Millionenpleite einer bekannten Schnaps-Brennerei

Millionenpleite einer bekannten Schnaps-Brennerei
Eine dringend anstehende Redimensionierung sowie eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens wurde angeblich verabsäumt. Jetzt wurde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt.

"Seit 100 Jahren werden in Graz erstklassige Spirituosen erzeugt. Steirische Obstbrände, Schnäpse und Liköre bieten Genuss für jeden Geschmack. Kurze Wege von den Erzeugern – direkt aus der Steiermark – garantieren die erntefrische Verarbeitung von 1.500 Tonnen Früchten jährlich. Diese werden im Haus eingemaischt und zu geistreichen Getränken veredelt", heißt es auf der Homepage. "Neben eigenen Produkten vertreibt die DESTILLERIE FRANZ BAUER in Österreich prominente Marken wie Angostura Bitters und Rum,  Bunnahabhain Single Malt Scotch Whisky, Martin Miller’s Gin, Licor 43,  Three Sixty Vodka:"

Die DESTILLERIE FRANZ BAUER GmbH mit Sitz in Graz hat ihre insolvenzrechtliche Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit eingestanden und einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung gestellt. Es sind 23 Mitarbeiter betroffen. Das Verfahren wurde laut Creditreform bereits eröffnet. Die renommierte Sanierungsexpertin und Anwältin Ulla Reisch wurde zur Sanierungsverwalterin bestellt. Das Unternehmen soll laut Creditreform fortgeführt werden. Den Gläubigern wird eine Quote in Höhe von 30 Prozent binnen zwei Jahren angeboten.

Massive Umsatzrückgänge

Die FRANZ BAUER GmbH wurde Ende 2020 in die DESTILLERIE FRANZ BAUER GmbH und die FRANZ BAUER IMMO GmbH aufgespalten, die Destillerie hat das operative Geschäft übernommen. Die FRANZ BAUER IMMO GmbH ist Gesellschafterin der DESTILLERIE FRANZ BAUER GmbH.

„Die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt massive Umsatzrückgänge, insbesondere durch den Wegfall des Hauptgeschäftes – die Lizenzabfüllung für Mast-Jägermeister SE – kam es zu einem Einbruch der Ertragslage. Auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie führten zu geringeren Absätzen in der Gastronomie“, heißt es vom AKV. „Im Zeitraum der Spaltung des Vorgängerunternehmens Ende 2020 soll die Geschäftsführung ständig gewechselt haben.“ Nachsatz: „Aufgrund verschiedener familiärer Interessenslagen verbunden mit dem Wegfall des Hauptkunden wurde eine dringend anstehende Redimensionierung sowie eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens verabsäumt.“

Der Umsatz für das Geschäftsjahr 2020/2021 (Stichtag: 31. März) wird laut Firmencompass mit 20,16 Millionen Euro beziffert, der Bilanzverlust mit 3,843 Millionen Euro. In diesem Geschäftsjahr beschäftigte die Brennerei 69 Mitarbeiter.

„Aufgrund der negativen Entwicklung wurden seitens der finanzierenden Banken die Kreditlinien fällig gestellt, wobei bemerkenswert ist, dass im letzten Jahresabschluss soweit ersichtlich eine Fortbestehensprognose nicht erstellt wurde“, heißt es seitens des AKV-Experten Markus Graf weiter.

Schulden und Vermögen

Die Verbindlichkeiten werden mit rund 4,24 Millionen Euro beziffert, davon entfallen wobei 2,075 Millionen Euro auf Banken, 810.000 Euro auf Lieferanten, 700.000 Euro Dienstnehmeransprüche und 655.000 Euro Abgabenforderungen.

"Die Forderung des Zollamtes wurde hier nur mit rund 500.000 Euro berücksichtigt, da bereits im Vorfeld Verhandlungen geführt worden sein dürften, nach welcher eine Übertragung/Saldierung des Steuerguthabens der FRANZ BAUER IMMO GmbH auf das Abgabenkonto des Unternehmens möglich sei, sofern das Sanierungsverfahren erfolgreich abgeschlossen werden kann", heißt es weiter.

Die Aktiva werden mit rund 1, 484 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 417.000 Euro auf das Anlagevermögen (Betriebs- und Geschäftsausstattung, Maschinen, Fahrzeuge etc.) und 1,067.Millionen Euro.auf das Umlaufvermögen (Warenvorräte, Halbfertige, Forderungen etc.).

Alkoholsteuer-Nachforderung

Letztlich soll das Unternehmen im Zuge der Spaltung auch verabsäumt haben, dass nach den Alkoholsteuergesetz um Bewilligungen neu anzusuchen ist, sodass das Unternehmen für den Zeitraum 9. Jänner 2021 bis 31.März 2022 über keine verbrauchssteuerrechtlichen Bewilligungen verfügte. "Durch das Zollamt Österreich wird aufgrund dessen eine Alkoholsteuernachforderung in Höhe von rund 4,1 Millionen Euro geltend gemacht. In diesem Zusammenhang wurden aber offenbar von der DESTILLERIE FRANZ BAUER GmbH Steuerzahlungen für die FRANZ BAUER IMMO GmbH geleistet, sodass hier ein entsprechendes Abgabenguthaben gegeben sein dürfte", weiß man beim AKV.

Neben der erforderlichen Lösung der erwähnten Steuerproblematik werden insbesondere unrentable Unternehmensteilbereiche zu schließen bzw. einzuschränken sein. Das Kündigungsfrühwarnsystem gem. § 45 a AMFG wurde bereits eingeleitet bzw. werden weitere Kapazitätsanpassungen erforderlich sein. Vorgelegt wurde ein Finanzplan, aus welchem die Finanzierung des Fortbetriebes darstellbar ist.

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