Österreichs Touristenmeilen sind leer gefegt
Der Höhenflug der Tourismusbranche ist Geschichte. Ausradiert vom Coronavirus. Rekordwerte von 150 Millionen Gästenächtigungen im Jahr kann sich die Branche heuer aufzeichnen.
Handydaten
Wie leer gefegt die sonst so überfüllten Straßen in den Tourismus-Hotspots sind, lässt sich anhand von Handybewegungsdaten gut nachvollziehen.
Wie anonymisierte Daten von A1 und der Analysefirma Invenium zeigen, die dem KURIER zur Verfügung gestellt wurden, kam es in der Innenstadt von Innsbruck und Salzburg im heurigen Mai zu einem Besucherrückgang von 60 bzw. 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In der Wiener City fiel der Besucherschwund mit minus 75 Prozent besonders stark aus.
Es sind vor allem die ausländischen Gäste, die fehlen. In Wien kamen im Mai 2019 noch 30 Prozent der Innenstadtbesucher aus dem Ausland. Die Krise sorgte laut Datenauswertung im Mai für einen Rückgang von 95 Prozent im Vergleich zu 2019.
Totalausfall
Wirtschaftlich ist es quasi ein Totalausfall, vor allem für die Städte. Wien etwa rechnet mit einem Wertschöpfungsverlust von 1,9 Milliarden Euro. Es fehlen nicht nur Touristen, sondern auch viele Kongressteilnehmer. Letztere waren mit durchschnittlichen Tagesausgaben von 540 Euro wesentlich spendabler als der typische Wien-Besucher mit Ausgaben von 270 Euro am Tag. 35.000 Jobs in der Wiener Tourismus- und Freizeitwirtschaft gehen verloren.
Das Fehlen der Gäste trifft nicht nur die Hotellerie und Gastronomie, sondern auch den Handel, der von der kaufkräftigen Klientel profitiert hat.
Erholung erst 2024
„Wir werden um zehn Jahre zurückgeworfen“, formuliert es Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner. Und eine schnelle Erholung ist nicht zu erwarten. Experten rechnen damit, dass die meisten Städte erst 2024 das Vor-Corona-Niveau erreichen. Die Stadt Salzburg geht etwa von einer Maximalauslastung der Hotels von 50 Prozent im August aus.
Gäste anlocken
Nun sollen zumindest die deutschen und Schweizer Gäste retten, was zu retten ist. Besucher aus diesen Ländern machen immerhin 40 Prozent des Gästeaufkommens aus. Und auch die Österreicher sollen zu einem Besuch in der Heimat animiert werden. Immerhin: 21 Prozent der Wiener schätzen „Staycation“ – also Urlaub zu Hause. Für sie soll etwa die App „ivie“ als Touristenführer fungieren. Und es wird über die „Vienna City Card“ spezielle Angebote wie Übernachtungen im Museum oder Führungen mit den Direktoren geben.
Salzburg wiederum setzt auf die Festspiele als Gästemagnet. Diese dürfen abgespeckt aber doch stattfinden.
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