Millionenpleite eines Sozialvereins für Menschen mit Beeinträchtigungen

Millionenpleite eines Sozialvereins für Menschen mit Beeinträchtigungen
Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Es sind rund 70 Gläubiger und 84 Arbeitnehmer betroffen.

Dieser Verein wurde im Dezember 1997 gegründet, dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken und bietet soziale Dienstleistungen für Menschen mit Beeinträchtigungen an. Dabei werden an den Standorten Passail, Frohnleiten und Weiz drei Tagesheimstätten, zwei Werkstätten und ein Trödlerladen betrieben, sowie die mobilen Dienste „Hilfe zum Wohnen“, „Familienentlastung“, „Freizeitassistenz“ und „Kindergarten- und Schulassistenz“ angeboten. Der Verein hat rund 190 Mitglieder und 140 Klienten.

Die Rede ist von „Leib & Söl Verein zur Förderung der Gemeinschaft“ mit Sitz in Passail im Bezirk Weiz. Er hat am Landesgericht Graz einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung gestellt. Das bestätigt der Gläubigerschutzverband Creditreform dem KURIER. Es sind rund 70 Gläubiger und 84 Arbeitnehmer betroffen, davon sind vier Zivildiener und zwei Personen machen ein freiwilliges soziales Jahr. Die Löhne und Gehälter bis einschließlich Obtober 2022 wurden bezahlt. Das Unternehmen soll fortgeführt werden.

Der Hintergrund

"Die Ursachen sind laut dem schuldnerischen Unternehmen vielschichtig. Einerseits haben sich notwendige bauliche Maßnahmen, welche aufgrund einer Überprüfung des Standortes durch das Land Steiermark im Jahr 2018, notwendig waren mit erheblichen Kosten zu Buche geschlagen und veränderte im Jahr 2019 sich die wirtschaftliche Situation des Vereins erstmalig massiv. Hauptgrund dafür war (bzw. ist) der Umstand, dass der Verein zu viele Mitarbeiter beschäftigt", zitiert der KSV1870 aus dem Insolvenzantrag. "Um aus dieser Schieflage wieder herauszukommen, wurden in der Vorstandssitzung im Februar 2020 diverse Sanierungsmaßnahmen erarbeitet. Aufgrund der im März 2020 eintretenden Corona-Pandemie konnten die geplanten Maßnahmen nicht bzw. nur teilweise umgesetzt werden, wodurch die geplanten Einsparungen nicht in der Höhe erfolgen konnten und zu einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation des Vereins führte. Letztlich hat sich in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 herausgestellt, dass die Liquidität des schuldnerischen Vereins aktuell nicht mehr ausreicht, um sämtliche fälligen Verbindlichkeiten zu bedienen."

Der Verein hat erhebliche Verluste geschrieben. Im Geschäftsjahr 2019 waren es 316.600 Euro, 2020 rund 113.300 Euro und 2021 rund 130.300 Euro.

Schulden und Vermögen

Den Aktiva werden laut Creditreform mit rund 380.000 Euro beziffert, davon entfallen 240.500 auf offene Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie 125.000 Euro auf das Inventar. Die Passiva werden mit rund 1,145 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 550.000 Euro auf die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und 390.000 Euro auf Banken sowie 155.000 Euro auf die Dienstnehmer.

Den Gläubigern wird eine Quote in Höhe von 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten.

Die Zukunft

"Beabsichtigt ist eine Weiterführung und eine Sanierung über einen Sanierungsplan, zu dessen Finanzierung auch Mittel von dritter Seite zugeführt werden sollen", so der AKV. "Im Rahmen der Restrukturierung soll es auch zu einer Zusammenlegung der Tagesstätten um zu Leistungskürzungen kommen, um positive Wirtschaftsergebnisse erzielen zu können." So soll die Werkstätte in Passail geschlossen werden und sämtliche Werkzeuge, die in die Werkstätte Frohnleiten benötigt werden, sollen dorthin verbracht werden, heißt es im Insolvenzantrag. Die restlichen Werkzeuge sollen verkauft werden. Außerdem wurde der Mietvertrag für das Verwaltungsgebäude in Passail aufgelöst.

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