Millionen Impfdaten aus Israel: Ein Schnäppchen für Pfizer
Israels Premier Benjamin Netanjahu wusste es von Anfang an: "Durch unser Abkommen mit der Firma Pfizer wird Israel zum globalen Modellstaat für die schnelle Impfung eines ganzen Landes." Kein Wunder: Israel ist überschaubar "kompakt", doch von einer einzigartigen demografischen Vielfältigkeit.
Kommt noch hinzu ein Gesundheitssystem, dessen digitale Datenerfassung in der Welt als beispielhaft gilt. Soll heißen: Pfizer machte ein Schnäppchen. Impfdaten, die aus Israels Impfweltrekord dem Pharma-Riesen zufließen, sind schon jetzt mehr wert als die zehn Millionen Ampullen des Covid-Impfstoffs von Biontech/Pfizer, den Israel bestellt hat. Deren genauer Preis bleibt aber weiter geheim.
Israel als Weltmodell
Im März sollen 5 der 9 Millionen Israelis die erste der zwei notwendigen Impfungen hinter sich haben. Bald schon sind 4 Millionen doppelt geimpft. Da genügt die Masse an Erfahrungswerten, Impfsicherheit zu bestätigen. Die Nebenwirkungen liegen völlig im Erwartungsrahmen.
Jetzt geht es um die Wirkung der Impfung. Auch hier liegen klare Antworten vor: Ansteckungsminderung wie Impfschutz sind nachweisbar. Schon nach der ersten Impfdosis.
Wo bleibt der Datenschutz?
Das Abkommen zwischen Israel und Pfizer ist jedem per Download zugänglich. Kernsatz: "Ziel ist es, epidemiologische Kenntnisse aus der Anwendung der Impfungen zu messen und festzustellen, wann der Terminus Herdenimmunität nach Impfung eines bestimmten Prozentsatzes der Bevölkerung erreicht ist."
Dabei sehen fast alle Experten die mit neuesten digitalen Methoden anonymisierten Daten als wirksam gesichert. Übrigens: Mehr als bei Juristen stieß diese Methode in Israel auf Kritik bei Gesundheitsexperten und den Geheimdiensten selbst. Die warnten als erste vor legalen Problemen und unzuverlässigen Resultaten.
Vorrang: Medizinischer Nutzen
In der Abwägung zwischen dem medizinischen Nutzen der Daten-Auswertung und möglichen Gefahren illegaler Ausnutzung - etwa durch Arbeitgeber oder Versicherungskonzernen – sehen die meisten Experten den medizinischen Nutzen vorrangig.
Mediziner wie Datenexperten. Gil Segal ist beides und erklärt: "Anonymisierte Daten sind nicht mehr Privateigentum des Patienten."
Wer kontrolliert die Einhaltung
Doch auch wenn der Datenschutz als gesichert gilt, bleibt die Vertrauensfrage: Wer kontrolliert die Einhaltung? Das Gesundheitsministerium? Dessen Führungsspitze reichte in den letzten Wochen fast geschlossen aus Protest gegen politische Einmischung den Rücktritt ein. Also die Krankenkassen? Sie haben langjährige Erfahrung in der Erfassung von Daten.
Auch mit deren Austausch zu Studienzwecken. Im akademischen Rahmen - nicht aber mit Firmen. Pfizer meidet nicht zufällig im Abkommen mit Israel den Begriff "Studien" und spricht allgemein von "Projekten".
Wären da noch die Politiker, die ohnehin in dieser Kontrollfrage entscheiden. Deren bisherige Corona-Politik mehrte nicht gerade das Vertrauen der Israelis. Wie sicher können Daten bei jemandem sein, der sie so billig verkauft?
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