Die Bewegung macht unter dem Schlagwort FIRE (siehe Infobox) von sich Reden. Erreicht werden soll das durch "Frugalismus", also einen genügsamen Lebensstil – wenn man alles weglässt, das man nicht braucht, lässt sich viel Geld sparen, so die Logik. In einem zweiten Schritt wird das Geld dann etwa in Indexfonds oder Immobilien angelegt, sodass man von den Zinsen zwar nicht im Luxus, aber doch komfortabel leben kann.
Das bedeutet, man muss weniger Geld verbrauchen, als das in Finanzprodukte angelegte Vermögen pro Jahr wächst. Der Grundstock wird dabei theoretisch nicht verbraucht, sondern soll im mehrjährigen Durchschnitt zumindest im Ausmaß der Inflation wachsen.
Als Faustregel gilt dabei, dass pro Jahr maximal vier Prozent des gesamten veranlagten Geldes entnommen werden sollen. Die Regel geht auf den erstmals 1992 veröffentlichten Bestseller "Mehr Geld für mehr Leben" (Original: "Your Money Or Your Life") der Amerikaner Vicki Robin und Joe Dominguez zurück.
Genug Geld für den Rückzug von der Lohnarbeit hat man nach dieser Logik, wenn man das 25-Fache seiner jährlichen Lebenserhaltungskosten angehäuft hat. Wem es gelingt, die Hälfte seines Einkommens zu sparen, kann diese Marke also nach 25 Jahren erreichen. Vorausgesetzt, die Lebenserhaltungskosten steigen im Laufe der Jahre nicht stark an, wie das etwa im Zuge einer Familiengründung oft geschieht. Angestrebt werden deswegen Sparquoten von etwa 70 Prozent. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Sparquote lag in Österreich zuletzt bei knapp neun Prozent.
Millionärsprogramm
Das österreichische Vollzeit-Medianeinkommen lag 2021 bei 45.600 Euro brutto (entspricht 14 mal 2.260 Euro Netto). Um dieses mit Mitteln der FIRE-Bewegung zu erzielen, wäre demnach ein Vermögen von 1.140.000 Euro nötig (Beispiele mit Bruttobeträgen siehe Grafik).
Der sparsame Weg in die Frühpension ist also möglich, dürfte für die meisten allerdings nicht gangbar sein. Denn die dafür notwendigen Sparquoten sind nur realistisch, wenn man über ein sehr hohes Einkommen verfügt. Im Prinzip ist das vermeintliche Geheimnis also: Wer reich ist, muss nicht arbeiten.
Robin hat den Grundstock ihres Vermögens übrigens geerbt. Sie und Dominguez, ab dem Alter von 30 Wall Street Banker im Ruhestand, legten ihr Geld mit minimalem Risiko in US-Staatsanleihen an, für die es damals noch gute Zinsen gab. In den vergangenen Jahren hätte man riskanter investieren müssen, um eine vergleichbare Rendite zu erzielen.
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