Millionenpleite eines Großhändlers - 250 Jobs betroffen

Millionenpleite eines Großhändlers - 250 Jobs betroffen
Das Unternehmen besteht seit 1946 und betreibt einen Großhandel mit sämtlichen Bedarfsartikeln. Es soll fortgeführt werden.

"Die wirtschaftliche Situation der Antragstellerin hat sich in den letzten Monaten nochmals dramatisch zugespitzt. Insbesondere im Cash & Carry Segment haben wohl nicht zuletzt die massiven Lieferverzögerungen und die akuten Preissteigerungen zu einem Einbruch der Nachfragesituation geführt. Auch diverse Kunden des Großhandels Freistadt haben aufgrund des makroökonomischen Umfeldes mit mangelndem Warenabfluss und daher vollen Lägern zu kämpfen, sohin der Abfluss der bereits 2021 für die Saison Frühjahr/Sommer 2022 eingekauften Ware nicht plangemäß stattgefunden hat", heißt es im Insolvenzantrag dieses alteingesessenen Unternehmens. "Hinzu kam, dass durch Lieferengpässe- und ausfälle saisonale Waren nicht zeitgerecht eingelangt sind, was ebenfalls zu massiven Umsatzeinbußen beigetragen hat. Diese Verzögerungen im Bestellzyklus haben nunmehr zudem zur Folge, dass ein großer Bestand an asaisonalen Handelswaren bevorratet ist, der nicht mehr werthaltig am Markt abgesetzt werden kann. Im Übrigen haben sich in den letzten zwei Jahren auch die Transportkosten substanziell verteuert. Die Antragstellerin musste daher ihr Geschäftsmodell anpassen und die Einkaufspolitik ändern sowie weitere Restrukturierungsmaßnahmen setzen."

Und weiter heißt es: "Trotz dieser hat sich in den vergangenen Sommerwochen die gesamte Marktlage im Groß- und Einzelhandel noch negativer als geplant entwickelt und damit die Ertrags- und Liquiditätslage derart dramatisch verschlechtert, sodass die ergriffenen Sanierungsmaßnahmen nicht mehr aussichtsreich schienen und die Antragstellerin kurzfristig den Weg in eine insolvenzrechtliche Sanierung vorzubereiten hatte."

Sieben Filialen

Die Rede ist vom Traditionsunternehmen A. Hausmann GmbH mit Sitz in Bruck an der Mur, Steiermark. Die GmbH, vertreten vom renommierten Sanierungsanwalt Clemens Jaufer, hat heute am Landesgericht Leoben einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung gestellt. Sie betreibt laut Creditreform und KSV1870 sieben Standorte in Bruck/Mur, Graz, Klagenfurt, Villach, Salzburg, Wiener Neudorf und Freistadt*. Ob alle Standorte erhalten werden können, ist noch nicht klar. Nur beim Standort in Freistadt ist es bereits fix. Rund 450 Gläubiger und 250 Arbeitnehmer sind betroffen. 

"Das Unternehmen besteht seit 1946 und betreibt einen Großhandel mit sämtlichen Bedarfsartikeln (Textilien, Leder-, Papier-, Geschirr-, Haushalt- und Spielwaren) in Form von Cash & Carry Märkten", heißt es weiter.  "Es bestehen Beteiligungen an diversen Unternehmen, in dem zu eröffnenden Sanierungsverfahren wird zu entscheiden sein, ob diese verwertet werden. Die Antragstellerin ist auch Inhaberin diverser Markenrechte." 

„Dieser Schritt ist uns alles andere als leichtgefallen, aber er ist leider notwendig, um das seit 1946 bestehende Unternehmen zu erhalten und eine Zukunftsperspektive zu schaffen“, erklärt Geschäftsführer Christoph Hausmann in einer Aussendung. "Im ersten Schritt sollen die Lagerbestände an den Cash+Carry-Standorten reduziert werden, hierfür sind attraktive Rabatt-Aktionen geplant."

Restrukturierungsmaßnahmen

Die Schuldnerin beabsichtigt eine Unternehmensfortführung und den Abschluss eines Sanierungsplanes. "Restrukturierungsmaßnahmen sind durchzuführen. Mit Schulbeginn sollte die stärkste Saison anlaufen, aus dem Cash-Flow soll der Fortbetrieb und ein Teil der Sanierungsplanquote finanziert werden", heißt es weiter. Zugleich soll der Erlös aus der Verwertung von Assets für die Erfüllung der Sanierungsplanquote herangezogen werden.

Vermögen und Schulden

Die Aktiva betragen rund 17,2 Millionen Euro (Buchwert), davon entfallen 12 Millionen Euro auf Vorräte und 2,45 Millionen Euro auf offene Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Der Kassastände bzw. die Bankguthaben betragen 252.800 Euro. Das Unternehmen verfügt über kein Liegenschaftsvermögen. Die Filialen und Lagerflächen sind angemietet. Es besteht keine Mietzinsrückstand.

Die Passiva werden laut Creditreform mit rund 26,2 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 7,43 Millionen Euro auf Banken und 2,87 Millionen Euro auf Lieferanten. Die freie Masse beträgt laut KSV1870 rund 4,06 Millionen Euro, davon entfallen 2,01 Millionen auf offene Forderungen aus Lieferungen und Leistungen.

Filialen:

8600 Bruck and der Mur, Bienensteinstraße 13

2351 Wiener Neudorf, Brown-Boveri-Straße 10

9020 Klagenfurt, Ernst Diez Straße 7

9500 Villach, St. Magdalenerstraße 35

8055 Seiersberg, Georg Hausmannstraße 1

5101 Bergheim, Alte Mattseerstraße 29

4240 Freistadt, Werndlstraße 3 „Versandgroßhandel“

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