Neuer Kika/Leiner-Eigentümer übernimmt Haftung für Gutscheine

KIKA/LEINER-SCHLIESSUNGEN - IN STEYR BLOCKABFERTIGUNG BEIM EINLASS
Durch Fortführung des Betriebs sollen Anzahlungen trotz Insolvenz erhalten bleiben. Expertin übt Kritik an falschen Entscheidungen.

Trotz geplanter Insolvenz verspricht Kika/Leiner, dass alle Gutscheine ihre Gültigkeit behalten. Möglich werden soll das, weil der neue Eigentümer, Hermann Wieser, über seine Gesellschaften die Haftung dafür übernimmt, sagte ein Kika/Leiner-Sprecher am Freitag auf Anfrage der APA. Denn im Rahmen der Insolvenzmasse dürfen Gutscheine nicht besser gestellt werden als andere Forderungen, wie Anwalt Michael Poduschka im Gespräch mit der APA erinnert.

Auch Anzahlungen für künftige Lieferungen gehören zu den Forderungen. Allerdings soll im Zuge des Fortführungsplans sichergestellt werden, dass alle offenen Aufträge erfüllt und die geleisteten Anzahlungen zur Gänze angerechnet werden, so der Sprecher. Damit würden Kunden auch nicht um ihre Anzahlungen umfallen.

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Poduschka rät trotz der Garantie zur Vorsicht. "Wenn ich einen Gutschein hätte, würde ich sofort hinlaufen und ihn einlösen", empfiehlt er. Denn es gelte "die Binsenweisheit, dass eine Garantie nur so stark ist wie der Garantiegeber". Der Anwalt vermutet, dass die Ansage des neuen Kika/Leiner-Eigentümers vor allem dazu gedacht ist, die Stürmung der Geschäfte zu verhindern.

Ähnlich vorsichtig äußert sich Anja Mayer von der Konsumentenschutzabteilung der Arbeiterkammer (AK). Im Falle einer Insolvenz dürfe das Unternehmen keine Gutscheine mehr annehmen und es bleibe den Konsumentinnen und Konsumenten nur die Möglichkeit, sich als Gläubiger am Verfahren zu beteiligen. Dabei falle aber eine Anmeldegebühr von 25 Euro an, so Mayer. Die AK rät Kunden von Kika/Leiner auch dazu, keine Anzahlungen mehr zu leisten. Eine genaue Beurteilung sei aber erst möglich, wenn die Details des Insolvenzantrags auf dem Tisch lägen.

Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Creditreform, hält eine Umsetzung des Versprechens, dass die Gutscheine weiter ihre Gültigkeit behalten, durchaus für realistisch. So zeige sich in der Praxis, dass Masseverwalter im Rahmen von Sanierungsverfahren üblicherweise eng mit der Geschäftsführung zusammenarbeiten - und zwar unabhängig davon, ob eine Eigenverwaltung vorliegt oder nicht. Inwieweit eine Umsetzung aber tatsächlich gelingen kann, werde sich erst im Zuge des Verfahrens weisen, erklärte Weinhofer gegenüber der APA.

Kritik an Entscheidungen

Der Markt für Möbel sei in Österreich "überbesetzt", meint die WU-Expertin Cordula Cerha in einem Interview mit der Kleinen Zeitung. "Die Flächenproduktivität ist zu gering: zu viel Handelsfläche pro Einwohner". Bei der Möbelkette Kika/Leiner, die kommende Woche Insolvenz anmelden will, seien in den vergangenen Jahren "diverse strategische Entscheidungen" falsch gelaufen, so Cerha.

Zu den Fehlentscheidungen gehöre auch das gemeinsame Marketing für die beiden Marken Kika und Leiner - eine Entscheidung die später rückgängig gemacht wurde. In der gleichen Zeit wäre der Wettbewerb im Accessoire-Bereich härter geworden. Zudem hätten Konkurrenten wie Ikea und XXXLutz expandiert.

Der CEO des oberösterreichische Möbelhersteller Team 7, Georg Emprechtinger, geht im APA-Gespräch aber davon aus, dass Kika/Leiner in irgendeiner Form am Markt erhalten bleibt. Er könnte sich vorstellen, dass Kika/Leiner künftig wieder eher in den Premiumbereich zurückkehrt. Dann würde man mit wenigen Filialen auskommen und auch neben XXXLutz Platz finden, sähe er darin ein sinnvolles Konzept. Aber: Derzeit sei einfach noch zu wenig bekannt, was für die Zukunft des Möbelriesen geplant sei, um eine Einschätzung abgeben zu können.

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Dieser Informationsmangel macht es Team 7 als jahrzehntelangem Lieferanten von Kika/Leiner auch nicht leicht, die drohenden Folgen für das eigene Unternehmen abzuschätzen. Der Schaden werde "nicht sehr groß sein", erwartet Emprechtinger, weil man zuletzt ohnehin bereits vorsichtig agiert habe, "aber es wird mehr als null sein".

Allerdings sei Kika/Leiner zuletzt kein so großer Kunde von Team 7 mehr gewesen als noch vor 15 oder 20 Jahren, "das ist sukzessive zurückgegangen".

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