Finfluencer geben Finanztipps: Was die Investment-Strategien wert sind

Finfluencer geben Finanztipps: Was die Investment-Strategien wert sind
Finfluencer wollen jungen Menschen helfen, sich in der Finanzwelt zurechtzufinden. Wie gut sie das machen, hat der KURIER geprüft.

"Wir machen Finanzen für dich einfach", verspricht das Team hinter Finanztip. Von ETFs (börsengehandelte Fonds), grünen Investments bis hin zu Steuertricks.

Finanztip bereitet sonst oft trockene Themen für ein junges Publikum spannend und verständlich auf.

 

Einen Tipp von Finanztip hat der KURIER genauer unter die Lupe genommen und bei Finanzexperte Robert Kleedorfer nachgefragt.

Kleedorfer ist seit 2001 beim KURIER und seit 2013 stellvertretender Ressortleiter in der KURIER-Wirtschaftsredaktion. Er schreibt und recherchiert vor allem zu Finanz- und Bankenthemen.

Sein Expertenwissen über Aktien, Fonds, ETFs  und sicheren Geldanlagen teilt er auf unterhaltsame Weise im KURIER-Podcast "Ziemlich gut veranlagt", der wöchentlich erscheint. 

Das sagt Finanztip zu Gratisaktien:
Depotanbieter werben immer wieder mit Gratisaktien um Neukunden. Dabei gebe es jedoch drei Haken, warnt Finanztip.

Haken 1: Die Bedingungen
Das Kleingedruckte ist entscheidend: Manche Broker verlangen, dass du nach Depoteröffnung innerhalb einer bestimmten Zeit Aktien oder ETFs kaufst.
Was du tun musst, wird Dir manchmal erst nach der Depoteröffnung angezeigt. Vorher weißt du nicht, unter welchen Bedingungen du die Gratisaktie bekommst.

Haken 2: Der Wert
Bei einigen Anbietern ist unklar, welche Aktie du bekommst – das wird zufällig entschieden.
Eine Aktie mit hohem Wert zu bekommen, ist ziemlich unwahrscheinlich.
Bei Finanzen.net Zero erhalten z.B. 950 von 1.000 Neukunden eine TUI-Aktie – aktueller Kurs: 1,95€ (Stand: 15.02.23)
Bei Scalable erhalten manche statt der Aktie einen Anteil eines nachhaltigen ETFs.

Haken 3:  Die Steuer
Egal ob Gratisaktie oder ETF: Beides musst du versteuern, da sie zu den sonstigen Einkünften zählen. 

Finfluencer geben Finanztipps: Was die Investment-Strategien wert sind

Robert Kleedorfer ist stellvertretender Ressortleiter in der KURIER-Wirtschaftsredaktion

Fazit Kleedorfer:

Gratis hört sich immer verlockend an, ist aber oft mit einem Haken verbunden. Ich teile daher die Bedenken von Finanztip.

Eine TUI-Aktie ins Depot zu bekommen, ist jetzt aber nicht zwingend schlecht. Ja, der aktuelle Kurs ist tief, aber auch den Folgen der Pandemie geschuldet.

Und auch wenn die Analysten verhalten sind, was die weitere Entwicklung betrifft: Seit Jahresbeginn sind es schon plus 22 Prozent.

Der zweite Tipp, den der KURIER genauer betrachtet hat, kommt von Finanzfluss, ein Finfluencer-Kanal auf Instagram.

Das sagt Finanzfluss zum Vermögensaufbau als Teenager:
Beim Vermögensaufbau gebe es zwei wichtige Komponenten, die man beachten sollte.

Tipp 1: Praktika organisieren
Du lernst verschiedene Arbeitsbereiche kennen, gewöhnst dich ein wenig an das Berufsleben und verdienst vielleicht noch eine Kleinigkeit.  
Durch Praktika kannst du herausfinden, was dir gefällt und was eher nicht.

Tipp 2: Professionelle Skills lernen
Sprachen, Programmieren, Programme wie Adobe Creative Cloud oder Google Suit, oder oder oder...
 Du kannst dir so viel Wissen aneignen, welches dich als Person weiterbringt und dir später eventuell auch bei deinem Beruf helfen kann.

Tipp 3: Gelegenheitsjobs oder Nebenjobs ergreifen
Klingt offensichtlich – aber Gelegenheitsjobs (oder Nebenjobs, wenn du etwas mehr Zeit hast) sind einer der besten Wege, bereits in jungen Jahren etwas Geld zu verdienen.

Tipp 4: Juniordepot aufsetzen
Bist du unter 18 Jahre alt, kannst du mit einem Juniordepot und der Hilfe deiner Eltern dein Erspartes anlegen – so verliert es nicht an Kaufwert und du kannst bereits in jungen Jahren vom Zinseszins Gebrauch machen. Und als Bonus gewöhnst du dich bereits an Schwankungen am Kapitalmarkt . 

Fazit Kleedorfer: Für eine erfolgreiche Karriere mögen die Tipps Sinn machen, für den Vermögensaufbau weniger. Selten bringen Praktika mehr als eine finanzielle Anerkennung, denn das ist auch nicht das Ziel.

Und mit "etwas Geld" für Nebenjobs wird man auch kein Wertpapierdepot brauchen. Juniordepots gibt es in Österreich nicht. Ein (wenig adäquater) Ersatz ist das Investieren in mündelsichere Veranlagungen.  

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