KTM braucht dreistelligen Millionenbetrag

KTM braucht dreistelligen Millionenbetrag
Ob es zu einem weiteren Jobabbau kommt, ließ der Mutterkonzern Pierer Mobility offen. Die Aktie brach um fast ein Drittel ein.

Nicht nur europäische Autobauer haben derzeit nichts zu lachen. Auch auf dem Zweiradmarkt gab es schon bessere Zeiten. Zu spüren bekommt dies   unter anderen der oberösterreichische Konzern Pierer Mobility mit der Kernmarke KTM Motorräder. Wie berichtet, betrug der Verlust im ersten Halbjahr 2024 rund 172 Millionen Euro. Konzernchef Stefan Pierer, ein Mann klarer Worte, ließ auch umgehend Taten sprechen. 200 Jobs wurden abgebaut, zusätzlich zu 370 Mitarbeitern, die das Unternehmen schon im ersten Halbjahr verlassen mussten. Vor allem Mitarbeiter im Inland waren betroffen. Doch die Maßnahmen  reichen noch immer nicht aus.

Denn wie das Unternehmen am Mittwoch vermeldete, benötigt KTM einen dreistelligen Millionenbetrag als Überbrückungsfinanzierung.  Dies sei im Zuge der Liquiditätsplanung für 2025 notwendig, teilte die Mutter Pierer Mobility mit. Die KTM AG Gruppe sei für mehr als 95 Prozent des Umsatzes der Pierer Mobility verantwortlich. Die Gespräche mit der Kernaktionärin Pierer Bajaj AG als auch mit bestehenden Finanzgläubigern würden sich in einem frühen Stadium befinden. An Pierer Bajaj ist zu 50,1 Prozent Stefan Pierer beteiligt, der Rest ist in den Händen des indischen Fahrzeugherstellers Bajaj.

„Es können über den Ausgang der Verhandlungen, die Konditionen und den Umfang einer zusätzlichen Finanzierung noch keine konkreten Aussagen getroffen werden“, teilte Pierer Mobility weiter mit. Neben der Sicherung der Liquidität strebe der Vorstand an, „die KTM AG operativ und finanziell wieder auf eine stabile Basis zu stellen“. Es werde eine noch tiefgreifendere operative Restrukturierung vorangetrieben.

Kleinaktionäre (Streubesitz 25 Prozent Streubesitz, Rest Pierer Bajaj AG) reagierten panisch. Die Aktie verlor am Mittwoch fast ein Drittel ihres Wertes  auf 8,50 Euro je Stück. Seit Jahresbeginn ist das ein Minus um 75 Prozent. Die Dividende wird für heuer wohl entfallen.

Angestellte betroffen   

Ziel sei es, so der Konzern, durch eine signifikante Reduktion der Produktionsmengen die Lagerbestände auf Ebene der KTM AG wie auch auf Händlerebene auf ein wirtschaftlich nachhaltiges Niveau abzubauen. „Weiters wird auch der Overhead-Bereich nochmals deutlich angepasst.“  Auch Nachfrage teilte  Pierer-Sprecher Hans Lang gegenüber dem KURIER mit, dass damit der  Verwaltungsbereich gemeint sei.  Wie viele Angestellte gehen müssten und wann genau, könne jetzt noch nicht gesagt werden. „Aber sobald wie möglich.“

Die Maßnahmen sollen laut Konzern Kosten und Absatz ab dem Geschäftsjahr 2025 auf einem redimensionierten Niveau stabilisieren und so die Basis für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität  schaffen.

Weitere Schritte

Nicht bestätigen bzw. kommentieren wollte Lang KURIER-Informationen, wonach sich das Unternehmen von der gesamten Elektrofahrradsparte trennen will. Die E-Bike-Marke  R Raymon wurde bereits verkauft, Gasgas, Husqvarna und Felt gehören noch zu Pierer Mobility. „Felt ist wieder positiv, bei den anderen beiden sind die Lagerbestände noch hoch“, sagt Lang. Die Abwertungen würden heuer abgeschlossen.

Eine weitere mögliche Maßnahme wäre, einen Teil der Fertigung in die USA zu verlagern. „Das ist aktuell kein Thema und steht nicht auf unserer Prioritätenliste ganz oben, aber wir können schnell sein und haben dazu einen Plan“, sagt Lang.

Die Ursachen

Noch im Vorjahr konnte Pierer Mobility Rekorde bei Absatz und Umsatz einfahren. Allerdings brach der operative Gewinn schon damals um rund ein Drittel ein. „In der Coronazeit sind die Preise durch die Decke gegangen“, erklärt Lang. „Danach hatten alle Interessenten ihre Räder und der Bedarf ging wieder runter. Wahrscheinlich werden wir bis nächstes Jahr noch brauchen, um die Läger wieder abzubauen.“ 

Schon damals seien Zahlungsziele für Händler und Lieferanten verlängert sowie die Produktion zurückgeschraubt worden. 300 Jobs am Standort Mattighofen wurden abgebaut und nach Indien und China verlagert. 

Heuer gab es laut Lang starke Rückgänge auf dem gesamten Motorradmarkt in Nordamerika, während in Europa zwar die Neuzulassungen konstant blieben, aber nur im Billigsegment. Hoffnung legte der Konzern auf das zweite Halbjahr in den USA, das im Offroad-Bereich traditionell stärker verlaufe. „Das ist nicht eingetreten“, bedauert Lang. Ob der künftige Präsident Donald Trump  zu einem Aufschwung führen könnte, beurteilt er zwiespältig. „Die Inflation könnte stärker zurückgehen, aber höhere Zölle die Preise wieder steigen lassen.“

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