Schwere Vorwürfe
„Die drei Beklagten haben jeweils in schikanöser und rechtsmissbräuchlicher Absicht insbesondere die unter 40-jährigen gekündigten Arbeitnehmer wider besseren Wissens veranlasst, die Kündigungen anzufechten, um dadurch unberechtigten Druck auf Remus auszuüben“, heißt es in der Klage. „Die Arbeiterkammer hat Remus den ihr entstandenen Schaden insbesondere durch die Gewährung (Bewilligung) von Rechtsschutz für diejenigen Anfechtungsverfahren, die von vornherein aussichtslos waren, rechtswidrig und schuldhaft zugefügt.“
„Die Betriebsräte und die AK haben die betroffenen Mitarbeiter motiviert, uns auf Wiedereinstellung und auf Sonderzahlungen von zwei bis fünf Monatsgehältern zu klagen“, behauptet Zöchling zum KURIER. „Ein 22-jähriger hoch qualifizierter Schweißer ist nicht als Härtefall zu klassifizieren. Es ist klar, dass das rechtsmissbräuchlich ist.“
Betriebsrat gewarnt
Remus-Chef Zöchling sagt, er habe den Betriebsrat gewarnt, dass er bei jeder gewonnenen Klage Schadenersatz von ihm verlangen werde.
„Es entstehen uns Anwaltskosten und meine Geschäftsführer müssen ganze Tage vor Gericht sitzen“, sagt der Remus-Boss. Die Kosten für die Anwälte beziffert der Unternehmer mit 15.117 Euro, die seiner Geschäftsführer mit 15.000 Euro.
„Zum Teil wurden die Klagen sogar abgewiesen, aber ich bleibe auf den Anwaltskosten sitzen“, poltert Zöchling. „Wenn die Betriebsräte das Unternehmen vorsätzlich schädigen, muss ich mich an ihnen regressieren. Das muss ich machen als Geschäftsführer.“
Der AK wurde die Klage am Mittwoch zugestellt.
„Es sind von mehreren Personen die Kündigungen angefochten worden. Jeder Arbeitnehmer kann eine Kündigung wegen Sozialwidrigkeit nach der österreichischen Betriebsverfassung anfechten“, sagt Bruno Sundl, Leiter der Rechtsabteilung der Arbeiterkammer Steiermark. Mehr könne er noch nicht sagen, weil die AK die Klage erst prüfen müsse.
Vorwurf bestritten
Dass die AK vor Gericht die Aussichtslosigkeit einer Klage eines jüngeren Arbeitnehmers eingeräumt habe, wie in der Remus-Klage behauptet wird, bestreitet AK-Rechtsexperte Sundl aber vehement.
Indes erfuhr Remus-Betriebsrat Isidor Kreidl erst vom KURIER, dass er geklagt wird. „Die Klage ist mir neu“, sagt Kreidl. „Ob die Leute etwas unterschreiben oder nicht, dafür kann ich nichts. Sie gehen auch selbstständig zur Arbeiterkammer.“
Das Unternehmen
Im Jahr 2016 wurde die Mehrheit an Remus an Hans Peter Haselsteiner und Stephan Zöchling verkauft, seit 2019 sind sie alleinige Eigentümer.
"Die REMUS Innovation GmbH wurde 1990 gegründet. Nur fünf Jahre später gelang ihr ein dynamischer Aufstieg zum Weltmarktführer unter den Sportauspuffherstellern. Heute beschäftigt REMUS rund 850 MitarbeiterInnen, welche an 3 Standorten in Österreich und Bosnien Abgasanlagen für den Weltmarkt produzieren", heißt es auf der Firmen-Homepage. "Neben der fast vollständigen Tunerbranche zählen auch zahlreiche renommierte Premiumfahrzeughersteller wie Mercedes AMG, Porsche, Bentley, McLaren, Aston Martin, BMW oder Ducati zu den OEM-Kunden der REMUS Innovation GmbH. Über 90 Prozent der Produktion wird mit steigender Tendenz in über 60 Länder der Erde exportiert."
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