Warum Österreich Kongressgeschäft verloren hat

Warum Österreich Kongressgeschäft verloren hat
Die Branche kommt nur langsam wieder in Fahrt.

Je internationaler die Teilnehmerliste, desto lukrativer das Geschäft. So lautet die Faustformel im Kongresstourismus. Schließlich  reisen zu internationalen Veranstaltungen mehr Gäste an, die tendenziell auch länger bleiben und  bei dieser Gelegenheit auch mehr  Geld ausgeben. Mehr als zwei Drittel aller Kongress- und Tagungsnächtigungen wurden im Vorjahr über internationale Kongresse generiert.

Im Durchschnitt gibt ein Kongressgast in Wien 541 Euro am Tag aus und damit um 265 Euro mehr als der typische Städteurlauber. Zuletzt war aber gähnende Leere im Kongresskalender. Vom Vorkrisenniveau ist die Branche weit entfernt. 2019 verbuchte sie mehr als 3,3 Millionen Gästenächtigungen, im Vorjahr waren es nur 811.000. Anders gesagt, kam das Geschäft bestenfalls bei 30 Prozent des Vorkrisen-Niveaus zu Liegen.

Schlicht, weil die meisten Veranstaltungen nur von nationaler Bedeutung waren. Aktuell läuft das Geschäft wieder, die große Unbekannte bleibt aber der Herbst.

Marktanteile verloren

Dass die Branche noch hinter alten Erfolgen hinterher hinkt, kann niemanden verwundern, wettern Branchenkenner. Schließlich waren die Hoteltüren während der Pandemie Lockdown-bedingt zu, während das Geschäft in anderen Ländern längst angelaufen ist. "Zu Beginn des Jahres haben wir kleinere Veranstaltungen an Länder wie Spanien oder Portugal verloren, weil dort die Restriktionen früher zurückgenommen wurden", sagt Christian Woronka, Leiter des Vienna Convention Bureau.

Auch Skandinavien habe Geschäft abgezogen. Es gilt nun, verlorene Marktanteile wieder zurückzuerobern. "In Wien haben wir dieses Jahr 40 Kongresse mit mehr als Tausend Personen und zehn davon mit mehr als 5.000", sagt Woronka. Unter anderem ist der internationale Radiologenkongress zurück in der Stadt – nicht mehr im Frühling, sondern im Juli.

Genügend Betten

An Gästebetten wird es in Wien jedenfalls nicht mangeln. "Dieses Jahr eröffnen noch zehn neue Hotels mit insgesamt mehr als 2.000 zusätzlichen Betten", sagt Woronka. Laut den Tourismusverantwortlichen kann aber von einem Überangebot keine Rede sein. Schließlich würden neue Ketten in Wien einziehen, die auch neue Gäste mitbringen.

Wien spielt im Kongressgeschäft übrigens in einer eigenen Liga. Jede dritte Veranstaltung geht in der Bundeshauptstadt über die Bühne. Hinter den Kulissen heißt es, dass noch mehr Veranstaltungen möglich wären. "Doch mitunter bekommt man die Räumlichkeiten nicht, weil zum Beispiel in der Messe Prüfungen von Unis stattfinden", moniert ein Branchenkenner.

Kommentare