf Medikamenten-Rückstände.
14.02.13, 22:00
Die französische Regierung hat einen Schuldigen im europaweiten Pferdefleisch-Skandal identifiziert: Die französische Firma Spanghero habe gewusst, dass sie Pferdefleisch als Rindfleisch verkaufte. Supermarktketten in Deutschland nahmen möglicherweise falsch deklarierte Produkte teils bereits vergangene Woche aus dem Verkauf, ohne dies zunächst mitzuteilen.
Die Firma Spanghero habe sich eines "Wirtschaftsbetruges" schuldig gemacht und werde zur Verantwortung gezogen werden, sagte der französische Verbraucherminister Benoit Hamon in Paris. Der Firma wurde mit sofortiger Wirkung die Zulassung zur Fleischverarbeitung entzogen, wie Landwirtschaftsminister Stephane Le Foll hinzufügte. Spanghero erklärte indes, "nur als Rind geltendes Fleisch bestellt, erhalten und weiterverkauft" zu haben.
Am Anfang stand die Lasagne
Der Skandal um Pferdefleisch in Tiefkühlprodukten, das als Rindfleisch etikettiert worden war, hatte am Mittwoch
Deutschland erreicht. In Lasagne-Produkten wurden Anteile von Pferdefleisch gefunden. Spanghero hatte das Fleisch aus Rumänien bezogen und die französische Firma Comigel in Metz beliefert, die europaweit zahlreiche Fertigprodukte verkauft.
Comigel wies den Vorwurf Hamons von "Nachlässigkeiten" im Umgang mit dem Fleisch zurück. Die Firma sei Opfer eines "organisierten Betrugs" geworden, der kaum aufzuspüren gewesen sei, erklärte Comigel-Chef Erick Lehagre. Da das von Spanghero angelieferte Fleisch unaufgetaut weiterverarbeitet worden sei, hätten die Comigel-Mitarbeiter "weder durch die Farbe, noch durch den Geruch" darauf kommen können, dass es von Pferden stammte.
Verhaftungen auf der Insel
In Großbritannien wurden wegen des Skandals drei Männer festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Sie wurden am Donnerstag in einer Schlachterei und einem Weiterverarbeitungsbetrieb festgenommen, die unter Verdacht stehen, Pferdefleisch als Rindfleisch etikettiert zu haben. Den Männern wird Betrug zur Last gelegt.
EU entscheidet über europaweite Tests
Die EU-Staaten wollen heute über die Einführung europaweiter Tests von Rindfleischprodukten entscheiden. Mit Gentests sollen die Aufsichtsbehörden feststellen, ob es sich bei den Proben um falsch deklariertes Pferdefleisch handelt.
Außerdem soll Pferdefleisch auf Rückstände des Medikaments Phenylbutazon untersucht werden. Das Mittel wird bei Pferden gegen Entzündungen oder zum Doping eingesetzt, darf aber nicht in Nahrungsmitteln enthalten sein.
Die EU-Kommission hatte die Tests bei einem Treffen einiger besonders betroffener europäischer Staaten am Mittwoch vorgeschlagen. Wenn die Ländervertreter sie bei ihrem Treffen beschließen, könnten die Untersuchungen im März beginnen.
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