OECD warnt vor noch tödlicheren Virusvarianten
Die Weltwirtschaft wird heuer und im kommenden Jahr kräftig wachsen, so die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrer Herbstprognose. Allerdings zeichnet sich die Erholung nicht in allen Regionen und Brachen ab - und insgesamt schwächt sie sich ab. Denn nach starken Aufholeffekten heuer und nächstes Jahr, wird 2023 etwa mit einer Dynamik auf Vorkrisenniveau gerechnet (siehe Grafik).
Deutlicher gesenkt wurde die Prognose für China. Bedingt durch die Zahlungsausfälle großer Immobilienentwickler. Denn die Branche ist ein wichtiger Wachstumsmotor. Befürchtet werden auch Auswirkungen auf den Finanzmarkt. Zum anderen führt der Energiemangel zu einem Rückgang der industriellen Produktion.
Das wirkt sich aufgrund der globalen Verflechtung und der schieren Größe der chinesischen Volkswirtschaft auch auf Europa und die USA aus. Vor der Corona-Pandemie habe China etwa ein Drittel zum weltweiten Wachstum beigetragen, so Isabell Koske von der OECD.
Ein erhebliches Risiko sehen die Experten im langsamen Impffortschritt, insbesondere in Entwicklungsländern. Solange die Impfung nicht global verfügbar sei, werde es weiterhin Probleme geben, unter anderem auf den Lieferketten. „Im pessimistischsten Szenario werden Regionen mit niedrigen Impfquoten zu Brutstätten für tödlichere Virusvarianten, die Menschenleben und Existenzen vernichten“, warnt die OECD.
Chefökonomin Laurence Boone führt aus: Die G20-Staaten haben seit Beginn der Pandemie zehn Billionen US-Dollar (8.800 Mrd. Euro) für die Unterstützung ihrer Volkswirtschaften aufgewendet. Um die Impfung auch in ärmeren Ländern verfügbar zu machen, würden hingegen 50 Milliarden Dollar (44 Mrd. Euro) ausreichen.
Österreich
Die Prognose für Österreich ist optimistisch, hat aber einen Schönheitsfehler: Sie wurde vor der Ankündigung des aktuellen Lockdowns erstellt. Sollte dieser länger als die geplanten 20 Tage dauern, so stelle das „ein erhebliches Abwärtsrisiko für die Projektionen“ dar, so die OECD.
Auswirken würde sich der Lockdown vor allem im Handel, dem Dienstleistungssektor und dem Wintertourismus, so Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer (AK). „Allerdings muss man die Kirche im Dorf lassen“, denn der Anteil des Tourismus an der österreichischen Volkswirtschaft sei nur etwa ein Drittel dessen der Industrie. Und diese habe sich trotz Lieferengpässen und Halbleitermangel sehr robust entwickelt.
Gute Schulden
Das weltweite Ansteigen der Staatsschulden macht des OECD-Experten keine großen Sorgen. Die Frage sei jedoch, wofür das Geld verwendet wird, so Boone. Statt Hilfszahlungen sollten die Mittel laut der OECD so investiert werden, dass sie zukünftiges Wachstum ermöglichen, also etwa in Digitalisierung, Ausbildung, den Gesundheitssektor oder zur Abwendung der Klimakrise. Es gehe also weniger darum, Schulden zu vermeiden, denn darum, „gute Schulden“ zu machen, so Boone.
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