350 Hausbesuche
Markus Pernull ist einer von sieben Pflegekoordinatoren, die 25 Kärntner Gemeinden betreuen. Der 31-Jährige hat zuvor sieben Jahre lang in einem Krankenhaus als Entlastungsmanager gearbeitet. In seinem ersten Jahr in Hermagor konnte er neben seiner Bürotätigkeit rund 350 Hausbesuche verzeichnen.
Möglich sei dies – ganz im Sinne des Community-Nurse-Gedankens – durch ein stark vernetztes Arbeiten mit den sieben Gemeinden, niedergelassenen Ärzten, Apotheken und weiteren Gesundheitsdienstleistern. Das Einsatzgebiet des Koordinators zählt rund 18.000 Einwohner, jeder Sechste ist älter als 75. Markus Pernull beschreibt seine Arbeit als „aufsuchend, nachsorgend“. Er kommt mit seinem Wagen zu den Betroffenen nach Hause. Seine unkomplizierte Art und der Umstand, dass „man sich am Land kennt“, helfen ihm bei seinen Besuchen: „Also es hat noch keinen gegeben, der mir nicht seine Tür geöffnet hat.“
Die Leute wären auch froh, dass er keine Amtshandlung vollzieht, dass sie bei ihm auch ihre Sorgen loswerden können, und dass sie sich nebenbei auch einige Amtswege ersparen können.
Wenn er die Erleichterung in ihren Augen sieht, weiß er, dass sein Einsatz Sinn macht: „Es geht mir aber nicht nur darum, schnell einen Antrag auszufüllen. Man muss sich Zeit nehmen, mit den Betroffenen und pflegenden Angehörigen reden und ihnen auch zuhören. Man muss sich ihre Situation zu Hause ansehen und sie alle ernst nehmen.“
Ein großes Thema bei seinen Hausbesuchen ist das Pflegegeld und dessen formgerechte Beantragung, da die Pflege und Betreuung zu Hause nicht zuletzt einen Kostenfaktor darstellen. Oft wird er auch gefragt: „Lohnt es sich in unserem Fall, einen Erhöhungsantrag zu stellen?“
Große Wissenslücken
Wichtig ist für Markus Pernull die pure Information: „Durch meine Arbeit habe ich bemerkt, dass viele Familien das Betreuungsangebot etwa durch mobile Dienste oft jahrelang nicht in Anspruch nehmen, weil sie gar nicht wissen, dass es das gibt.“
Dabei ist das Spektrum groß: von der stundenweisen bis zur 24-Stunden-Betreuung, von der Unterstützung in der Mobilität für Einkäufe und Arztbesuche bis hin zum Angebot für pflegende Angehörige, sich einmal kurz eine Auszeit zu nehmen.
Durch seine Arbeit als Pflegekoordinator kann er bestätigen, was die Forschung bereits seit Längerem festhält: „Zu den Themen Pflege und Pflege zu Hause gibt es leider viele Wissenslücken bei den Menschen.“
Seit Kurzem ist Markus Pernull auch mit dem Aufbau eines neuen Ehrenamtes befasst: Freiwillige in den Gemeinden sollen bei dieser Initiative gegen die Alterseinsamkeit wirken und damit auch pflegende Angehörige bestmöglich entlasten. „Dabei geht es nicht um pflegerische Leistungen oder Arbeiten im Haushalt. Es geht vor allem auch um konkrete Unterstützung, zum Beispiel beim Einkaufen, bei Arzt-, Pflegeheim- oder Friedhofsbesuchen. Miteinander werden sie auch Karten spielen, Gespräche führen oder spazieren gehen.“ Die Ehrenamtlichen werden vom Land kostenlos ausgebildet und dann von ihm aufgrund seiner Ortskenntnisse den Familien direkt zugeteilt.
Durchs Reden kommen bekanntlich die Leute zusammen, Markus Pernull hat im ersten Jahr als Pflegekoordinator diesbezüglich schon einiges bewirkt.
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