Interessant ist Indien aus österreichischer Sicht aber nicht nur als Exportmarkt, sondern auch als Herkunftsland von Fachkräften. Denn die Bevölkerung ist nicht nur groß, sondern auch vergleichsweise jung.
Mit Stand Dezember 2023 arbeiten knapp 850 indische Staatsangehörige mit der sogenannten "Rot-Weiß-Rot-Karte" in Österreich. Das ist der nach Daten des Österreichischen Integrationsfonds der zweithöchste Wert hinter Bosnien-Herzegowina (mehr als 1.900 Beschäftigte).
Pflegekräfte dringend gesucht
Derzeit laufen in mehreren Bundesländern etwa Vorbereitungen, um Österreichs eklatantem Pflegekräftemangel mit Gesundheitspersonal aus Indien in naher Zukunft etwas entgegenzuwirken. In Krankenhäusern der Barmherzigen Brüder in Wien - dessen Ordensprovinz-Vorsteher in Indien aufgewachsen ist - erwartet man zum Beispiel schon diesen Herbst erste Pfleger aus Indien, später dann auch im Burgenland und in Salzburg.
Über eine Partnerschaft zwischen der Diözese Eisenstadt und einer Diözese in Kerala im Südwesten Indiens sollen ab 2025 zusätzliche Kräfte ins Burgenland kommen, bis zu 50 von ihnen wünscht man sich dann pro Jahr.
Das Pflegepersonal soll vor dem Abflug nach Österreich in Indien nicht nur ihre Ausbildung absolvieren und die nötige Nostrifizierung erhalten, sondern auch ausreichende Deutschkenntnisse erwerben. Im Gegenzug will man den neuen Arbeitskräften dabei helfen, sich in Österreich zurechtzufinden und ihnen gute Unterkünfte vermitteln.
Maschinen aus Österreich
Die wichtigsten Handelsgüter zwischen Indien und Österreich sind Maschinen und mechanische Geräte. Etwa ein Drittel der österreichischen Exporte nach Indien entfiel darauf, gefolgt von fotografischen Apparaten und Prüfinstrumenten, Schienenfahrzeugen und Gleismaterial sowie Kunststoffgütern.
"Indien ist grundsätzlich der zweitwichtigste Markt im Bereich Automotive in Asien nach China", sagt etwa Igor Sekardi, Bereichsleiter für internationale Beziehungen und Märkte in der Industriellenvereinigung (IV). Für österreichische Zulieferer könnten das eine Chance sein. Auch in den Bereichen grüne Technologien und erneuerbare Energien sowie im Industrie- und Anlagenbau sieht die heimische Wirtschaft Potenziale.
Eingeführt werden aus Indien ebenfalls vorrangig Maschinen und Geräte (27 Prozent der Importe), Zugmaschinen und Kraftwagen (8 Prozent), aber auch Schuhe und Bekleidung (7-8 Prozent).
Die wichtigsten Handelspartner Indiens sind China (14 Prozent der Importe), die USA (18 Prozent der Exporte) und die Vereinigten Arabischen Emirate (etwa 7 Prozent der Ein- und Ausfuhren).
Russisches Öl auf Umwegen
Den mit Abstand größten Anteil im internationalen Warenaustausch Indiens machen Brennstoffe aus. Das erklärt sich einerseits daraus, dass Indien immer mehr Energie verbraucht, andererseits übersteigen die Raffineriekapazitäten den heimischen Bedarf. Unter anderem die EU-Staaten, die weniger Öl und keinen Diesel mehr aus Russland beziehen, sind dankbare Abnehmer. Dabei ist Indien seit 2022 zu einem wichtigen Abnehmer für russisches Rohöl geworden, daraus hergestellte Treibstoffe erreichen die EU jetzt also über den Umweg Indien.
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