"Fans zahlen mehr Gebühren, Künstler haben weniger Möglichkeiten, Konzerte zu geben, kleinere Veranstalter werden verdrängt und Veranstaltungsorte haben weniger Auswahlmöglichkeiten bei Ticketing-Dienstleistungen", beschreibt US-Generalstaatsanwalt Merrick Garland die Situation.
Das Unternehmen sieht in der Ankündigung einen "kurzlebigen PR-Coup", der an der Situation nichts ändern würde. Die Karten seien teurer wegen der Inflation, den immer anspruchsvolleren Shows, den hohen Künstlergagen - und der hohen Nachfrage. Der Verkauf hat sich durch das Internet zudem massiv gewandelt: Wie etwa bei Flügen können die Preise dabei mit der Nachfrage variieren ("dynamic pricing"). Dass Fans bereit sind, hohe Preise zu bezahlen, ist allerdings kein Beleg für einen funktionierenden Wettbewerb.
Probleme mit der marktbeherrschenden Stellung einzelner Teilnehmer gibt es auch in Europa. Im deutschsprachigen Raum ist der Münchner Veranstalter CTS Eventim immer wieder in der Kritik. Das Unternehmen ist der größte Kartenanbieter Europas, notiert im deutschen MDAX und ist auch in Österreich vertreten. In Deutschland attestiert ihm Daniel Zimmer, Professor für Kartell- und Wettbewerbsrecht an der Uni Bonn, eine marktbeherrschende Stellung mit einem Marktanteil von 60 Prozent.
Unter dem Portal Oeticket vermarktet CTS Eventim hierzulande nach eigenen Angaben jährlich 76.000 Veranstaltungen - unter anderem die eingangs erwähnten Stadionkonzerte von Taylor Swift. In Deutschland ermittelte zeitweise das Kartellamt gegen CTS Eventim, in Österreich sind laut Auskunft der Bundeswettbewerbsbehörde keine entsprechenden Vorgänge bekannt.
In der Praxis gebe es aber sehr wohl immer wieder Probleme, heißt es beim Verein für Konsumenteninformation auf Anfrage des KURIER. Im April bestätigte das Oberlandesgericht Wien eine Entscheidung des Handelsgerichts Wien. Demnach habe Oeticket, den Konsumentinnen und Konsumenten widerrechtlich „Servicegebühren“ verrechnet, ohne dafür eine erkennbare Leistung zu erbringen. Diese Gebühren von ein paar Euro werden bei jedem Kartenverkauf mitverrechnet - und läppern sich, je größer die Konzerte werden.
Live-Einnahmen werden immer wichtiger
Hinter den teuren Konzertkarten steht aber auch eine massive Verschiebung am Musikmarkt: Während Musikfirmen und Künstler früher an Tonträgern verdienten, ist das Live-Geschäft zur wichtigsten Einnahmequelle geworden. Plattformen wie Spotify bezahlen etwa 0,005 Cent pro Stream, den Künstlerinnen und Künstlern kommt im Regelfall nur ein Bruchteil davon zu.
Und die Lust auf Live-Konzerte scheint ungebrochen, trotz der teils sehr hohen Eintrittspreise. „Seit der Pandemie gehen die Leute wieder mehr auf Konzerte", sagt Thomas Kern vom Veranstaltungsort Arena Wien zum KURIER. Dass die Künstlergagen und die Kosten für die Ausrichtung der Events gestiegen sind, sieht auch er. Die höheren Preise würden aber in Kauf genommen.
Kern beobachtet in diesem Zusammenhang eine weitere Entwicklung: „Die Schere bei den Ticketpreisen zwischen größeren und kleineren Konzerten ist extrem auseinandergegangen“. Auch niederschwellige Konzerte mit Eintrittspreisen von zehn bis 15 Euro seien derzeit so gut besucht wie seit Jahren nicht mehr. Wie gut solche Nischen funktionieren, ist laut Kern allerdings hauptsächlich von der jeweiligen Szene abhängig. Die Entwicklung der kommerziellen Musikbranche sieht er zwar kritisch, den Befund, dass große Konzerne die Musikkultur abwürgen, kann er aber nicht bestätigen.
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