Patienten von Intensivstationen in den USA könnten bald mit einem österreichischen Medikament behandelt werden. Konkret geht es um den rasch wirksamen Beta-Blocker Rapibloc (Wirkstoff Landiolol) der Wiener Pharmafirma AOP Orphan, der in Österreich und Europa schon länger erfolgreich eingesetzt wird. „Wir sind in der finalen Phase der Zulassung unseres Medikaments in den USA und rechnen damit, ab 2023 den US-Markt beliefern zu können“, berichtet Andreas Steiner, Vorstandschef von AOP Orphan, dem KURIER.
Eine Vertriebspartnerschaft mit einem großen US-Pharmaunternehmen wurde bereits geschlossen. „Die USA sind ein schwieriger Markt, aber wir haben mit diesem Partner jetzt den Fuß in der Tür“, erzählt Steiner. Die Zulassung der FDA sei „so gut wie sicher“, weitere Studien in den USA nicht nötig. Der US-Partner werde das Medikament dann speziell für den US-Markt in den USA produzieren. Steiner beziffert das Umsatzvolumen bis 2025 auf rund 100 Millionen Euro.
Die auf seltene Erkrankungen spezialisiere AOP (der Name bedeutet Austrian Orphan Products, Anm.) ist nach der Übernahme des Mitbewerbers Amomed und des Luxemburger Healthtech-Spezialisten Scipharm im Frühjahr voll auf Expansionskurs. Im Portfolio befinden sich rund 30 Arzneimittel, Medizinprodukte sowie Patienten-Services im Bereich Krebstherapie, seltene Lungenerkrankungen, Neurologie & Stoffwechselerkrankungen sowie Intensiv- und Notfallmedizin. Hauptumsatzbringer sind neben „Rapibloc“ das auch bei Covid-19-Intensivpatienten eingesetzte „Empressin“ (Vasopressin) zur Behandlung von Sepsis (Blutvergiftung) sowie „Besremi“, das erste in der EU zugelassene Interferon in Form eines Fertig-Pens zur Selbstverabreichung bei einer seltenen Form von Blutkrebs.
Etwa zwei Drittel der am Markt befindlichen Produkte sind Eigenentwicklungen. 80 Prozent der Arzneimittel werden in Europa produziert, etwa bei Loba Feinchemie in Fischamend/NÖ.
Headquarter Döbling
AOP ist mit eigenen Niederlassungen in mehr als 20 Ländern global tätig, kürzlich erfolgte der Markteintritt in der Türkei und Israel. Weitere Zielmärkte sind Australien, Thailand, Indonesien und Russland. Neuer Hauptstandort von AOP ist seit Kurzem Wien-Döbling, wo derzeit 2 Mio. Euro in eine eigene Verpackungsanlage investiert werden. „Hier geht es um die Versorgungssicherheit bei Kleinserien. Diese wollen wir künftig selbst verpacken“, erläutert der Firmenchef. Bis Ende des Jahres sollen am Standort sieben zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden.
Durch die Übernahmen wuchs die Zahl der Beschäftigten von 220 auf 400, davon 280 in Österreich. 55 Mitarbeiter sind in der Forschung und Entwicklung tätig. Für heuer wird ein Umsatz von knapp 200 Mio. Euro erwartet. Mit Rapibloc, dem neuen Interferon-Pen sowie der Erschließung neuer Märkte strebt Steiner bis 2030 einen Umsatz von 1 Mrd. Euro an. Der vor 25 Jahren gegründete Konzern steht im Eigentum von zwei Familienstiftungen.
Kommentare