Mehr Schein als Sein: Die Versprechen der "Finfluencer"

Sie versprechen „mehr Geld fürs Leben“, den „Aufbau eines zweiten Standbeins schon nach wenigen Wochen“ oder den „raschen Weg zur ersten Million“. Sie nennen sich Investmentpunk, Investorella, Immopaul oder Kapitalmeister. In Online-Netzwerken wie YouTube, Instagram, Facebook oder TikTok, auf ihren Webseiten und in Podcasts geben die Finanz-Influencer Anlagetipps. Vor allem junge Leute greifen diese gerne auf.
Aber wie vertrauenswürdig sind österreichische Finfluencer? Die Arbeiterkammer (AK) hat das in einem Faktencheck untersucht und zahlreiche Probleme ausfindig gemacht.
Die reichen von mangelnder Kennzeichnung von Partnerschaften bis hin zu Empfehlungen riskanter Finanzprodukte, ohne ausreichend auf die Risiken hinzuweisen. Bei vielen seien auch fachliches Wissen und Kompetenz fragwürdig, sagt Christian Prantner, Experte für Finanzprodukte bei der AK Wien. Auch weil kaum Quellen angegeben werden.
Die Konsumentenschützer fordern eine verpflichtende Gewerbeberechtigung für Finfluencer, wie sie auch Vermögensberater vorweisen müssen. „Das wäre ein gutes Fundament, um Defizite auszugleichen“, sagt Prantner.
Geschäftsmodelle
Geld verdienen die Finfluencer etwa mit dem Verkauf von Büchern oder Partnerschaften mit Unternehmen, deren Produkte verlinkt und mehr oder weniger offen beworben werden. Darauf, dass sie bei Abschlüssen Provisionen erhalten, weisen viele aber nicht oder nur unzureichend hin, so die AK-Untersuchung.
„Die Kunden wissen nicht, ob es sachlich gerechtfertigt ist, wenn eine Online-Tradingplattform oder eine Bank empfohlen wird oder ob dahinter eine bezahlte Partnerschaft steht“, sagt Prantner. Damit seien die Finfluencer auch ein bisschen Abbild der Branche. Denn auch in der klassischen Finanzberatung seien Provisionen ein Tabuthema: „Keiner will dem Kunden sagen, dass er 4 oder 5 Prozent Abschlussprovision bekommt“, so der Experte.
Coaching und Workshops
Häufig bieten die Finanz-Influenzer Coachings, Workshops und auch persönliche Beratungen an. Die Kosten reichen von 10 Euro für ein ETF-Startpaket samt Newsletterabo bis zu 20.000 Euro für die Teilnahme an einer „Dealmaking Masterclass“. In kostenlosen Videos werden Häppchen geboten, die Appetit machen sollen. Meist bleiben die Finfluencer dabei eher allgemein: „Es ist nicht so berauschend“, meint Prantner.
In den Informationsangeboten der vermeintlichen Finanzexperten finde sich meist "mehr Schein als Sein“: „Man steht strahlend wie ein Prinz auf einem weißen Balkon in mediterraner Umgebung und bewirbt Coaching-Programme“, so Prantner. Nicht selten würden nach dem Motto „Auch ich war einmal arm“ eigene Anlagefehler aus der Vergangenheit thematisiert.
Junges Publikum
Ihr Publikum finden die Finanz-Influencer vor allem in der Altersgruppe der 20 bis 29-Jährigen. „Sie orientieren sich an flotten Sprüchen“, sagt Prantner. Eine frühere Studie der AK hat gezeigt, dass die junge Zielgruppe sich Informationen über die Geldanlage vor allem über soziale Netzwerke und Freunde beschafft. Wichtig sei, dass Dinge leicht und im Internet gemacht werden könnten.
Wie groß das Phänomen in Österreich ist, sei nur schwer abzuschätzen. Einzelne Finfluencer haben in sozialen Netzwerken mehr als 150.000 Follower. Künftig werde man sich zunehmend darauf einstellen müssen, dass finanzielle Dinge digital erklärt werden, meint Prantner.
Überprüft werden sollte auf jeden Fall, über welche Expertise Finfluencer im Finanzbereich verfügen und ob sich die auch belegen lässt, rät die AK. Werden konkrete Kaufempfehlungen ausgesprochen sollte auch in der Unternehmensdatenbank der Finanzmarktaufsicht (FMA) nachgesehen werden, ob dazu überhaupt eine Berechtigung vorliegt.
Fragen sollten sich Nutzer auch, welches Geschäftsmodell der Finfluencer verfolgt und ob das Verlinken auf Produkte uneigennützig erfolgt. Generell sollten keine Produkte gekauft werden, die man nicht verstehe, empfehlen die Konsumentenschützer. Auch sollten Dinge hinterfragt werden, bevor das für die Kapitalanlage gedachte Geld in Coachings verpuffe.
Auch positive Seiten
Prantner kann den Finfluencern auch positive Seiten abgewinnen. Das Gute sei, dass Bewusstsein dafür geschaffen werde, dass man mit Geld etwas machen könne, sagt der AK-Finanzexperte: Das Thema werde sonst meist weggeschoben.
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