Online einkaufen: 15.000 heimische Web-Shops gegen Amazon
Eines vorweg: Das Argument, dass man beim Händler seines Vertrauens derzeit nichts einkaufen kann, weil dessen Geschäft im Lockdown geschlossen bleibt, gilt so nicht mehr. Zumindest in den meisten Fällen. Blumenhändler verkaufen ihre Adventkränze jetzt online, Buchhändler stellen Lesestoff zu, und selbst Brauereien liefern Bier an die Haustüre. Mittlerweile gibt es geschätzte 15.000 Webshops österreichischer Unternehmen, dazu kommen immer mehr rotweißrote Verkaufsplattformen – wie Shöpping oder kauftregional.at (siehe unten).
Wunsch und Wirklichkeit
Theoretisch ist der Einkauf bei heimischen Online-Händlern also so einfach wie nie zuvor. Praktisch fließt noch immer etwa jeder zweite Euro, den die Österreicher online ausgeben, ins Ausland.
Daran ändern auch jene Umfragen nichts, in denen Konsumenten beteuern, beim Einkauf auf Regionalität zu achten. Also darauf, dass Wertschöpfung und Arbeitsplätze im eigenen Land bleiben.
Letztlich muss man die Kirche im Dorf lassen, zieht Handelsobmann Rainer Trefelik eine Zwischenbilanz: „Die Online-Initiativen sind zahlreich, die Volumina gering. Der Umsatzentgang in den stationären Geschäften kann online gar nicht kompensiert werden.“ Aus mehreren Gründen.
Stationär dominiert
Erstens, schlicht aufgrund des Größenunterschiedes. Österreichs Einzelhandel setzt 68 Milliarden Euro im Jahr um, die Online-Händler kommen zusammengenommen auf 3,6 Milliarden Euro. Davon staubt mit knapp 850 Millionen der US-Riese Amazon am meisten ab. Denn auch wenn in Umfragen gerne etwas anderes behauptet wird, so kaufen Konsumenten letztlich oft dort, wo es am schnellsten, unkompliziertesten und billigsten geht.
Und letztlich bei internationalen Plattformen. „Amazon hat über die Jahre Milliarden in seine Abläufe, Services, die Logistik investiert. Das konnte sich der Konzern leisten, weil er so gut wie keine Steuern zahlt“, findet Trefelik. Als kleiner Händler könne man in dieser Liga nicht mitspielen.
Trefelik gewährt dazu einen Blick hinter die Kulissen seines Modegeschäfts Popp&Kretschmer in der Wiener Innenstadt. Im Schaufenster und im Web-Shop gibt es vom T-Shirt bis zur Designer-Robe alles. Der Umsatz-Anteil im Webshop? „Im Promille-Bereich angesiedelt“, sagt der Unternehmer. Schließlich sinkt die Bereitschaft zum Online-Kauf mit der Höhe des Preises. Nicht alles eignet sich zum Online-Verkauf.
Sein Shop sei im Grunde eine Auslage, die Kunden ins Geschäft lockt – sofern es nicht gerade einen Lockdown gibt. „Gerade haben wir wieder 3.000 Teile für den Webshop fotografiert, müssen die Bilder bearbeiten, beschriften, online stellen.“ Eine Arbeit, die so kosten- und zeitintensiv wie alternativlos ist. Denn die großen Marken-Labels stellen Händlern ihre Modefotos nicht zur Verfügung.
Dennoch investieren Händler immer mehr in ihre Webshops. Der Grund ist leicht erklärt: Die Pandemie verschärft den Trend zum Online-Kauf. Heuer werden wohl erstmals mehr als zehn Prozent der Einzelhandelsumsätze (Lebensmittel ausgenommen) über Webshops abgewickelt.
Im Folgenden vier Beispiele für regionale Verkaufs-Plattformen, Verzeichnisse und Marktplätze:
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