Sie nennt ein weiteres Beispiel: „Gewisse Jobs, etwa Bürojobs, scheinen durch Automatisierung bedroht. Man kann entweder zuschauen, wie man als Mitarbeiter obsolet wird oder versuchen, aktiv einen neuen Weg einzuschlagen.“ Der nächste logische Schritt wäre also, eine neue Ausbildung zu beginnen.
Das Problem: „Die Wenigsten haben Zeit, drei Jahre lang etwas Neues zu studieren oder eine neue Ausbildung zu starten.“ Das brauche es in der Regel aber auch gar nicht, wie die „neuefische“ CEO anmerkt. „Jobgrenzen verschwimmen – das ermöglicht, fließender in neue Berufe einzutauchen.“
Hier setzt die New Education an. Konkret in der IT-Branche. Dalia Das’ „IT-Bootcamp“ soll es ermöglichen, mit kurzen und sehr praxisorientierten Programmen, binnen drei Monaten eine ausgebildete IT-Fachkraft zu werden.
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Wie ist das möglich?
„Unsere Programme sind darauf ausgerichtet, ein bestehendes Skillset (Fertigkeiten und Fähigkeiten) zu ergänzen oder aufzuwerten.“
Wie man sich das vorstellen kann? Als Buchhalter hat man beispielsweise bereits Fähigkeiten gesammelt. Meist fehlen nur ein paar weitere „Skills“, um aus einem Buchhalter einen Data-Analysten zu machen. Oder aus einer Ergotherapeutin eine Webentwicklerin. „Beide bringen ein Set an Fertigkeiten mit, auf denen man aufbauen kann. Sie wissen, wie man Projekte leitet, haben gelernt zu lernen, verfügen über ein Know-how zu Prozessabläufen, haben ein analytisches Verständnis und bestenfalls auch die Motivation, Neues zu lernen“, erklärt Dalia Das.
„Vor der Aufnahme ins Programm geben wir Aufgaben mit, um zu prüfen, ob Tech auch ein geeigneter Weg ist“, sagt sie. Es folgt eine dreimonatige Intensivausbildung, in der „aufgefüllt wird, was an Fähigkeiten fehlt“, beschreibt Das. Kann das jeder?
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Die Fähigkeiten
Grundsätzlich laute die Antwort: Ja. Es müsse „nur“ eine gewisse Skill-Distanz überwunden werden. Das kann je nach Vorkenntnissen und Fähigkeiten ein bis sechs Monate dauern. „Für die wenigsten Disziplinen braucht man spezielle Programmiervorkenntnisse“, sagt Das. „Wenn man aber in drei Monaten ein Data-Scientist werden will, erwarten wir von Kandidaten, die sich für unser Programm bewerben, dass sie zumindest schon statistisch gearbeitet oder erste Programmiererfahrungen gemacht haben. Sonst werden die drei Monate sehr kurz.“
Was all diese Programme gemeinsam hätten, sei das Thema Sozialkompetenz: „Diese Jobs leben davon, dass man gut im Team arbeiten kann. Niemand ist mehr Einzelkämpfer. Man muss sehr strukturiert sein, Spaß daran haben, Nüsse zu knacken und ein analytisches Verständnis mitbringen. Das wird oft vergessen“, sagt Dalia Das. Schlussendlich brauche es den Mut, sich zu verändern, und den Willen, sich weiterzuentwickeln. Geld als Motivator reiche da nicht aus.
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Quereinsteiger-Branche
Die IT-Branche eigne sich besonders gut für Umorientierungen. Laut einer McKinsey-Studie kommen 44 Prozent der IT-Mitarbeiter aus „nicht technischen“ Disziplinen. „Die Branche besteht also bereits aus Quereinsteigern“, sagt Das. Das beobachtet sie auch in ihrem Bootcamp: „Wir haben Absolventen, die frisch aus der Uni kommen und gar keine Berufserfahrung haben, aber schon vorab feststellen, dass sie mit ihrem Studium keinen passenden Job finden werden. Und wir haben Personen, die nach zehn Jahren Berufserfahrung sagen, dass sie etwas anderes machen wollen.“
Solche Umorientierungen seien auch aus Unternehmenssicht vorteilhaft, da „gerade in der IT händeringend nach Fachkräften gesucht wird“, sagt Das. Der Bedarf könne jedoch aufgrund des demografischen Wandels nicht mehr gefüllt werden. Die Expertin erklärt: „Es kommen viel zu wenige Fachkräfte nach, deswegen sollten wir uns mehr auf quereinsteigende Talente konzentrieren. Das ist der Schlüssel zum Fachkräftemangel in der IT.“
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