Hohe Strom- und Gaspreise treffen auch die Hotellerie. Wie werden sie umgehen mit den hohen Energiepreisen im kommenden Winter? Und wie wird sich das auf die Zimmerpreise, Wellnessbereiche und Pools auswirken? Wir fragen bei Hotels in ganz Österreich nach.
Sarah Moser ist Geschäftsführerin der elf Hygna Chalets im Tiroler Alpenbachtal. Jedes der Chalets hat eine Sauna, vier davon zusätzlich noch einen Whirlpool. Einen Pool für alle Gäste gibt es ebenfalls. Geheizt wird mit Pellets und an einem schönen Tag deckt die hauseigene Photovoltaik-Anlage den kompletten Strombedarf.
„Generell muss man sehr aufpassen, dass man am Erlebnis des Gastes nicht spart“
von Sarah Moser ist Geschäftsführerin der elf Hygna Chalets im Tiroler Alpenbachtal
KURIER: Mit welchem Gefühl blicken Sie auf die bevorstehende Herbst- und Wintersaison?
Sarah Moser: Ich bin sehr optimistisch. Zum Negativsein habe ich noch genug Zeit, wenn es so weit ist. Für den Herbst sind schon Buchungen da, aber die Gäste buchen sehr kurzfristig. Darum kann ich es schwer abschätzen.
Um wie viel Prozent sind die Energiekosten im vergangenen Jahr gestiegen?
Wir haben etwa die doppelten Energiekosten. Auch die Preise der Pellets sind extrem gestiegen.
Haben Sie sich konkrete Konzepte zur Energieeinsparung überlegt, wie beispielsweise die Zimmertemperatur hinunterzudrehen oder Saunazeiten zu verkürzen?
Uns gibt es ja erst seit einem Jahr. Wir haben von Anfang an sehr energiesparend gebaut. Außerdem laufen der Whirlpool und die Sauna in den Chalets wirklich nur, wenn sie benutzt werden. Zudem sparen wir bei der Außenbeleuchtung und dimmen mehr. Wir arbeiten auch daran, die Zeiten für den Pool effizienter zu gestalten.
Haben Sie in diesem Jahr die Zimmerpreise bereits erhöht?
Ja, um sieben bis zehn Prozent. Momentan planen wir aber keine Erhöhungen mehr.
Wie reagieren die Gäste auf die Preiserhöhung?
Die Gäste sind positiv gestimmt, wenn es nachhaltige Ansätze gibt. Wie beispielsweise weniger Lichtverschmutzung und sie dadurch die Sterne besser sehen können. Aber generell muss man sehr aufpassen, dass man am Erlebnis des Gastes nicht spart.
Werden sich genug Leute noch einen Winterurlaub leisten können?
Wenn die Situation so bleibt und der Staat Maßnahmen ergreift, denke ich ja.
Diese Woche wurde die Strompreisbremse für Haushalte beschlossen, auch bei den Unternehmen überlegt man sich etwas. Was wünschen Sie sich von der Regierung?
Förderungen sind prinzipiell schön und wir Unternehmer freuen uns natürlich darüber, wenn aber keine Gäste mehr kommen, nützen Förderungen und Zuschüsse auch nichts. Wichtig ist, dass die Wirtschaft in Österreich insgesamt am Laufen bleibt und die Politik mit Maß und Ziel die richtigen Hebel setzt.
Das Hotel Molzbachhof von Familie Pichler befindet sich in Kirchberg am Wechsel in Niederösterreich und hat 54 Zimmer, einen Saunabereich, einen Naturbadeteich und einen Pool. Besitzer Peter Pichler erzeugt mit Holz den Strom.
„Wir wollen, dass die Gäste ihren gewohnten Standard weiterhin bekommen“
von Peter Pichler, Besitzer des Hotels Molzbachhof
KURIER: Mit welchem Gefühl blicken Sie auf die bevorstehende Herbst- und Wintersaison?
Peter Pichler: Mit einem guten. Ich bin positiv und jammere nicht so gerne. Außerdem denke ich, dass der Höhepunkt der Preise erreicht ist.
Um wie viel Prozent sind die Energiekosten im letzten Jahr bei Ihnen gestiegen?
Wir haben etwa 20 Prozent höhere Energiekosten. Was wir sehen, ist, dass sich langjährige Partnerschaften bezahlt machen. Wir kaufen in der Region bei den Bauern ein und da sind die Produkte nur etwas teurer geworden. Hier schaut man mehr auf das Miteinander als nur auf den Preis und so macht sich der Nachhaltigkeitsgedanke auch in dieser Hinsicht bezahlt.
Haben Sie sich konkrete Konzepte zur Energieeinsparung überlegt, wie beispielsweise die Zimmertemperatur hinunterzudrehen oder Saunazeiten zu verkürzen?
Nein. Wir wollen, dass die Gäste ihren gewohnten Standard weiterhin bekommen.
Haben Sie in diesem Jahr die Zimmerpreise bereits erhöht?
Wir sind generell nicht so hochpreisig und haben keine Saisonpreise. Aber ja, wir sind mit den Zimmerpreisen um 10 Prozent hinaufgegangen.
Wie reagieren die Gäste auf die Preiserhöhung?
Wir merken nicht, dass die Leute weniger wegfahren. Sie kommen vielleicht kürzer. Aber in unserem Wirtshaus, in dem wir auch Tagesgäste empfangen, konsumieren die Leute weniger.
Werden sich genug Leute noch einen Winterurlaub leisten können?
Ich habe keine Befürchtungen, dass die Leute nicht mehr auf Urlaub fahren werden. Ich denke, dass die Gäste im Alltag mehr sparen. Aber, wenn sie auf Urlaub fahren, wollen sie sich für den Zeitraum etwas gönnen und nicht sparen.
Diese Woche wurde die Strompreisbremse für Haushalte beschlossen, auch bei den Unternehmen überlegt man sich etwas. Was wünschen Sie sich von der Regierung?
Ein super Ansatz wäre, wenn man die Lohnnebenkosten senkt. Damit ist meinen Mitarbeitern und mir geholfen.
Patricia Tomek und ihre Mutter Anna betreiben das kleine Boutiquehotel Schwalbe im 16. Wiener Gemeindebezirk mit 16 Zimmern; Pool oder Sauna gibt es keine. Das historische Zinshaus wird zu 100 Prozent mit Gas beheizt. Tomek hat bereits viel in die Wärmedämmung investiert.
„Können die Zimmerpreise nicht um 20 Prozent erhöhen“
von Patricia Tomek, Geschäftsführerin des kleinen Boutiquehotels Schwalbe
KURIER: Mit welchem Gefühl blicken Sie auf die bevorstehende Herbst- und Wintersaison?
Patricia Tomek: Die Touristen werden kommen, sie wollen reisen. Veränderungen im Städtetourismus sind aber deutlich zu erkennen. Es wird spontan gebucht, teilweise am selben Tag der Anreise.
Sind die Energiekosten schon gestiegen?
Wir hatten bis jetzt einen bindenden Vertrag und dadurch waren die Preiserhöhungen marginal. Aber die Heizsaison kommt und ich muss den Vertrag verlängern oder einen anderen Vertragspartner suchen und derzeit ist Strom um das Sechsfache höher und Gas um das Fünffache.
Haben Sie sich Konzepte zur Energieeinsparung überlegt?
Man muss für die Gäste attraktiv bleiben, aber gleichzeitig Energie sparen. Denn der Gast zahlt für eine Leistung, die er haben will. Was uns das kostet, ist ihm egal. Darum haben wir ein neues Lichtkonzept erarbeitet. Wir beleuchten anders. Zum Beispiel dimmen wir mehr und die Außenbeleuchtung wird früher abgeschaltet.
Haben Sie die Zimmerpreise bereits erhöht?
Ja, um 10 Prozent. Trotzdem schlucken wir einen großen Teil selbst. Wir können die Zimmerpreise nicht um 20 Prozent erhöhen, sonst kommt keiner mehr. Wir haben dafür Mitarbeiter eingespart und arbeiten selbst mehr.
Wie reagieren die Gäste auf die Preiserhöhung?
Auch Gäste machen einen Lernprozess und passen sich an. Sie checken etwa mehr selbstständig ein.
Werden sich genug Leute noch einen Urlaub leisten können?
Im Städtetourismus kommen die Leute zu speziellen Events, aber die Durchschnittsdauer des Aufenthalts wird sich reduzieren.
Was wünschen Sie sich von der Regierung?
Ich wünsche mir eine Strompreisdeckelung. Wenn diese nicht kommt, können wir uns das alles nicht mehr leisten. Aber jede Katastrophe ist auch eine Chance und vielleicht regt uns das endlich zum Umdenken an. Denn letztlich müssen wir unsere Lebensweise ans Klima anpassen.
Das Naturhotel Gut Berg in Salzburg wird von Petra und Reinhard Gschwandl geführt. Das Hotel umfasst mit den Ferienwohnungen 43 Wohneinheiten, einen Saunabereich und einen Pool. Geheizt wird mit Hackschnitzel und etwa ein Drittel des Strombedarfs kommt über die hauseigene Photovoltaik-Anlage.
„Die Gäste kommen, sparen aber beim Nebenkonsum“
von Reinhard Gschwandl, Geschäftsführer des Naturhotels Gut Berg
KURIER: Mit welchem Gefühl blicken Sie auf die bevorstehende Herbst- und Wintersaison?
Reinhard Gschwandl: Wir sind guter Dinge und schauen beide positiv auf die kommende Saison. Bei den Buchungen sieht man, die Leute wollen auf Urlaub fahren.
Um wie viel Prozent sind die Energiekosten bei Ihnen gestiegen?
Auch die Hackschnitzelgewinnung und -Produktion wurde teurer. Damit sind unsere Energiekosten etwa um 35 bis 40 Prozent gestiegen.
Haben Sie sich konkrete Konzepte zur Energieeinsparung überlegt, wie beispielsweise die Zimmertemperatur hinunterzudrehen oder Saunazeiten zu verkürzen?
Man kann nicht die Preise erhöhen und gleichzeitig die Zimmertemperatur hinunterregeln. Die Gäste wollen keine kalten Zimmer und keine kalten Bäder. Wir setzen lieber auf langfristige, nachhaltige Lösungen. So möchten wir beispielsweise unsere PV-Anlage ausbauen oder haben im vergangenen Herbst ein System eingebaut, wodurch sich der Saunaofen automatisch abschaltet, sobald er ein Energielevel erreicht hat.
Haben Sie die Zimmerpreise bereits erhöht?
Ja. Wir haben in der Nebensaison um sieben Prozent und in der Hauptsaison um acht Prozent erhöht und für nächsten Sommer planen wir eine erneute Erhöhung.
Wie reagieren die Gäste darauf?
Die Gäste kommen, sparen aber beim Nebenkonsum wie Massagen, Kosmetikanwendungen oder Getränke.
Werden sich genug Leute noch einen Winterurlaub leisten können?
Ja, wir denken schon. Wir sind optimistisch. Aber unter den Gästen spürt man schon eine gewisse Unsicherheit und sie machen sich Gedanken über die Zukunft.
Diese Woche wurde die Strompreisbremse für Haushalte beschlossen, auch bei den Unternehmen überlegt man sich etwas. Was wünschen Sie sich von der Regierung?
Ich befürworte eine Strompreisbremse mehr als einen einmaligen Zuschuss. Das ist langfristig und man kann auch besser damit kalkulieren.
Daniela Pfefferkorn betreibt das Hotel Goldener Berg in Lech am Arlberg mit 37 Zimmern, einem Alpin Spa und sechs Restaurants. Vor dreizehn Jahren erbauten einige Oberlecher Betriebe ein eigenes Fernwärmeheizwerk, mit dem alle Betriebe geheizt werden.
„Müssen effektiv sein“
von Daniela Pfefferkorn. Betreiberin des Hotels Goldener Berg
KURIER: Mit welchem Gefühl blicken Sie auf die Wintersaison?
Daniela Pfefferkorn: Wir sind bei den Reservierungen am Niveau vom letzten Winter. Man muss aber auch dazu sagen, dass wir nur acht Prozent österreichische Gäste haben.
Um wie viel Prozent sind die Energiekosten gestiegen?
Strom um 50 Prozent und die Heizkosten um 40 Prozent.
Haben Sie Konzepte zur Energieeinsparung?
Wir waren immer schon sehr bewusst, weil mir das wichtig ist. Darum sind wir bei vielen Dingen schon sehr effizient. Wir schauen, dass die Heizungsplanung aber noch effizienter wird. Auch eine PV-Anlage ist in Überlegung. Die Kühlschränke der Minibars in den Zimmern werden jetzt abgeschaltet. Immerhin sind das 37 Kühlschränke.
Haben Sie die Zimmerpreise erhöht?
Ja, etwa um sieben Prozent.
Wie reagieren die Gäste auf die Preiserhöhung?
Unsere Gäste sparen nicht ein und machen alles wie bisher: Yoga, Massagen und die extra Flasche Wein.
Was wünschen Sie sich von der Regierung?
Mich ärgern Energiekonzerne, die sich auf Kosten der Endverbraucher bereichern. Hier sollte die Regierung eingreifen.
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