Schock nach KTM-Insolvenz: 3.700 Mitarbeiter bangen um Gehalt und Weihnachtsgeld
Der oberösterreichische Motorradproduzent KTM musste Insolvenz anmelden und wird am Freitag einen Antrag auf Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung stellen. Von der Insolvenz sind nach Angaben des Mutterkonzerns Pierer Mobility 3.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.
Diese müssen langfristig nicht nur um ihren Arbeitsplatz bangen, sondern kurzfristig auch um ihr Gehalt, berichtet das Morgenjournal am Mittwoch.
Nach Angaben der Arbeiterkammer Oberösterreich können Löhne und Gehälter für November sowie das Weihnachtsgeld wenige Wochen vor Weihnachten nicht ausbezahlt werden.
Betriebsversammlung geplant
Das übernehme der Insolvenzentgeltfonds, wenn die Ansprüche anerkannt werden. Bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens sei es rechtlich nicht möglich, dass KTM selbst diese Gelder auszahlt, bestätigt ein Unternehmenssprecher der APA. Heißt: Die Betroffenen werden das Geld erst mit einiger Verspätung erhalten.
Ab kommenden Montag sind Betriebsversammlungen geplant. Dort sollen die Beschäftigten informiert und Formulare für die Ansprüche aus dem Fonds ausgefüllt werden. Oberösterreichs AK-Präsident Andreas Stangl warnte die Beschäftigten vor voreiligen Eigeninitiativen: "Jetzt keinesfalls das Arbeitsverhältnis überstürzt auflösen. Dadurch könnten Ansprüche verloren gehen."
Dezembergehalt kommt früher
Ab Jänner werden die Löhne und Gehälter ganz normal ausbezahlt, so der KTM-Sprecher. Die Dezembergehälter sollen zudem bereits Anfang nächster Woche - und nicht wie üblich erst am Monatsende - ausbezahlt werden, berichtet das Morgenjournal.
Man wolle damit "Härtefälle vor Weihnachten abfedern", sagte ein Sprecher am Mittwoch. Der Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung soll am Freitag eingebracht werden. Damit sei man ab Montag rechtlich wieder in der Lage, Auszahlungen zu tätigen.
Ab März Ein-Schicht-Betrieb
Allerdings wurde am Dienstag ein Produktionsstopp für das neue Jahr angekündigt, was eine Arbeitszeitreduktion auf 30 Stunden bedeute und ab März werde von Zwei- auf Ein-Schicht-Betrieb heruntergefahren. Zudem werden - wie bereits angekündigt - bis zu 300 Stellen abgebaut.
Der Finanzierungsbedarf der KTM AG belaufe sich aktuell "auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag", teilte die Pierer Mobility am Dienstag mit. Das KTM-AG-Management gehe "nicht davon aus, dass es gelingen wird, die notwendige Zwischenfinanzierung zeitgerecht sicherzustellen". Daher werde der Antrag auf Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung über das Vermögen der KTM AG und ihrer Töchter KTM Components GmbH sowie KTM F&E GmbH eingereicht. Alle sonstigen Tochtergesellschaften der KTM AG, etwa die Vertriebsgesellschaften, sind laut KTM AG nicht betroffen. Bereits am Montag hatte die mittelbar an der KTM AG beteiligte Pierer Industrie AG von Stefan Pierer ein Restrukturierungsverfahren eingeleitet.
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