Remus macht auch E-Autos zu Brummern

Remus verleiht Tesla einen knackigen Sound
Steirischer Abgasanlagen-Spezialist bastelt für jedes Fahrzeug den gewünschten Sound.

Der steirische Abgasanlagen- und Auspuff-Hersteller Remus (650 Mitarbeiter) erhöht das geschäftliche Tempo. Das Unternehmen mit Standorten in Bärnbach und Voitsberg gehört seit einem Jahr mehrheitlich dem Bautycoon Hans Peter Haselsteiner sowie Ex-Magna-Manager und Investor Stephan Zöchling. Im Vorjahr konnte das Unternehmen den Umsatz um mehr als zehn Millionen auf rund 87 Millionen steigern. Der operative Gewinn liegt im einsteiligen Millionenbereich.

Die Steirer entwickeln und erzeugen unter den Marken Remus und Sebring hitzebeständige und nicht korrodierende Autoabgasanlagen – vor allem aus Titan und aus der Nickel-Legierung Inconel. Zwei Drittel der Produkte mit einem Wolfskopf-Logo gehen an Autozulieferer und Luxus-Autohersteller, darunter sind Bentley, McLaren, Porsche, Lamborghini und Aston Martin, sowie an Motorrad-Schmieden wie Ducati und BMW. Der Rest wird an Tuning-Firmen wie AMG und Brabus geliefert.

In der heurigen Rennsaison wird auch das Mercedes-AMG-Team in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) mit Auspuffanlagen aus der Steiermark bestückt. Doch nicht nur der Werbeeffekt macht sich bezahlt.

100 Millionen Euro

"Wir können dort bei der weiteren Entwicklung unser Know-how einbringen und können daraus einen Nutzen für Serienfahrzeuge ziehen", sagt Remus-Geschäftsführer Zöchling zum KURIER. "Unser Ziel ist heuer ein Wachstum Richtung 100 Millionen Euro Umsatz und eine erfolgreiche Motorsport-Saison." Im Segment Sport-Auspuffanlagen ist der steirische Betrieb seit Jahren Weltmarktführer.

Dazu muss man wissen, dass es bei Premium-Sportwagen und Motorrädern neben dem Hightech-Material auch auf das Sound-Design ankommt. Ein Luxusschlitten mit 600 PS unter der Haube darf nicht wie ein Rasenmäher rattern, sondern muss kräftig und metallisch röhren. Nach dem Motto: Schaut alle her, hier komme ich. Außerdem muss ein Porsche anders klingen als ein Maserati oder Lotus.

Klangkomposition

"Das Downsizing der Motoren, die Partikelfilter und die Katalysatoren führen dazu, dass der Sound verloren geht", sagt Zöchling. "Es liegt in unserer Kompetenz, den Sound so zu entwickeln, dass ein Porsche wieder wie ein Porsche klingt."

In einem eigenen Akustik-Labor tüfteln die Remus-Ingenieure an der von den Kunden gewünschten Auspuff-Musik. Zugleich müssen sie aber auch darauf achten, dass die gesetzlichen (Lautstärke-)Vorgaben eingehalten werden.

Sound für E-Autos

Für Elektro-Autos u. a. von Tesla (siehe Foto) und E-Scooter, die bei einer Geschwindigkeit von weniger als 50 km/h fast lautlos sind, entwickelten die Steirer einen "Sound of Safety", sprich eine spezielle "Auspuffanlage" mit Endrohr. "Wir rüsten E-Autos mit einem Sound aus, damit sie auf der Straße gehört werden", sagt der Unternehmer. Ein drehzahlabhängiger Generator erzeugt ein Motorengeräusch, damit das Fahrzeug von Fußgängern und Radfahrern wahrgenommen wird. Rund 95 Prozent seiner Anlagen exportiert Remus rund um den Globus. Zöchling: "Wir sind in Deutschland, Frankreich und Großbritannien stark präsent." Auch in China und in den USA wollen die Steirer künftig reüssieren. Sie haben dort jeweils eine Vertriebstochter errichtet.

Auspuffschmiede: Remus & Sebring Holding

Im Jahr 1990 wurde der Betrieb von Angelika und Otto Kresch in der Weststeiermark gegründet. Neben der Produktion in Österreich wird auch im bosnischen Sanski Most ein Werk betrieben. Erzeugt werden Abgasanlagen, Dieselpartikelfilter, Tuning-Teile und elektronisch steuerbare Sound-Anlagen sowie sportliche Endtöpfe. Die Familie Kresch hält heute am Unternehmen nur noch 25,1 Prozent. 74,9 Prozent der Anteile gehören mittlerweile Hans Peter Haselsteiner und Stephan Zöchling.

Kommentare