Das Problem gibt es nicht nur in Österreich, sondern ist europaweit ist zu beoachten. Hintergrund ist nicht nur die gestiegene Lebenserwartung, sondern auch die schrittweise Professionalisierung der Langzeitpflege. Versorgungsarbeit kann zunehmend nicht mehr von den Angehörigen – zumeist Frauen - alleine übernommen werden, so Kai Leichsenring vom Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung. Erstens, weil Menschen heutzutage oftmals deutlich länger pflegebedürftig sind, zweitens, weil damitauch die Anforderungen komplizierter würden. Insofern sieht Leichsenring auch Freiwilligenarbeit und die 24-Stunden-Betreuung kritisch, denn diese „gehen von der Prämisse aus, pflegen kann eh jeder“. Das sei aber nicht der Fall.
Pflegerinnen aus Osteuropa
Da die Entlohnung in westeuropäischen Ländern durchschnittlich besser ist, behelfen sich manche Länder damit, Arbeitskräfte gezielt im Ausland anzuwerben. In Österreich beträgt der Anteil der eingewanderten Krankenpflege- und Geburtshilfefachkräfte 20 Prozent, Spitzenreiter ist Luxemburg mit 30 Prozent.
Etwa zwei Drittel der Pflege- und Betreuungskräfte, die im EU-Ausland wohnen, kommen aus nur drei Staaten, nämlich Rumänien, Polen und Bulgarien. Diese (zumeist) Frauen fehlen dann aber in den Herkunftsländern, sowohl als Arbeitskräfte, als auch im sozialen Umfeld und als Familienmitglieder. In Tschechien sei das „Zurückholen der Pflegerinnen“ bereits Wahlkampfthema gewesen, so Leichsenring.
Konzepte, die die Situation verbessern sollen, gibt es bereits: Leichsenring nennt beispielsweise Pflege- und Betreuungszentren auf Gemeindeebene, „Community Nurses“ und eine bessere Vernetzung von Angeboten wie Tageszentren, Arztpraxen oder Primärversorgungszentren. Wieviel das kosten würde, ist schwer zu beziffern. Derzeit gebe Österreich 1,5 bis 1,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für den Bereich aus. In den Niederlanden sind es 3 Prozent, so Leichsenring.
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