Millionenpleite eines Kärntner Sportwagenbauers

Hispano Suiza / Villach
Das Unternehmen hat rund 4.7 Millionen Euro Schulden und soll verwertet werden. Bisher nur zwei "Prototypen" gebaut.

„Im März 2019 hat das Unternehmen mit viel Aufwand medial verkündet, dass in Villach ein Luxusauto mit 1.085 PS produziert werden soll. Das Luxusauto soll die Bezeichnung Maguari HS1 GTC bekommen und rund 2,2 Millionen Euro kosten. 50 Stück sollten ab 2019 jedes Jahr in Villach gefertigt werden. Insgesamt höchstens 300 Autos. In Villach sollte sowohl die Entwicklung des Autos, als auch die Produktion erfolgen“,  weiß man beim Gläubigerschutzverband AKV. Das Auto sollte mehr als 380 km/h schnell sein.

Hispano Suiza Engineering wollte laut eigenen Angaben "die ersten 10 von 300 limitierten Exemplaren des HS1 GTC einem ausgewählten Kreis von Privatpersonen und Sammlern anbieten". Die ersten zehn Autos sollten Sondereditionsautos sein und mit passenden handgefertigten Fahrerhandschuhen, Schuhen, Gepäck und einer exklusiven Handtasche ausgestattet sein.

Die Hispano Suiza Engineering GmbH mit Sitz in Villach wurde im Jahr 2016 im Firmenbuch des Landesgerichtes Klagenfurt eingetragen. Jetzt musste der Geschäftsführer die Reißleine ziehen. Das Unternehmen ist pleite.

Millionenpleite eines Kärntner Sportwagenbauers

Innenansicht des Prototypen

Schulden und Vermögen

Die Schulden betragen laut KSV1870 rund 4,7 Millionen Euro, davon entfallen 2,2 Millionen auf Gesellschafterdarlehen, 1,9 Millionen Euro auf Bankschulden und mit 532.800 Euro steht das Unternehmen bei Lieferanten in der Kreide.

Aktiva betragen laut KSV1870 etwa 42.800 Euro davon entfallen rund 10.000 Euro auf die beiden Prototypen. Die Markenrechte mit einem unbestimmten Wert sind an die finanzierende Bank verpfändet. Die Kosten der Verfahrenseröffnung soll durch die Verwertung von zwei Kfz der Marke Alfa Romeo erzielt werden. Der Wert der Büroeinrichtung wird mit 1.000 Euro beziffert.

Handelsrechtlicher Geschäftsführer und Mastermind ist Erwin Leo Himmel, ein bekannter Auto Designer, der früher Audi und VW gearbeitet hat. Hundert-Prozent-Gesellschafterin ist Hispano Suiza Automobilmanufaktur AG mit Sitz in Zug, Schweiz. Himmel ist auch Präsident des Verwaltungsrates der Schweizer Firma.

Die Entwicklung

„Die Tätigkeit wurde 2016 begonnen, zwischenzeitlich wurden zwei Prototypen entwickelt und einer davon wurde in Villach auch präsentiert. Durch verschiedene Umstände, letztendlich auch coronabedingt, konnte eine Produktion bis dato nicht erfolgen. Die Entwicklungskosten waren enorm und belaufen sich auf rund 4,5 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgte über Kreditaufnahmen und Einbringung von Eigenmitteln in der Größenordnung von 2,2 Millionen Euro“, heißt es weiter im Insolvenzantrag laut AKV. "Im Juni 2020 war der weltweite Markteintritt und offizielle Fahrzeugverkauf der Marke Hispano Suiza in Los Angeles geplant und musste aufgrund der Corona Pandemie und den internationalen Reisebeschränkungen auf unbestimmte Zeit verschoben werden."

Der österreichische Standort sei indirekt vom weltweiten Verkauf der Fahrzeuge abhängig und führt die Entwicklungsleistungen durch. Bis April 2021 wurden noch Corona Übergangsfinanzierungen des AWS gewährt und sind mit diesem Zeitpunkt ausgelaufen. Mit Ende Juni 2021 erfolgte die erste Fälligstellung einer Finanzierungsrate des AWS aus einem Garantieprogramm, diese wurde bis Ende des Jahres noch  gestundet. Daraufhin wurde die gesamte Kreditlinie fällig gestellt. Eine weitere Stundung wurde nicht gewährt und der Standort in Villach musste geschlossen werden.

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