MAN drosselt Lkw-Produktion in Steyr bereits deutlich

MAN drosselt Lkw-Produktion in Steyr bereits deutlich
MAN-Betriebsratschef kritisiert diese Reduktion von 86 auf 70 Lkw pro Tag scharf. Arbeitnehmer bringen MAN-Führung vor die staatliche Wirtschaftskommission.

In der Belegschaft des MAN-Lkw-Werks in Steyr kehrt keine Ruhe mehr ein. Nachdem zwei Drittel der Mitarbeiter eine „Auffanglösung“ durch den Investor Siegfried Wolf abgelehnt haben, scheint der Umgang etwas rauer geworden. Vor wenigen Tagen hat MAN den Abbau von 125 der 278 Leiharbeiter bekannt gegeben, nun werden erste Schließungsschritte im Werk Steyr von MAN bestätigt.

„MAN wird planmäßig im Hinblick auf die Schließung des Werkes bis Ende 2022 in absehbarer Zeit die Produktionskapazitäten in Steyr reduzieren und verlagern. Die Einleitung der Werksschließung hat nachstehende erste programmtechnische Auswirkungen. Ab Mai beginnt eine stufenweise Reduktion der Tagesquoten in der Lkw-Montage, in der Fahrerhaus-Ausstattung und in der Fahrerhausproduktion“, teilt MAN-Sprecher Manuel Hiermeyer dem KURIER schriftlich mit. „Die Modifikation für Fahrzeuge der schweren Reihe läuft mit dem 3. Mai 2021 aus, die Sonderfahrzeug-Produktion (Anmerkung: Militär-Lkw) spätestens zum 12. Mai. Damit einhergeht, wie bereits kommuniziert, die Abmeldung von rund der Hälfte unserer Leiharbeitnehmer.“

„Die Leute sind sauer“

„Ich orte, dass man die Menschen dort sekkieren will, weil man nicht akzeptiert, dass sich die Belegschaft gegen das Wolf-Projekt ausgesprochen hat“, sagt Alois Stöger, Leitender Sekretär der Produktionsgewerkschaft Proge und Sozialplan-Verhandler. „Es schaut so aus, dass der Druck auf die Arbeitnehmer erhöht wird. Die Leute sind wirklich sauer.“ Nachsatz: „MAN in München hält es nicht aus, dass Arbeitnehmer gesagt haben, wir setzen einem internationalen Konzern Grenzen.“

Hingegen sagt Helmut Emler, Betriebsratschef von MAN Steyr, dass das Auslaufen der genannten Produktionslinien bereits vor vier Monaten beschlossen worden ist. „Das ist nicht neu, bei den Sonderfahrzeugen kommt das Auslaufen aber zwei Wochen früher als ursprünglich geplant“, sagt Emler zum KURIER. „Was wirtschaftlich ein Wahnsinn ist, dass die Tagesquote beim leichten und mittleren Lkw von 86 auf 70 Stück pro Tag reduziert wurde. Diese Entscheidung ist vorige Woche in München gefällt worden.“

Wenn ein Kunde einen dieser Lkw bestellt hat, hätte er ihn Ende Mai erhalten sollen. Laut Emler verschiebt sich nun die Fertigstellung durch die Quotenreduktion auf Ende Juli. „Das kann man schwer nachvollziehen, ich wäre als Kunde damit nicht zufrieden“, sagt Emler. „Wir tun uns damit schwer, aber wir sind auch nicht die Unternehmer.“

„Dringlicher Antrag“

Indes fordert die SPÖ von der Bundesregierung „eine staatliche Intervention“ zur Rettung des MAN-Standorts in Steyr. Dazu hat sie am Mittwoch im Nationalrat einen „Dringlichen Antrag“ eingebracht. Sie regt eine Minderheitsbeteiligung der staatliche Beteiligungsholding ÖBAG bei MAN Steyr an.

Wie Alois Stöger dem KURIER bestätigt, wird sich am 12. Mai auch die staatliche Wirtschaftskommission im Wirtschaftsministerium mit MAN Steyr beschäftigen. Die MAN-Arbeitnehmer haben dort einen Antrag gegen die wirtschaftliche Führung von MAN Steyr eingebracht. Diese Schlichtungsstelle soll feststellen, ob die Schließung von MAN Steyr sachgerecht ist oder nicht.

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